Zwei Männer, eine Leidenschaft
Die Brauerei Bruch leitet den Generationswechsel ein: Lukas Bruch steigt in die Brauerei seines Vaters Thomas ein
Wenn es stimmt, was der Lebenskünstler Friedrich Liechtenstein sagt, und das Leben sehr kurz sein kann, „wenn man sich auf zu wenige Dinge konzentriert“, dann wird sich das Leben von Thomas und Lukas Bruch in die Länge ziehen. Schon allein wegen der Sache, auf die sich die beiden beruflich konzentrieren: Bier. Denn Bier ist für Vater und Sohn nicht nur eine Sache, Bier, das sei eine Welt mit fast unbegrenzten Möglichkeiten, sagen die Brauer – und belassen es nicht beim Reden.
Lukas Bruch, 30 Jahre alt, kennt das Bierbrauen nicht nur aus der Tradition der Familie, in der er aufgewachsen ist. Er lernte bei seiner Ausbildung zum Braumeister in Berlin auch CraftBrauer kennen. Menschen, die die alte Kunst des Brauens nutzen, um neue Biere zu schaffen – nicht für große Absatzmärkte, sondern für einen eher überschaubaren Kundenstamm. Mit dem, was die meisten deutschen Biertrinker gewohnt sind, hat Craft-Bier nichts zu tun. Was da passiere sei „eine schöne Sache“, sagt Lukas Bruch, denn „Leute, die Pils nie so mochten, werden neu ans Bier herangeführt“.
„Das Bier wird veredelt“, – so formuliert Thomas Bruch, 66 Jahre alt, das, was die Craft-Brauer tun. „Die Menschen werden wieder neugierig auf Bier“, sagt er. Und das könne der Branche nur guttun. „Jahrzehntelang“, erinnert sich Thomas Bruch, „war das ganz ‚normale’ Bier vorherrschend“– Helles meint er damit und Export. In den 60er und 70er Jahren sei dann die „Pilswelle“über Deutschland geschwappt. Heute habe das Pils unter den Bieren einen Marktanteil von etwa 60 Prozent.
Während in anderen Ländern, etwa in Belgien, die Biervielfalt auch von großen Brauereien gepflegt wurde, haben in Deutschland „viele Brauer die Aromenvielfalt der Rohstoffe nur teilweise realisiert“, sagt Bruch – und meint: Obwohl es viele Hopfensorten gibt, man mit Malz sehr unterschiedlich umgehen kann und auch die Hefe „eine enorme Geschmacksvielfalt mitbringt“, wagte man in deutschen Brauereien kaum Experimente.
Die Brauerei G.A. Bruch, sagt Thomas Bruch, musste nicht wie manch andere Brauerei durch einen neuen Biertrend aus den USA geweckt werden. Pils ist im Sortiment der Saarbrücker Brauerei schon lange nicht mehr die Hauptsorte. 1980 brachte Bruch sein Zwickel auf den Markt, Ende der 80er Jahre das dunklere Landbier, in den 90er Jahren das Festbock. Vor drei Jahren wurde bei Bruch unter dem Label „Wadgasser Kloster-
„Unsere Branche ist unter Feuer.“Thomas Bruch zur Bewegung auf dem
Biermarkt
bräu“zum ersten Mal Bier nach klösterlicher Tradition gebraut, ein Bier mit vier Malzsorten. Parallel dazu brachte Bruch die Hopfenperle in Biergläser – gebraut mit drei Sorten Hopfen. Im vergangenen Jahr experimentierte Lukas Bruch mit rotem Malz, fünf Aromahopfensorten und Ale-Hefe. Heraus kam das Nauwieser Drittel.
Die Zeit des Experimentierens hat aber bei Bruch offenbar gerade erst begonnen. Der neue, jung Braumeister Sebastian Kleint hat daran offenbar genau soviel Spaß wie die Bruchs. „Der Generationswechsel ist eingeleitet“, sagt Thomas Bruch. Er ist Anfang 1980 ins Unternehmen seines Vaters eingestiegen, zwei Jahre später hat er die Leitung übernommen. So kann er sich nun auch den nächsten Generationswechsel vorstellen.
Bis sein Vater ihm die Brauerei „ganz übergibt“, sagt Lukas Bruch, könne er sich vorstellen, das ein oder andere Brauexperiment zu wagen, ohne dass dann auf den Flaschen Bruch steht. Wobei Thomas Bruch gerne mit- experimentiert. Die beiden sind viel unterwegs, um in anderen Ländern Biere zu probieren. „Experimentieren, rumfahren und Anregungen holen – das ist unser gemeinsames Hobby“, sagt Lukas Bruch. Und womöglich wird nächstes Jahr auch in Sachen Gastronomie experimentiert: Bruch übernimmt zusätzlich zum Stiefel, zur Tabaksmühle und zur Undine die „Marktbrunnen“Kneipe am St. Johanner Markt.