Krebs verliert seinen Schrecken
Ihren jüngsten Patienten können die Tumormediziner mittlerweile am besten helfen
Eine Krebserkrankung bei einem Kind ist eine schreckliche Vorstellung. Zum Glück sind Tumore im Kindesalter aber selten. Kinderonkologen können ihren jungen Patienten zudem immer besser helfen.
Homburg. In Deutschland erkranken pro Jahr durchschnittlich 1800 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren an Krebs. Das ist schlimm. Doch in absoluten Zahlen ist Krebs bei Kindern zum Glück in Deutschland selten. Das Deutsche Zentrum für Krebsregisterdaten hat errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit für ein neugeborenes Kind, innerhalb der ersten 15 Lebensjahre eine bösartige Erkrankung zu erleiden, bei 0,2 Prozent liegt.
Im vergangenen Jahr starben 91 Kinder zwischen einem und 15 Jahren an einem Hirntumor, hat das Statistische Bundesamt ermittelt. Diese Krebsart war damit die häufigste Todesursache. An fünfter Stelle der Statistik erscheint die nächste Krebsart: 33 Todesfälle bundesweit gehen auf das Konto der Leukämie. Den vergleichsweise seltenen Krebserkrankungen kommt jedoch eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit zu. Dies hat unter anderem zur Gründung von Elternvereinen geführt, der medizinischen Versorgung im psychosozialen Bereich und der Forschung reichlich Mittel beschert und dazu geführt, dass die Mediziner heute sehr vielen kleinen Patienten sehr gut helfen können. Was kaum bekannt ist: Über 80 von 100 an Krebs erkrankten Kinder können heute geheilt werden, bei einer Krebserkrankung im Nierenbereich sind es sogar 90 Prozent.
Für Norbert Graf, Professor für Pädiatrie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg und Leiter der Klinik für pädiatrische Onkologie und Hämatologie, ist dies der Verdienst klinischer Studien: „95 Prozent aller an Krebs erkrankten Kinder werden nach den Erkenntnissen klinischer Studien behandelt.“Das garantiere eine Behandlung auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.
So haben sich die Prognosen seit den 1970er Jahren, als die ersten Studien erstellt wurden, stetig verbessert. Norbert Graf, der bei vielen Studien mitarbeitet und selbst eine Studie über kindliche Nierentumore leitet, schätzt diese internationale Vernetzung: „Wir haben Mediziner aus Südamerika und aus Osteuropa ebenso im Boot wie aus den USA und natürlich Westeuropa. Wir arbeiten alle nach demselben Schema.“
Damit sei gewährleistet, dass ein an Krebs erkranktes Kind in Moskau oder in Buenos Aires genauso behandelt werden könne wie in Düsseldorf oder in Paris – und auch die gleichen Chancen habe, die Krankheit zu überleben. Das betreffe nicht nur die Art der Behandlung, sondern auch die Dosierung der Medikamente oder der Strahlentherapie. „Es geht natürlich in erster Linie ums Überleben. Aber wir wollen die Behandlung für die Kinder so schonend wie nur möglich gestalten. Auch darüber gibt es einen internationalen Austausch in den sogenannten Therapieoptimierungsstudien“.
Die häufigste Krebsart bei Kindern sind Leukämien. Sie machen nach Angaben des Kinderkrebsregisters in Mainz mehr als ein Drittel aller Krebserkrankungen bei den unter 15Jährigen aus, Jungen erkranken häufiger als Mädchen. Warum das so ist, ist nicht bekannt. Dank intensiver medizinischer Forschung steigt die positive Prognose bei Leukämien im Kindesalter ständig und liegt bei ihrer häufigsten Form, der akuten lymphatischen Leukämie, derzeit bei beinahe 90 Prozent.
Die zweithäufigste Krebserkrankung sind Hirntumore, gefolgt von Lymphomen (Lymphknotentumoren), Tumoren in der Niere oder Nebenniere und Sarkomen (Tumore in Knochen oder Weichteilen). Im Unter-