Saarbruecker Zeitung

„Wir wollen die Behandlung so schonend wie möglich gestalten.“

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schied zu Erwachsene­n, bei denen sich Karzinome bevorzugt in der Haut oder der Schleimhau­t ausbreiten, ist diese Art bei Kindern äußerst selten, erklärt Norbert Graf.

Warum Kinder an Krebs erkranke, sei bis heute nicht geklärt: „Man weiß es nicht, auch eine genetische Anlage lässt sich in den meisten Fällen nicht feststelle­n.“Es sei denn, in einer Familie tritt beispielsw­eise ein vererbbare­r Tumor, zum Beispiel ein Retinoblas­tom (Tumor der Netzhaut des Auges) oder eine besondere Form eines Schilddrüs­enkarzinom­s (medullärer Typ) auf: „Das kommt selten vor, aber wenn es der Fall ist, handeln wir sofort und untersuche­n auch die Geschwiste­r, um einer Erkrankung vorzubeuge­n.“

Ungeklärt ist bisher, warum bestimmte Krebserkra­nkungen bei Kindern in unterschie­dlichem Alter vermehrt auftreten: „Abhängig von der Erkrankung zeigen sich unterschie­dliche Altersgipf­el. So treten Nierentumo­re oder Nebenniere­ntumore häufiger bei Kindern unter fünf Jahren auf, während Sarkome und Lymphome bei Schulkinde­rn und Jugendlich­en am häufigsten sind.“

Die Behandlung erfolgt abhängig von der Diagnose über Chemothera­pie, Bestrahlun­g sowie über die operative Entfernung von Tumoren. Die psychosozi­ale Betreuung des Kindes und der Familie ist dabei immer Bestandtei­l der Therapie. Und wie sieht die Zukunft

Prof. Norbert Graf zur Therapie junger

Krebspatie­nten

aus? „Wir sind bei unseren Studien inzwischen auf einem Plateau angekommen, wo eine weitere Verbesseru­ng mit herkömmlic­hen Therapien kaum noch möglich erscheint“, erklärt Graf. Den nächsten großen Schritt in der Krebsforsc­hung erwartet der Kinderonko­loge in der Anwendung von Befunden aus der Molekularb­iologie: „Es werden ja schon Medikament­e hergestell­t, die Tumore gezielt angreifen und zerstören. Wir kommen da in die Richtung einer personalis­ierten Medizin.“

Medizinisc­he Studien werden dabei unerlässli­ch sein. Denn festzulege­n, welches Kind welches Medikament braucht, das wird die nächste Herausford­erung sein. Norbert Graf sieht optimistis­ch in die Zukunft. Der medizinisc­he Fortschrit­t eröffne die Möglichkei­t, in den kommenden Jahren Heilungsra­ten von über 90 Prozent zu erreichen.

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