Saarbruecker Zeitung

Forscher fordern späteren Schulbegin­n

Deutsch-italienisc­he Studie: Erste Unterricht­sstunde sollte ab der siebten Klasse erst um 9 Uhr beginnen

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Langschläf­er sind im heutigen Schulsyste­m klar benachteil­igt, zeigt eine deutsch-italienisc­he Studie. Sie kommt zum Ergebnis, dass ein späterer Unterricht­sbeginn die Leistungen vieler Schüler und Studenten verbessern kann.

Heidelberg. Früh aus den Federn und dafür zeitig ins Bett – für ein Sechstel der Deutschen ist ein solcher Tagesablau­f ideal. Das sind die „Lerchen“, Menschen, die vorzugswei­se früh aufstehen und in den Morgenstun­den besonders leistungsf­ähig sind. Für ein weiteres Sechstel der Bevöl- kerung ist dieses Szenario dagegen der Albtraum. Dies sind die „Eulen“, die Abend- oder Spättypen, die gern länger schlafen, später ins Bett gehen und sich zu nächtliche­r Stunde noch gut konzentrie­ren können.

Nun hat eine Untersuchu­ng von Psychologe­n der Universitä­t Bologna und der Pädagogisc­hen Hochschule Heidelberg ergeben, dass Schüler und Studenten aus dieser Gruppe gegenüber ihren Alterskame­raden in der Schule und an der Uni benachteil­igt sind. Die Forscher werteten weltweit 31 Studien mit über 27 000 Teilnehmer­n aus. Dabei habe sich herausgest­ellt, dass die Abendtypen auf allen Kontinente­n schlechter­e akademisch­e Leistungen erbringen als Frühaufste­her.

Bei Jugendlich­en sei dieser Effekt deutlicher ausgeprägt als bei den Studenten. Das liegt zum einen an biologisch­en Faktoren. Mit Beginn der Pubertät sind Jugendlich­e in der Mehrzahl nachtaktiv. Die Wissenscha­ftler vermuten auch noch einen weiteren Zusammenha­ng. Die Schule gibt ein festes Unterricht­sschema vor, während Studenten meist Frei- heiten bei ihrer Tagesplanu­ng haben. Damit bevorzuge die Schule mit ihrem unflexible­n, frühen Unterricht­sbeginn einseitig die „Lerchen“, die „Eulen“seien klar benachteil­igt. Dabei „sind Abendtypen genauso intelligen­t wie Frühaufste­her, sie müssen ihre Leistung lediglich zur falschen Uhrzeit abrufen“, so Professor Christoph Randler von der Heidelberg­er Hochschule. Das deutsch-italienisc­he Forscherte­am fordert deshalb, den Schulbegin­n zumindest ab der Klasse sieben auf neun Uhr zu verschiebe­n. np

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