Neun Saarbrücker Polizisten sind zu Fuß auf Verbrecherjagd
Die Kontaktpolizisten aus der Karcherstraße sind jeden Tag auf Fußstreife in St. Johann
Sie kennen in St. Johann jeden Meter Straße. Kein Wunder, denn die neun Kontaktpolizisten gehen auf die Menschen im Stadtteil zu. Was sie erfahren, hilft Opfern – und es führt oft zu den Tätern.
St. Johann. Ihre Schreibtische stehen in schlichten Polizeibüros. Aber ihr Arbeitsplatz sind die Straßen, Wohnungen und Geschäfte von St. Johann. Sie sind dort, wo Menschen Hilfe brauchen. Polizeikommissar Michael Gottesleben und Polizeioberkommissar Helmut Berg erzählen, wie sie entdeckten, dass einer alte Frau der Absturz in die Verwahrlosung drohte. Und wie sie das verhindert haben. Wie sie einem Verbrechensopfer bis heute beistehen. Aus der Dunkelheit tauchten am 8. Dezember 2014 drei Räuber auf und zertrümmerten dem Mann für ein Laptop das Gesicht. Ein Zufallsopfer, das seine Peiniger nie zuvor gesehen hatte. Gottesleben infor- mierte den Schwerverletzten noch am selben Tag über seine Rechte. Die Wunden des Gegenübers wird der Kommissar nie vergessen: „Das war das Schlimmste, was ich je gesehen habe.“Nur Tage später waren die Schläger ermittelt.
Gottesleben wird für ihr Opfer da sein. Auch wenn die drei ihn vielleicht längst vergessen haben. Das alles – und was die nächste Schicht bringt – geht einem Kontaktpolizisten durch den Kopf, morgens, wenn der Arbeitstag beginnt.
Es ist 7 Uhr im klobigen dunkelgrünen Zweckbau an der Karcherstraße. Dort ist die Polizeiinspektion St. Johann zu Hause, die größte im Saarland. In den ersten Augenblicken der Frühschicht entscheidet sich, was auf die neun Kontaktpolizisten (Kops) der PI zukommt. Auch ein Grund, warum sie ihre Arbeit in St. Johann mögen.
Denn jeder Tag ist für sie anders. Sie wollen dort sein, wo Menschen etwas auf den Nägeln brennt. Also nehmen sie sich das Lagebild vor, das die Polizei-Einsätze vom Vortag widerspiegelt. Es zeigt, wo Einbrecher, Schläger, Betrüger, Graffiti-Schmierer am Werk waren und wie oft.
Dann geht’s darum, wer sich am Bürgertelefon (siehe Infokasten) gemeldet hat und weshalb. Diese Anrufe geben weitere Anhaltspunkte, wo die Kops im Laufe dieses Tages oder demnächst gefordert sind. Ein Teil des Teams ist tagsüber im- mer in St. Johann auf Streife. Nach Einbrüchen am Staden neulich zeigen Kops in Uniform kriminellen Tatort-Ausspähern: Wir sind da. Die Beamten sind als Ansprechpartner eben gut zu erkennen.
Auch, um Wissen weiterzugeben. Bürger wissen das zu schätzen. Ursula Khoda und Yasmin Knauf zum Beispiel. Sie erfahren, wie sie sich noch besser vor Taschendieben schützen. Gottesleben zeigt Yasmin Knauf, dass ein Dieb sich in Sekundenbruchteilen den Geldbeutel schnappen kann. Ein Tipp, der viel wert ist und den es auch an der beliebten Mobilen Wache der Kops von St. Jo- hann gibt. Wenn doch etwas in ihrem Revier passiert, sind die Kops routinierte Ermittler, die mit ihrer Szenekenntnis schon viele Fälle klärten. Hinweise bekommt das Kop-Team dank seines Bekanntheitsgrades aus vielen Quellen, die etwas taugen. Die größte Genugtuung bringt aber die Arbeit für die Kriminalitätsopfer. Etwa für eine Frau, die Opfer einer Straftat geworden war und der Michael Gottesleben half, wo er nur konnte, um über das Ganze hinwegzukommen. „Wenn dir so jemand dankbar sagt: ,Ich wusste gar nicht, dass die Polizei das auch macht’, dann lädt das deinen Akku wieder auf.“