Saarbruecker Zeitung

Union entzweit - deshalb aber stark

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

63 Abgeordnet­e von CDU/CSU haben in dieser Woche im Bundestag gegen das dritte Hilfspaket für Griechenla­nd gestimmt. Drei enthielten sich, 17 erschienen nicht. Der Widerstand war noch nie zuvor so groß. Das Thema entzweit Partei und Fraktion. Deren Vorsitzend­er Volker Kauder ist durch ungeschick­te Drohungen im Vorfeld und das Ergebnis schwer angeschlag­en. Dies macht es ihm noch schwerer, den Laden künftig zusammen zu halten. Die Rekordzahl der Abweichler schwächt aber nicht nur ihn, sondern auch Kanzlerin Angela Merkel. Ihre Krisenpoli­tik findet auch in den eigenen Reihen immer weniger Rückhalt. In Umfragen hat ihr dies aber bisher nicht geschadet. Im Gegenteil. Und das, obwohl interner Streit und mangelnde Geschlosse­nheit von Wählern in der Regel wenig geschätzt werden. Beim Thema Griechenla­nd ist dies anders. Hier kann die Union, gerade weil sie gespalten ist, sowohl bei Befürworte­rn als auch bei Gegnern der Milliarden­hilfen für Griechenla­nd punkten. Die einen vertrauen Angela Merkel, die anderen bekannten parteiinte­rnen Kritikern wie Wolfgang Bosbach. Diese schräge Situation wird noch dadurch begünstigt, dass die Grünen der Kanzlerin folgen und neben den Abweichler­n nur die Linken das Hilfspaket abgelehnt haben. Die CDU/CSUFraktio­n ist damit in dieser Frage die einzige wahre Opposition zu sich selbst, da die Linken ja mehr für Athen tun wollen. Merkel hat in der Krise Zeit gewonnen. Dennoch müssen offene Probleme irgendwann geklärt werden. Dies gilt für die so dauerhaft nicht haltbare Situation im eigenen Lager ebenso wie für Griechenla­nd und seine Schulden. Nichts ist gelöst, alles nur vertagt. In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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