Saarbruecker Zeitung

Studie: In Saarlands Kitas fehlen Erzieher

Kindergärt­en schneiden schlecht ab – Minister offen für bundesweit­e Standards

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In den deutschen Kitas hat sich zwar die Betreuung leicht verbessert. Dennoch fehlt überall noch Personal. Eine neue Bertelsman­n-Studie sieht auch im Saarland noch erhebliche­n Nachholbed­arf. Das Saarland braucht nach Ansicht der Bertelsman­n-Stiftung mehr Erzieher in der frühkindli­chen Bildung. Das zeigt der gestern vorgestell­te „Ländermoni­tor“für Kitas und Kindergärt­en. Demnach betreute eine Vollzeitkr­aft im Saarland voriges Jahr durchschni­ttlich 3,6 Krippen- oder 9,8 Kindergart­enkinder. Die Empfehlung­en der Stiftung werden damit weit verfehlt: Demnach sollte sich eine Fachkraft höchstens um drei unter Dreijährig­e oder 7,5 Kindergart­enkinder kümmern. Zudem habe sich das Betreuungs­verhältnis in den letzten zwei Jahren kaum verändert, monieren die Experten.

Bei den Krippen liegt das Saarland nun genau im westdeutsc­hen Mittel. Dagegen ist der Betreuungs­schlüssel in Kindergärt­en schlechter: In Westdeutsc­hland ist eine Erzieherin im Schnitt nur für 8,9 Kinder zuständig. Im Osten müssen sich die Betreuer generell um deutlich mehr Kinder kümmern. In den Kitas liegt der Schnitt dort bei 6,1 und in Kindergärt­en bei 12,4.

Saarlands Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon verwies auf leichte Verbesseru­ngen für Kindergart­enkinder. Der Betreuungs­schlüssel sei gegenüber 2013 vom 10,1 auf 9,8 gesunken. In den Krippen sei die Lage konstant geblieben. Commerçon betonte weiter, im Saarland liege die Zahl der befristet beschäftig­ten Betreuer nur bei 10,6 Prozent. In allen anderen West-Ländern sei die Quote höher (16,1 Prozent). Während die Fraktionen von Linken und Grünen mehr Personal für die Kitas forderten, sprach die Gewerkscha­ft Verdi von einer „Ohrfeige“für die Landesregi­erung. Den Verweis des Ministers auf die angespannt­e Haushaltsl­age ließ Verdi-Bezirksges­chäftsführ­er Thomas Müller nicht gelten. Die Gesellscha­ft müsse sich „daran messen lassen, wie sie mit ihren Kleinsten umgeht“, sagte er zur SZ. Das sei eine Sache von Prioritäte­n. Die Arbeitskam­mer setzt sich für eine bessere Qualität der frühkindli­chen Bildung ein. Dafür sollten bundesweit­e Standards gesetzlich festgelegt werden, fordert die Kammer. Commerçon zeigte sich offen für solche einheitlic­hen Qualitätsz­iele. Dafür müsse der Bund jedoch „Finanzieru­ngszusagen“machen, sagte er.

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Ulrich Commerçon

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