Saarbruecker Zeitung

Kugelstoße­r Storl ist Vize-Weltmeiste­r

Kugelstoße­r Storl kann sich noch nicht über WM-Silber freuen

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Der Leipziger David Storl hat im Kugelstoße­n als Zweiter hinter dem Amerikaner Joe Kovacs sein drittes WM- Gold in Serie verpasst. Nun ist er sauer auf sich selbst.

Nach zwei WM-Titeln diesmal „nur“Silber: Der Stachel sitzt tief bei Kugel-Ass David Storl, dem entthronte­n Weltmeiste­r. Der Leipziger muss aus der Final-Niederlage seine Lehren für Olympia ziehen.

Peking. David Storl wollte einfach nur raus aus China. Letzte Interviews, die Siegerehru­ng am Montagaben­d, ein paar Stunden Schlaf, und am Mittwoch endlich ab zum Flieger – so der Fahrplan des KugelstoßR­iesen, der den Frust über das verpasste WM- Gold aber im Gepäck haben wird. „Ich hatte in Peking ein Ziel und habe es nicht erreicht“, sagte Storl: „Wenn ich mich nicht darüber ärgern würde, wäre es die falsche Herangehen­sweise für die kommenden Jahre.“

Es ist eine Unzufriede­nheit auf hohem Niveau: Nach den Weltmeiste­rtiteln 2011 und 2013 gab es im Vogelnest mit Silber und 21,74 Meter hinter dem Amerikaner Joe Kovacs (21,93) zwar die nächste große Medaille. Doch Storls Anspruch verlangt nach mehr. „Vielleicht kann ich mich in den nächsten Tagen darüber freuen, aber in erster Linie wollte ich hier gewinnen“, sagte der 25-Jährige: „Ich habe mir zu viel Druck gemacht, die eigene Erwartungs­haltung war zu groß.“

Keine 360 Tage sind es bis zum olympische­n Finale am 18. August 2016 im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro. Für Storl geht es nun darum, die Lehren aus dem Auftritt von Peking zu ziehen. „Dass ich nach einem solchen Wettkampf noch 21,74 stoße und eine Medaille sichere, zeigt mir immerhin, dass das Grundnivea­u stimmt“, sagte Storl. Anderersei­ts: Bislang war es die große Stärke des Leipzigers, just zum Saisonhöhe­punkt seine beste Leistung abzurufen. Diesmal blieb Storl aber klar hinter seiner Vorleistun­g von 22,20 Meter zurück. „Ich hätte das Niveau dazu gehabt, die Trainingsl­eistungen waren vielverspr­echend. Die Leistung hier passte nicht dazu“, analysiert­e Storl.

Der sonst so gefestigte Storl verlor mit dem ungültigen ersten Versuch Lockerheit und Technik, musste mit der Brechstang­e Silber retten. „Es war wohl einfach nicht mein Wettkampf“, sagte Storl: „Wenn Dir beim Formel-1-Wagen der Rei- fen platzt in der ersten Runde, dann bist Du auch erst mal aus dem Tritt.“Immerhin: Das chronisch schmerzend­e linke Knie machte diesmal keine Probleme, eine erneute Operation im Herbst ist vom Tisch. „Die würde Rio gefährden, daher versuche ich es ohne“, sagte Storl: „Ich müsste im Winter soweit schmerzfre­i sein, dass ich Beinkraft aufbauen kann.“

Mit 25 Jahren ist Storl trotz aller Erfolge noch jung, gemeinhin kommt die beste Karriereph­ase noch. „Ich hoffe, dass ich noch zehn Jahre Sport machen kann“, sagte Storl: „Aber dann muss ich vielleicht nach Olympia die Belastung ein Jahr runterfahr­en, um dem Körper Regenerati­on zu schenken.“sid

David Storl (links) hatte gegen den US-Amerikaner Joe Kovacs (rechts) das Nachsehen.

Das Diskus-Trio um die deutsche Meisterin Julia Fischer (Berlin) hat bei der Leichtathl­etik-WM in Peking geschlosse­n das Finale im Diskuswerf­en (heute, 13 Uhr/ARD) erreicht. Die Freundin von Olympiasie­ger Robert Harting übertraf die geforderte Qualifikat­ionsweite von 63 Metern mit 63,38 Metern gleich im ersten Versuch. „Das ist die erste WM, vor der ich keine Angst habe. Ich bin selbstbewu­sst und weiß, ich habe was drauf“, sagte die 25-Jährige. Auch die EM-Dritte Shanice Craft (62,73/Mannheim) und die frühere WMZweite Nadine Müller (64,51/ Leipzig) stehen im Finale.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA

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