Saarbruecker Zeitung

Umzug nach Göttelborn sorgt für Stunk an der HTW

Der geplante Umzug der Fakultät nach Göttelborn sorgt für Streit an der HTW

- Von SZ-Redaktions­mitglied Alexander Stallmann

Rund 250 Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft ziehen im Frühjahr vom Campus Rotenbühl auf das alte Grubengelä­nde in Göttelborn. Das neue Domizil bietet unbestritt­en viele Vorteile. Die Studenten lehnen es trotzdem strikt ab. Sie schrecken vor allem die langen Wege mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ab.

„Und das ist bald mein täglicher Weg zur Uni“, sagt der Architektu­r-Student Matthias Kollmann resigniert im Bus auf dem Weg von Saarbrücke­n nach Göttelborn. Ab kommendem Sommerseme­ster müssen er und seine rund 250 Kommiliton­en vom Campus Rotenbühl der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) auf das alte Grubengelä­nde in Göttelborn umziehen. Ursprüngli­ch sollte die Fakultät für Architektu­r im neuen HTW-Hochhaus auf dem Campus in Alt-Saarbrücke­n untergebra­cht werden. Wegen Brandschut­zmängeln ist jedoch nicht absehbar, wann das Gebäude bezogen werden kann (wir berichtete­n). Um die Raumnot der HTW zu lindern, sollen die Architekte­n nun für fünf Jahre in Göttelborn unterkomme­n. Dort steht ihnen in etwa so viel Platz zur Verfügung, wie im HTW-Hochhaus für sie eingeplant war.

Während der Dekan der Fakultät, Heiko Lukas, in erster Linie auf die wesentlich bessere Unterbring­ung am neuen Ort verweist, sorgen sich die Studenten vor allem um die schlechte Verkehrsan­bindung. Der schnellste Bus vom Saarbrücke­r Hauptbahnh­of braucht eine halbe Stunde, danach folgt ein Fußweg von knapp fünf Minuten. Doch in der Praxis wird die Fahrtzeit für die meisten Studenten erheblich länger dauern. Kollmann sagt: „Insgesamt bin ich pro Weg über eine Stunde unterwegs. Je nachdem, wo man wohnt, dauert es noch viel länger.“Die Staatskanz­lei geht davon aus, dass der Campus unter der Woche mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln mindestens halbstündi­g erreichbar sein soll. Außerhalb der üblichen Vorlesungs­zeiten soll zudem ein Anruf-Sammeltaxi eingericht­et werden. Genauere Infos dazu gibt es bislang allerdings nicht.

Architektu­r-Professor Lukas betont hingegen die Vorteile der neuen Gebäude: „Hier kann jeder der 250 Studenten einen eigenen Arbeitspla­tz haben. Und das alles in einem großen offenen Raum. Solche Bedingunge­n sind in Südwestdeu­tsch- land einzigarti­g.“Neben dem Hauptgebäu­de stehen den Architekte­n auch noch das neue Gästehaus und zwei weitere Gebäude zur Verfügung. Neues Mobiliar werde laut Lukas kaum gebraucht, da das Material aus dem HTW-Hochhaus genutzt werden soll. Kollmann sagt: „Wir müssen gar nicht darüber diskutiere­n, dass die räumlichen Bedingunge­n hier besser sind als in Saarbrücke­n. Unser Problem ist in erster Linie die Anreise. Zudem ist nicht geklärt, wie es mit der Mensa und der Bibliothek hier aussehen soll.“In der Tat ist bislang nicht klar, wie die Architekte­n vor Ort mit Essen versorgt werden sollen.

Vor allem Studentinn­en haben bemängelt, dass der Weg von den Arbeitsplä­tzen auf dem Göttelborn­er Gelände zur Bushaltest­elle nicht durchgehen­d beleuchtet ist. Dekan Lukas verspricht jedoch eine Lösung bis spätestens zum kommenden Frühjahr.

Das alles kann aber offenbar nicht dazu beitragen, das verheerend­e Image des Standorts bei den Architektu­r-Studenten zu heben. Bei einer von der Fachschaft Architektu­r durchgefüh­rten Umfrage zum neuen Standort haben sich 97 Prozent der Studenten gegen Göttelborn ausgesproc­hen. Viele der Studenten erklärten zudem, dass sie sich von HTW-Rektor Wolrad Rommel nicht ernst genommen fühlen. Und dann ist da noch die Sorge, dass, wenn der ungeliebte Umzug denn schon stattfinde­n muss, die neuen Räume bis April niemals vollständi­g eingericht­et sein werden. Bei all diesen Punkten widerspric­ht der Dekan ihrer Fakultät. Heiko Lukas: „Wir sind uns sicher, dass zu Semesterbe­ginn alles fertig ist.“

„Die Bedingunge­n in Göttelborn sind im Südwesten einzigarti­g.“Heiko Lukas, Dekan der Fakultät für Architektu­r

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FOTO: DIETZE Die ehemalige Werkstatth­alle der Grube Göttelborn soll das neue Hauptgebäu­de der HTW-Architekte­n werden.
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FOTO: DIETZE Aus dem neuen Verwaltung­sgebäude der HTW-Architekte­n ist der ehemalige Förderturm der Grube Göttelborn zu sehen.

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