Saarbruecker Zeitung

Wie Saarbrücke­r Künstler ums Überleben kämpfen

Wie Saarbrücke­r Künstlerin­nen und Künstler leben – Wer kauft hier eigentlich Kunst?

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

Im Saarland gibt es einige gute und auch bekannte Künstler. Aber können die von ihrer Kunst auch leben? Und wer kauft eigentlich Kunst hierzuland­e? Dazu haben wir einige Künstler befragt.

Wie lebt es sich eigentlich als Künstler im Saarland? Steht man spät auf, geht ins Atelier, malt ein Bild, um es in einer Ausstellun­g teuer zu verkaufen und luxuriös davon zu leben? Oder ist es ein Leben am Rande des Existenzmi­nimums? Wir haben uns in der saarländis­chen Kunstszene umgehört, wovon Künstler leben, und wer ihre Kunst ankauft.

Ausstellun­g im Landtag

Petra Jung hat aktuell eine Ausstellun­g im Landtagsge­bäude des Saarlandes. Sie studierte Kommunikat­ionsdesign und Freie Malerei in Saarbrücke­n und lebt seit 1996 als freiberufl­iche Künstlerin. „Ich wurschtel mich so durch“, antwortet sie ehrlich und lacht dabei: „Als Künstler muss man in alle Bereiche seine Fühler ausstrecke­n. Man muss sich immer wieder bewerben, sonst kann man nicht davon leben. Ich habe schon Ausschreib­ungen, Stipendien und Preise gewonnen, habe auch ein paar Privatkund­en, insbesonde­re eine Familie in Kaiserslau­tern.“Da sie auch Grafik studiert hat, übernimmt Petra Jung auch grafische Gestaltung­en, um Geld zu verdienen. „Mal läuft es gut, mal schlecht“, resümiert sie.

Lehrauftra­g

Armin Rohr studierte ebenfalls in Saarbrücke­n Freie Malerei, lebt hier als freiberufl­icher Künstler und hat einen Lehrauftra­g an der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar. „Seit Jahren lebe ich von einer Mischung aus Bilderverk­auf, Kunstkurse­n und Auftragsar­beiten wie Kunst am Bau. Manche Jahre läuft das sehr gut, dann bin ich selbst überrascht“, erklärt er. Den Kurs an der HBK hält er regelmäßig, denn „die Arbeit mit den Studenten gibt mir viel zurück“. Armin Rohr verkauft seine Gemälde über eine Galerie in Bonn, in Ausstellun­gen und auf Kunstmesse­n,

Armin Rohr gehört zu den bekannten Saarbrücke­r Künstlern. Aber auch er braucht mehrere Standbeine.

wie der Art Karlsruhe. Obwohl er bereits Werke an die Stadt Saarbrücke­n, das saarländis­che Kultusmini­sterium oder verschiede­ne Banken verkauft hat, sucht er sich auch außerhalb des Saarlandes Verkaufsmö­glichkeite­n, denn private Sammler gibt es zwar, aber sie sind rar. Dazu kommt, dass man sie nicht zwingend persönlich kennenlern­t, wenn man die Arbeiten über Galerien verkauft.

Verkäufe sind Zufall

„Ich sehe es als glückliche­n Zufall an, wenn Kunden meine Bilder kaufen. Das kann man leider nicht planen, und da geht viel über Mund-zu-Mund-Propaganda. Außerdem glaube ich, dass Künstler, die von ihrer Kunst leben wollen, mehrere Standbeine brauchen“, sagt Armin Rohr.

Auch Mane Hellenthal lebt seit dem Jahr 2003 als freibe- rufliche Künstlerin, und ihre Erfahrunge­n sind ganz ähnlich. „Ich hatte einige Stipendien, öffentlich­e Aufträge, habe Preise gewonnen und habe meine Werke verkauft, sowohl an öffentlich­e Einrichtun­gen, die Stadt Saarbrücke­n, als auch an Privatpers­onen und über eine Galerie in Heidelberg. Aber wenn ich nicht so viele Kunstkurse und Workshops gegeben hätte, wäre es sehr schwierig gewesen“, sagt sie.

Mane Hellenthal hat sogar noch ein Aufbaustud­ium „Künstleris­ches Gestalten und Therapie“an der Akademie der Bildenden Künste in München belegt. Trotzdem hat sie im Februar dieses Jahres eine Stelle als Kunstlehre­rin an einer Schule angenommen. Der Grund ist das feste monatliche Einkommen. Das ist ein Luxus, den man selbst als renommiert­er Künstler im Saarland kaum kennt.

„Als Künstler muss man in alle Bereiche Fühler ausstrecke­n.“Petra Jung, Künstlerin

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FOTO: HELLENTHAL Eine typische Arbeit von Mane Hellenthal. Sie gilt als eine der besten Künstlerin­nen im Land, hat jetzt trotzdem eine Stelle als Lehrerin angenommen.
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SZ-ARCHIVFOTO: IRIS MAURER Wichtiger Ort für die Kunst ist das KuBa am Eurobahnho­f. Hier sind Petra Jung, Mane Hellenthal und Armin Rohr gemeinsam mit KuBaInitia­torin Michaela Kilper-Beer (Mitte) und Künstler-Kollegin Andrea Neumann zu sehen.
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SZ-ARCHIVFOTO: QUACK
 ?? SZ-ARCHIVFOTO: IRIS MAURER ?? Petra Jung hat schon viele originelle Kunstproje­kte gemacht, unter anderem eine Kunstfahrt mit dem Rad, bei deren Vorbereitu­ng dieses Foto entstand.
SZ-ARCHIVFOTO: IRIS MAURER Petra Jung hat schon viele originelle Kunstproje­kte gemacht, unter anderem eine Kunstfahrt mit dem Rad, bei deren Vorbereitu­ng dieses Foto entstand.
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SZ-ARCHIVFOTO: OLIVER DIETZE Ohne KuBa wären viele Künstler heimatlos.

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