Kunst aus Taiwan in Luxemburg
Das Casino in Luxemburg präsentiert drei taiwanesische Künstler unter dem Titel „Phantom of Civilization“
Das Casino in Luxemburg zeigt unter dem Titel „Phantom of Civilization“höchst originelle Werke von drei Künstlern aus Taiwan.
Eine Kamera macht Staubkörner sichtbar und lässt sie glitzernd schweben, von der Decke hängende Gestelle geben Töne von sich, und ein Wohnzimmer explodiert unter Wasser. Ungewöhnliche und sehr lebendige Kunst aus Taiwan ist zurzeit im Casino Luxemburg zu sehen.
Luxemburg. Lange hat Kurator und Casino-Direktor Kevin Muhlen auf diese Ausstellung hingearbeitet. Schon seit 2011 pflegt das Casino einen umfangreichen Gedankenaustausch mit dem Museum „The Cube“in Taipeh. 2014 war dann das luxemburgische Künstlerduo Gast Bouscht und Nadine Hilbert in der taiwanesischen Hauptstadt zu Gast. Nun prä- sentiert Muhlen mit der Ausstellung „Phantom of Civilization“im Casino Luxembourg das aktuelle Werk von drei taiwanesischen Künstlern, die stellvertretend für die junge Generation des Landes stehen.
Der Klangkünstler Fujui Wang ist mit zwei Installationen vertreten, die Skulptur und Klang verbinden. „Electromagnetic Soundscape“besteht aus im Raum frei hängenden Aluminiumrahmen, die elektrisch aufgeladen sind und als Metapher für die Gebäude einer Stadt stehen. Mit speziellen Geräten lassen sich den von der Decke hängenden Gestellen Töne entlocken und so die elektromagnetischen Wellen, die uns unsichtbar immer und überall umgeben, erfahrbar machen.
Diese uns umgebende unsichtbare Welt macht auch Chi- Tsung Wu sichtbar. In „Crystal City 003 – Voyage“baut der Künstler aus Plastikverpackungen eine Stadt und beleuchtet sie so, dass deren Schatten übergroß an die umliegenden Wände projiziert werden. Es ist ein halbtransparenter Stoff, der die Umrisse einer Stadt entstehen lässt, die keinen wirklichen Raum einnimmt, nicht wirklich sichtbar ist und doch da ist.
Chi-Tsung ist der jüngste und auch der beeindruckendste der drei Künstler. Er ist mit drei Installationen vertreten. Besonders spannend ist „Dust“, weil es der Künstler schafft, mit ganz einfachen Mitteln eine neue Welt zu eröffnen. Raffiniert arbeitet er mit Licht und Gegenlicht. Im Saal steht eine Kamera, die in die Mitte des Raumes fokussiert. In einer an die Wand geworfenen Großaufnahme werden Staubkörner sichtbar, die durch den Raum schweben und dabei in allen Farben glitzern und schimmern. Es ist eine wunderbar poetische Arbeit, die man stundenlang anschauen könnte.
Der Videokünstler GoangMing Yuan zeigt drei Videoarbeiten. In „Dwelling“blicken wir in ein modernes taiwanesisches Wohnzimmer, das nach westlichen Maßstäben eingerichtet wurde und ein bisschen an die Idylle eines Ikea-Einkaufshauses erinnert. Die Bewohner scheinen gerade den Raum verlassen zu haben. Ein Buch schwebt über dem Sofa, Blasen steigen auf, die Tageszeitung wogt hin und her. Schnell wird klar, dass dieses Zimmer unter Wasser liegt. Plötzlich zerreißt eine ohrenbetäubende Explosion die Stille, und das Wohnzimmer wird zerlegt. Anschließend läuft der Vorgang rückwärts, bis das Idyll wieder hergestellt ist. Drastisch vermittelt Goang-Ming, wie zerbrechlich unserer heile Welt ist und dass von einer auf die andere Sekunde alles vorbei sein kann. Der Künstler zwingt den Besucher durch die drastische ästhetische Erfahrung, über das eigene Leben und die Verwundbarkeit unserer heilen Welt nachzudenken.
Die acht gezeigten Arbeiten sind alle von außerordentlicher Qualität und beweisen, wie lebendig die „Kunst“aus Fernost ist. Mit oftmals einfachsten Mitteln gelingt es den Künstlern, den Betrachter zu fesseln und nachdenklich zu stimmen.
Bis 6. September. Infos: www.casino-luxembourg.lu