Wenn Stockhausen getanzt wird
Wann kommt es schon mal vor, dass in einem Kammerkonzert getanzt wird? Die Saarbrücker Sommermusik machte es möglich, beim Termin des Wupper Trios am Sonntag im Saal des Evangelischen Gemeindezentrums bei der Bischmisheimer Schinkelkirche.
Bischmisheim. Auf dem Programm des Wupper Trios, komplett dem 20. Jahrhundert gewidmet, stand auch „Der kleine Harlekin“von Karlheinz Stockhausen. Das ursprünglich in Stockhausens umfangreichem „Harlekin“- Opus (1975) beheimatete Stück kann entweder rein instrumental mit Klarinette und Schlagwerkbegleitung oder von einem Klarinettisten und einem Tänzer, oder eben – idealerweise – einem tanzenden Klarinettisten interpretiert werden. Sayaka Schmuck vom Wupper Trio übernahm diesen schwierigen Doppelpart, und das machte sie virtuos: Ebenso ausdrucksstark wie die kniffligen Klarinetten-Pirouetten gelangen ihr die Tanzschritte und Sprünge im Harlekinkostüm mit Schellenmütze. Hier begleitete sich nicht nur eine Klarinettistin mit der Perkussion ihrer tanzenden Füße – hier schien ein übermütiger und anmutiger Spaßmacher übers Parkett zu wirbeln. Das hatte pointierten Witz und Charme.
Beinahe auf der Theaterbühne hatte der Abend zuvor auch begonnen: Darius Milhauds Suite op. 157b (1937) für Klarinette, Violine und Klavier entsprang einer Bühnenmusik. In der vitalen und plastischen Wiedergabe der Wupper-Musiker entfaltete sich vor dem inneren Auge des Hörers eine nach allen Regeln der Kunst choreografierte Szenenfolge übermütig dialogisierender Figuren mit vielfältigen Elementen von Tanz- und Volksmusik.
Womit der Bogen gespannt ist zum Finale des Abends und der Welt des Tango Nuevo aus Astor Piazzollas „Vier Jahreszeiten“: Das melancholische Schmachten der Klarinette, die kultiviert-zigeunerischen Striche der Violine (Axel Hess), die kraftvollen Klaviersynkopen (Tobias Deutschmann), die tänzerische Verve des wie aus einem Guss harmonierendes Trios aus Wuppertal ließen die Vivaldi-Hommage in gebührendem Licht erscheinen.
Nächster Termin der Saarbrücker Sommermusik: Freitag, 20 Uhr, Kleines Theater im Rathaus (Sb): Nies-Rothbrust-Scheib. Der Eintritt ist frei.