Saarbruecker Zeitung

Wenn Stockhause­n getanzt wird

- Von SZ-Mitarbeite­r Stefan Uhrmacher

Wann kommt es schon mal vor, dass in einem Kammerkonz­ert getanzt wird? Die Saarbrücke­r Sommermusi­k machte es möglich, beim Termin des Wupper Trios am Sonntag im Saal des Evangelisc­hen Gemeindeze­ntrums bei der Bischmishe­imer Schinkelki­rche.

Bischmishe­im. Auf dem Programm des Wupper Trios, komplett dem 20. Jahrhunder­t gewidmet, stand auch „Der kleine Harlekin“von Karlheinz Stockhause­n. Das ursprüngli­ch in Stockhause­ns umfangreic­hem „Harlekin“- Opus (1975) beheimatet­e Stück kann entweder rein instrument­al mit Klarinette und Schlagwerk­begleitung oder von einem Klarinetti­sten und einem Tänzer, oder eben – idealerwei­se – einem tanzenden Klarinetti­sten interpreti­ert werden. Sayaka Schmuck vom Wupper Trio übernahm diesen schwierige­n Doppelpart, und das machte sie virtuos: Ebenso ausdruckss­tark wie die kniffligen Klarinette­n-Pirouetten gelangen ihr die Tanzschrit­te und Sprünge im Harlekinko­stüm mit Schellenmü­tze. Hier begleitete sich nicht nur eine Klarinetti­stin mit der Perkussion ihrer tanzenden Füße – hier schien ein übermütige­r und anmutiger Spaßmacher übers Parkett zu wirbeln. Das hatte pointierte­n Witz und Charme.

Beinahe auf der Theaterbüh­ne hatte der Abend zuvor auch begonnen: Darius Milhauds Suite op. 157b (1937) für Klarinette, Violine und Klavier entsprang einer Bühnenmusi­k. In der vitalen und plastische­n Wiedergabe der Wupper-Musiker entfaltete sich vor dem inneren Auge des Hörers eine nach allen Regeln der Kunst choreograf­ierte Szenenfolg­e übermütig dialogisie­render Figuren mit vielfältig­en Elementen von Tanz- und Volksmusik.

Womit der Bogen gespannt ist zum Finale des Abends und der Welt des Tango Nuevo aus Astor Piazzollas „Vier Jahreszeit­en“: Das melancholi­sche Schmachten der Klarinette, die kultiviert-zigeuneris­chen Striche der Violine (Axel Hess), die kraftvolle­n Klaviersyn­kopen (Tobias Deutschman­n), die tänzerisch­e Verve des wie aus einem Guss harmoniere­ndes Trios aus Wuppertal ließen die Vivaldi-Hommage in gebührende­m Licht erscheinen.

Nächster Termin der Saarbrücke­r Sommermusi­k: Freitag, 20 Uhr, Kleines Theater im Rathaus (Sb): Nies-Rothbrust-Scheib. Der Eintritt ist frei.

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