Saarbruecker Zeitung

Steinerner Zeitzeuge kehrt zurück

Sandstein markierte die Grenze zwischen bayerische­m und preußische­m Königreich

- Von SZ-Mitarbeite­r Andreas Lang

Dem Zufall und moderner Technik sei Dank: Ein lange vermisster Grenzstein, der einst zwischen Eschringen und Fechingen errichtet worden war, ist wieder aufgetauch­t.

Eschringen. Fast ein Vierteljah­rhundert war er verschwund­en, jetzt steht er dank des Zufalls und modernster Technik wieder an seinem angestammt­en Platz. Der Grenzstein mit der Nummer 20, der zwischen Eschringen und Fechingen einst die Grenze zwischen bayerische­m und preußische­m Königreich markiert hat.

Wie Roland Schmitt, Leiter der Eschringer Geschichts­werkstatt, vermutet, ist der Eckgrenzst­ein im 18. Jahrhunder­t gesetzt worden. Von dem, was da einst in Stein gemeißelt wurde, ist nur noch die Nummer 20 zu entziffern. Vom 1996 verstorben­en Eschringer Grenzstein-Experten Herbert Franz weiß Schmitt, dass „an der Südostecke des Vierherren­waldes“bis circa 1992/93 ein Sandstein mindestens einen Meter aus der Erde ragte. Aus dem Eschringer Heft zu den Grenzstein­en ist zu erfahren: „Er wurde seinerzeit offenbar mutwillig umgehauen und in den Wald bugsiert.“Dort muss er eine Weile gelegen haben und dann abtranspor­tiert worden sein. Mit dem Satz: „Über den weiteren Verbleib des Bruchstück­es ist nichts bekannt“endet der Vermerk.

Damit zum Zufall, der dem Stein zur Rückkehr an seinen alten Standort verhalf. Ein Anwohner entdeckte auf seinem neu erworbenen Grundstück am Eschringer Ortsrand in der Nähe des Vierherren­waldes im Frühjahr 2014 den vermissten Stein und meldete dies Schmitt. Der konnte den vermissten Stein bald zuordnen.

Doch wo war der Sockel des Grenzstein­s? Nun: Bei der Stadt waren noch die alten GPS-Koordinate­n des Steins zu finden, wie Arno Schmitt als Vorsitzend­er der Vereins-Arbeitsgem­einschaft und ehemaliger Sicherheit­sdezernent weiß. Also gingen die Eschringer „Grenzstein­er“, zu denen sich neben den beiden Schmitts Theo Elberskirc­h, Markus Vogelgesan­g, Thomas Schroeder und der Fechinger Geschichts­kundler Günter Nieser gesellten, auf die Suche. Markus Vogelgesan­g bediente das Gerät, musste aber einschränk­en: „Zivile GPS- Geräte verfügen nur über eine Genauigkei­t von zehn Metern.“Also „entwickelt­e sich ein zufälliges Gebuddele“, erinnert sich Roland Schmitt. Der letzte Versuch brachte den Erfolg: einen Sockel, der weiteren Anlass zu Nachforsch­ungen liefert. Während der Grenzstein aus Sandstein besteht, tauchten bei der Ausgrabung noch eine große Kalksteinp­latte und ein abgerundet­er Kalkstein auf, der jetzt Rätsel aufgibt. Eventuell könnte es sich um einen Vorgängers­tein handeln.

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FOTO: ANDREAS LANG Die Eschringer „Grenzstein­er“Theo Elberskirc­h, Roland Schmitt, Günther Nieser, Arno Schmitt, Markus Vogelgesan­g und Thomas Schroeder (von links).

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