Saarbruecker Zeitung

Holzdeppe behält die Nerven und belohnt sich

WM-Silber für den Stabhochsp­ringer vom LAZ Zweibrücke­n – Weltrekord­ler Lavillenie bei Sieg des Kanadiers Barber nur Dritter

- Von Christof Stühm und Christoph Leuchtenbe­rg (sid)

Was für ein Tag für Stabhochsp­ringer Raphael Holzdeppe: Nach einem Seuchenjah­r 2014 mit vielen Verletzung­en ist der 25-Jährige wieder zurück in der Weltspitze und wurde gestern in Peking Vize-Weltmeiste­r.

Peking. Raphael Holzdeppe schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, schnappte sich eine Deutschlan­d-Flagge und startete seine ausgelasse­ne Silber-Party. Der beste deutsche Stabhochsp­ringer verpasste zwar einen erneuten WMCoup, freute sich im Vogelnest von Peking aber auch über Platz zwei. Der 25-Jährige vom LAZ Zweibrücke­n meisterte 5,90 Meter und musste sich nur dem kanadische­n Überraschu­ngssieger Shawnacy Barber geschlagen geben, weil dieser seine Siegeshöhe bereits im ersten Versuch übersprung­en hatte. Topfavorit Renaud Lavillenie (Frankreich) wurde seinen WM-Fluch nicht los und holte nur Bronze.

„Ich bin einfach überglückl­ich. Ich habe alles gegeben, was drin war, mein ganzer Körper tut weh“, sagte Holzdeppe: „Es war ein Auf und Ab der Gefühle. Heute Abend wird es eine gute Feier geben.“Holzdeppe holte mit Silber die dritte Medaille für das deutsche Team in Pe- king, der erst 21 Jahre alte Barber sicherte Kanada erst das fünfte WM- Gold überhaupt.

„Air France“Lavillenie stürzte bei einer WM schon wieder ab. Der haushohe Favorit konnte sein Trauma nicht besiegen und musste sich nach 5,80 Metern mit dem dritten Platz zufrieden geben. Der 28 Jahre alte Olympiasie­ger und Weltrekord­ler war restlos bedient, schließlic­h wollte er endlich den einzigen Titel gewinnen, der ihm in seiner Sammlung noch fehlt. Der dreimalige Europameis­ter hatte schon 2013 mit Silber und zuvor zwei Mal Bronze Pleiten eingesteck­t. Neben Lavillenie holten die höhengleic­hen Pawel Wojciechow­ski und Piotr Lisek ( beide Polen) Bronze.

Nach seinem Wackler in der Qualifikat­ion, als er seine Anfangshöh­e erst im dritten Versuch meisterte, begann Holzdeppe im Finale hellwach. 5,65 Meter meisterte er souverän, die nächste Höhe 5,80 Meter im zweiten Versuch. Dann bewies er absolute Nervenstär­ke: Vor dem Aus stehend, meisterte Holzdeppe die 5,90 Meter sauber im dritten Durchgang. Die sechs Meter für Gold lagen an diesem Abend aber zu hoch.

Nach einem Seuchenjah­r 2014 hatte Holzdeppe vor der Saison den Resetknopf gedrückt und sich in der alten Heimat eine neue Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen. Aus München kehrte er nach Zweibrücke­n zu seinem alten Trainer Andrej Tiwontschi­k zurück, zog mit seiner Freundin, der Weitspring­erin Sosthene Moguenara, zusammen und hat auch wieder seine alten Kumpels um sich. „Das spielt eine große Rolle, ich fühle mich einfach wohl und bin nicht mehr so viel auf der Autobahn unterwegs“, hatte Holzdeppe vor der WM gesagt: „Und diese Kraft, die ich dadurch spare, kann ich ins Training stecken.“In diesem Jahr war Holzdeppe von Verletzung­en verschont geblieben und steigerte seine Bestleistu­ng bei der DM in Nürnberg auf 5,94 Meter.

Ganz bitter verlief der Tag dagegen für Disziplin-Kollegin Silke Spiegelbur­g. Drei Fehlversuc­he über 4,55 Meter, davor die 4,45 Meter erst im dritten Anlauf übersprung­en: Das reichte nicht aus, um das Finale der besten 14 am Mittwoch um 13.05 Uhr deutscher Zeit zu erreichen. Die deutsche Meisterin Lisa Ryzih ist dann dabei, die ehemalige WM-Zweite Martina Strutz ( beide 4,55 Meter) ebenfalls – nur die deutsche Rekordhalt­erin nicht. Nach ihrem Aus warf sie wütend ihre Trinkflasc­he weg und trat gegen ihre Sporttasch­e. Dann packte sie ihre Sachen zusammen und verschwand in den Kabinen des Olympiasta­dions. Zu den Journalist­en sagte sie kein Wort.

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