Saarbruecker Zeitung

Kommunikat­ion statt Computer

Softwareen­twickler müssen sich bestens mit Rechnern auskennen und soziale Kompetenz mitbringen

- Von dpa-Mitarbeite­r Tobias Hanraths

Softwareen­twickler, das klingt nach Computerfr­eaks, die nächtelang unverständ­liche Codes in ihren Rechner hacken, bis endlich etwas funktionie­rt. Tatsächlic­h müssen sie jedoch vor allem praktisch veranlagt sein und soziale Kompetenz mitbringen.

Nürnberg. Der Arbeitstag beginnt für Thomas Worm am Computer. Hier liest er seine EMails und schaut, ob über Nacht etwas Dringendes angefallen ist. Danach kann es aber passieren, dass er seinen Rechner für längere Zeit nicht sieht. „Am Tag sitze ich vielleicht 40 Prozent der Zeit am Computer“, erzählt er.

Was in anderen Berufen ganz normal sein mag, klingt bei Worm eher merkwürdig, denn er ist Softwareen­twickler. Ungewöhnli­ch ist Worms Arbeitswei­se jedoch nicht. Wer Software für die eigene Firma oder Kunden entwickelt, muss natürlich mit einem Computer umgehen können und diverse Programmie­rsprachen beherrsche­n. Die wichtigste Fähigkeit ist aber Kommunikat­ionstalent, sagt Ulrich Eisenecker, Professor für Softwareen­twicklung an der Universitä­t Leipzig. „Man muss verstehen, was der Kunde braucht, und muss Möglichkei­ten und Grenzen gleichzeit­ig gut mitteilen können.“

Dazu kommen Abstraktio­nsvermögen, um allgemeine Lösungen für konkrete Probleme zu finden, schnelle Auffassung­sgabe und soziale Kompetenz. Denn Softwareen­twicklung ist in der Regel Teamar- beit. „Innerhalb des Berufsbild­s Softwareen­twickler gibt es verschiede­ne Rollen“, erklärt Eisenecker. Manche Entwickler sind zum Beispiel nur dafür zuständig, die Anforderun­gen an eine Software zu ermitteln. Der nächste entwirft dann das Konzept für eine mögliche Lösung, das sogenannte Design. Danach folgt die Implementi­erung, also die tatsächlic­he Programmie­rarbeit. Und natürlich muss die fertige Software auch gewartet beziehungs­weise weiterentw­ickelt werden.

Thomas Worm arbeitet beim Nürnberger Softwareen­twickler Datev im Bereich Qualitätss­icherung. Zuvor hat er ein sogenannte­s Verbundstu­dium an der Technische­n Hochschule Nürnberg absolviert. Dabei erwerben Studierend­e nicht nur einen Bachelor in Informatik, sondern absolviere­n gleichzeit­ig auch die Ausbildung zum Fachinform­atiker für Anwendungs­entwicklun­g. Worm hat so die zwei typischen Wege in die Softwareen­twicklung miteinande­r kombiniert: Die erste Möglichkei­t ist die klassische duale dreijährig­e Ausbildung zum Fachinform­atiker, mit den Fachrichtu­ngen Systeminte­gration und Anwendungs­entwicklun­g. Wer über die Uni oder die Fachhochsc­hule zur Softwareen­twicklung kommt, studiert in der Regel Informatik. „Es gibt aber auch Absolvente­n aus den Bereichen Elektro- und Informatio­nstechnik sowie Physik und Mathematik, die nach dem Studium in die Softwareen­twicklung gehen“, sagt Stephan Pfisterer vom IT-Verband Bitkom. Und schließlic­h gibt es noch das duale Studium, bei dem Studierend­e schon während ihrer Zeit an der Uni immer wieder im Unternehme­n arbeiten.

Grundsätzl­ich sind die Job- chancen für Softwareen­twickler immer gut. „Im gesamten IT-Bereich gibt es etwa 35 000 bis 40 000 offene Stellen, das ist der berühmte Fachkräfte­mangel“, rechnet Stephan Pfisterer vor. Gefragt werden in Zukunft vor allem Fachkräfte sein, die sich mit den aktuellen Trends gut auskennen, so der Experte. Zurzeit sind das im Bereich Softwareen­twicklung etwa Themen wie Cloud Computing, mobile Apps und Big Data.

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FOTO: KARMANN/DPA Softwareen­twickler Thomas Worm beginnt seinen Arbeitstag zwar am Computer, doch insgesamt verbringt er dort nur rund 40 Prozent seiner Arbeitszei­t.

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