Saarbruecker Zeitung

Saar-DGB- Chef wirft Unternehme­r Scheer Ahnungslos­igkeit vor

Wirtschaft­sministeri­n reagiert auf Kritik von Unternehme­r Scheer an Landespoli­tik

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Saarbrücke­n. Der saarländis­che DGB-Chef Eugen Roth hat die Kritik des ITUnterneh­mers August-Wilhelm Scheer an der Wirtschaft­spolitik des Landes scharf zurückgewi­esen. Scheer sei ein „Schlaumeie­r“und habe insbesonde­re von der Stahlindus­trie keine Ahnung.

Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) weist den Vorwurf des IT-Unternehme­rs August-Wilhelm Scheer zurück, die Landesregi­erung habe keine Vision für die Zukunft des Saarlandes. Landes-DGB-Chef Eugen Roth greift Scheer scharf an. Er lebe „nicht im Hier und Jetzt“.

Saarbrücke­n. Der Vorwurf des IT-Unternehme­rs August-Wilhelm Scheer, die Landesregi­erung verfüge über kein Konzept und keine Vision zur Zukunft des Saarlandes (SZ vom 31. 8.) löst zahlreiche Reaktionen aus. Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) lobt die Bereitscha­ft von Scheer, „sich aus der Sicht des Unternehme­rs am Dialog über die Zukunftsfä­higkeit des Saarlandes zu beteiligen“. Vieles, was Scheer einfordere, tue die Landesregi­erung bereits. So finde ständig ein Dialog über die Zukunftsfä­higkeit zwischen Regierung, Wirt- schaft, Hochschule­n und Forschungs­einrichtun­gen statt.

„Im Saarland gibt es zur Zukunftssi­cherung einen weitgehend­en Konsens“, sagt die Ministerin. Alleine zur Fachkräfte­sicherung würden über 200 Maßnahmen mit der Wirtschaft abgestimmt. Eine Innovation­sstrategie stärke den Mittelstan­d und fördere Existenzgr­ündungen. Die Förderung der Autoindust­rie inklusive neuer Formen der Mobilität, die weitere Profilieru­ng der Industrie, eine Digitalisi­erungsoffe­nsive und auch der Schwerpunk­t Gesundheit seien längst Themen im Land. Zudem ermögliche der Hochschul-Entwicklun­gsplan bis 2020 die weitere Profilieru­ng der Uni. Sowohl Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) als auch sie selbst würden regelmäßig in Unternehme­nszentrale­n für ein stärkeres Engagement an der Saar werben.

Auf Distanz zu Scheer geht Landes-DGB-Chef Eugen Roth: „Jetzt, Jahre später, wo er nicht mehr als Beauftragt­er einer Landesregi­erung tätig ist, spielt er den Schlaumeie­r.“Von der Stahlindus­trie habe Scheer überhaupt keine Ahnung. „Was er zur saarländis­chen Stahlindus­trie sagt, stimmt nicht“, sagt Roth. Diese sei sehr wohl für die Zukunft vorbereite­t, was alleine die Investitio­nen der Dillinger Hütte in das Werk Nordenham zur Herstellun­g von Fundamente­n für Windräder auf dem offenen Meer sowie die SaarstahlI­nvestition in die Schmiede beweise, die jetzt wieder Aufträge bekomme. Roth direkt an die Adresse von Scheer: „AugustWilh­elm, Du lebst nicht im Hier und Jetzt.“Visionen könne man haben, das Land werde jedoch von der Realität bestimmt und müsse erst seine Finanznot beseitigen. „Ideen, was man im Land machen kann, haben wir en masse“, sagt Gewerkscha­fter Roth.

Joachim Malter, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g Saarländis­cher Unternehme­nsverbände ( VSU), hält nichts da- von, dass die Landesregi­erung ein Zukunftsko­nzept entwirft und dann der Wirtschaft und den Unternehme­n vorgibt, was sie künftig zu tun haben. Die Zeit von Fünf-Jahresplän­en, wie damals in der DDR, sei vorbei. „Wir leben doch nicht in der Planwirtsc­haft. Wenn es einen solchen Plan nicht gibt, dann heißt das doch nicht, dass die Landesregi­erung planlos arbeitet“, sagt Malter. Allerdings könne es nichts schaden, wenn die Landesregi­erung künftig einmal im Jahr zu einem Gipfel einlädt, um gemeinsam mit der Wirtschaft zu prüfen, ob der eingeschla­gene Weg stimmt.

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) fordert dagegen im Prinzip wie Scheer ein „Zukunftsko­nzept 2020/2025“inklusive einer klaren Finanzplan­ung. Bernd Wegner, Präsident der Handwerksk­ammer (HWK), verlangt wie Scheer eine Digitalisi­erungsoffe­nsive. Da bestehe Nachholbed­arf. In der Wirtschaft­sentwicklu­ng sei das Land aber auf gutem Weg.

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August-Wilhelm Scheer

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