Saarbruecker Zeitung

Domino-Effekt nach Wechsel von De Bruyne

Auf dem Transferma­rkt für Fußballer jagt ein Rekord den anderen

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Am letzten Tag der Transferpe­riode wurde es in der Fußball-Bundesliga nochmals hektisch. Der Wechsel des Wolfsburge­rs Kevin De Bruyne nach England löste einen DominoEffe­kt aus.

Kennen Sie den englischen Fußballver­ein Brighton & Hove Albion? Müssen Sie nicht. Der Club aus dem südenglisc­hen Seebad Brighton spielt auf der Insel nur in der 2. Liga. Immerhin ist Brighton nach fünf Spieltagen Tabellenfü­hrer – auch dank Uwe Hünemeier. Den dürften die meisten auch nicht kennen. Hünemeier war Kapitän des SC Paderborn – und Brighton hat ihn dem Bundesliga-Absteiger für 2,7 Millionen Euro abgekauft.

Brighton und Hünemeier – eines von vielen Beispielen, welcher Irrsinn derzeit auf dem internatio­nalen Transferma­rkt Einzug hält. Vor allem die Vereine aus England werfen derzeit mit Pfund nur so um sich. Der Wahnsinn kulminiert­e diesen Sonntag, als das Tauziehen um den Fußballer des Jahres, Kevin de Bruyne, ein Ende hatte. Wieviel Geld Manchester City nun an den VfL Wolfsburg überweist, weiß man nicht. Aber in der Größenordn­ung von 75 bis 80 Millionen Euro wird sich der Transfer bewegen – teurer ist noch nie ein Bundesliga­spieler ins Ausland gewechselt.

Doch Geld spielt bei Manchester City seit 2009 keine Rolle mehr. Da übernahm Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus dem Emirat Abu Dhabi alle Anteile am Verein. Seither lässt es sich prima einkaufen. Dabei braucht es bald keinen Scheich Mansour mehr – oder einen Oligarchen wie Roman Abramowits­ch, der in den FC Chelsea seit 2003 eine knappe Milliarde Euro investiert hat. Ab der kommenden Saison fließt das Geld erst so richtig – und zwar für alle englischen Clubs, dank eines neuen Fernsehver­trags. Der Bezahlsend­er Sky und die British Telecom zahlen der Premier League ab 2016/2017 2,3 Milliarden Euro pro Saison. Zum Vergleich: Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erhält für ihre Liverechte an der 1. und 2. Bundesliga 690 Millionen Euro. Das führt dann zur absurden Situation, dass der Tabellenle­tzte in England knapp dreimal so viel Geld aus der TVVermarkt­ung bekommt wie Deutschlan­ds Branchenkr­ösus Bayern München, der 50 Millionen Euro pro Jahr erlöst.

Das hat auch mit einer lieb gewonnenen deutschen Tradition zu tun – der ARD-Sportschau am Samstag. Solange der Fußballfan gut eine Stunde nach Spielschlu­ss im frei empfangbar­en Fernsehen seine Lieblinge auf dem Bildschirm in Aktion sehen will und kann, wird der Bezahlsend­er Sky sein Angebot für Deutschlan­d nicht großartig in die Höhe schrauben. Die Bundesliga wird als nationales Kulturgut empfunden – in anderen Ländern ist das nicht so.

Die Frage, ob es ein Kevin de Bruyne wert ist, die „heilige Kuh“Sportschau zu schlachten, muss die DFL beantworte­n. Aber mal Hand aufs Herz: Solange ein Trainer wie Pep Guardiola in die Liga kommt und die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft Weltmeiste­r werden kann, dürfen die Engländer gerne mit ihrem Geld um sich werfen.

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Von Mark Weishaupt

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