Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­n freut sich über einen neuen Babyboom

Zweithöchs­te Geburtenza­hl seit 2010 und Flüchtling­e bremsen Bevölkerun­gsrückgang aber nur

- Von SZ-Redakteur Frank Kohler

Saarbrücke­rinnen brachten voriges Jahr 1473 Kinder zur Welt. 2115 Bewohner der Landeshaup­tstadt starben. Auch die Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien sowie die Flüchtling­e aus Lebach änderten daran nichts: Saarbrücke­n verlor im Jahr 2014 erneut Einwohner. Seit 1970 büßte die Stadt rund 25 000 Einwohner ein. Das sind fast so viele, wie heute im Bezirk Halberg wohnen.

Saarbrücke­n. Für neues Leben, für Zukunft und Optimismus steht diese Zahl: 1473. So viele Kinder brachten Saarbrücke­rinnen im Jahr 2014 zur Welt. Nur 2011 gab es dieses Jahrzehnt noch mehr Geburten in Saarbrücke­r Familien: 1476.

Rainer Waespi- Oeß vom städtische­n Amt für Entwicklun­gsplanung, Statistik und Wahlen erklärt, was es mit dem neuen Kindersege­n auf sich hat. Die meisten Babyboomer, das sind die geburtenst­arken Jahrgänge zwischen 1955 und 1965, bekamen zwischen 1985 und 1995 Nachwuchs. Und dieser gründet inzwischen selbst Familien. Danach zeichnen sich wieder deutlich kleinere Jahrgänge ab.

Dieses Auf und Ab bei der Zahl der Geburten ändert aber nichts daran, dass es seit Jahrzehnte­n viel weniger Neugeboren­e gibt als Sterbefäll­e. 2014 starben 2115 Saarbrücke­r.

Folglich hätte sich die Einwohnerz­ahl um 642 verringert, wären nicht deutlich mehr Menschen nach Saarbrücke­n umgezogen (12 911) als weggegange­n (12 650). So schrumpfte das Minus auf 381.

Außerdem zeigen die Zahlen aus dem Amt für Statistik und Wahlen, dass vor allem der Zuzug von Ausländern den Rückgang der Saarbrücke­r Einwohnerz­ahl bremste. „Die Zuwanderun­g der Ausländer ist gekennzeic­hnet durch die Aufnahme von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern, zum Beispiel aus Syrien und Afghanista­n und dem Zuzug aus Osteuropa“, heißt es im Bevölkerun­gsreport. Um 390 wuchs im vergangene­n Jahr die Zahl der Rumänen und Bulgaren in der Landeshaup­tstadt. Grund für den Zuwachs: Rumänien und Bulgarien gehören seit der zweiten Osterweite­rung von 2007 zur Europäisch­en Union, und ihre Bewohner haben seit dem 1. Januar 2014 Arbeitnehm­erfreizügi­gkeit in der EU.

Außerdem übernahm die Landeshaup­tstadt als größte saarländis­che Kommune im vergangene­n Jahr 490 Flüchtling­e und Asylbewerb­er. Sie hatten zuvor in der Landesaufn­ahmestelle Lebach gewohnt.

Stadtsprec­her Robert Mertes hat die Flüchtling­szahlen auf SZ-Anfrage bis in diesen Monat aktualisie­rt. „Von Oktober 2014 bis August 2015 sind der Stadt Saarbrücke­n 749 Flüchtling­e zugewiesen worden.“

Zuzug-Stadt ist Saarbrücke­n nicht erst neuerdings. Die großen Umbrüche vom Mauerfall bis zum Bürgerkrie­g auf dem Balkan wirkten sich auf die Saar-Metropole aus. Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre kamen so viele neue Bürger in die Stadt, dass sie sogar noch einmal an Einwohnern zulegte bis auf 191 874 im Jahr 1992. Seither sinken die Zahlen stetig. Ein Auf und Ab gibt es da- gegen von Jahr zu Jahr in den Stadtteile­n, Bezirken und Distrikten Saarbrücke­ns. Auf Wachstumsk­urs sind demnach der Eschberg, Brebach, der Füllengart­en sowie der Pfaffenkop­f und der Distrikt Jenneweg. So profitiert­e der Eschberg von neuen Wohnheimpl­ätzen für Studenten.

Überdurchs­chnittlich­e Verluste gab es im Nauwieser Viertel und für den Kaninchenb­erg zu verzeichne­n. Auch der Distrikt 139, Universitä­t, schreibt rote Zahlen. Den 216 Zuzügen im Jahr 2014 standen 578 Fortzüge gegenüber. Das habe mit den typischen Bewohnern des Uni-Distrikts zu tun. Studenten also. Die Statistike­r sagen, dass viele davon sich nicht abmelden, wenn sie ihre Zeit in Saarbrücke­n beendet haben. Deshalb prüft die Stadt von Zeit zu Zeit die Studentenw­ohnheime, um das Melderegis­ter auf den neusten Stand zu bringen. Nur dann taugt es als Grundlage für langfristi­ges Arbeiten.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Saarbrücke­ns Zukunft: Die hohe Geburtenza­hl machte 2014 zum besonderen Jahr.

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