Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r setzt sich im EU-Parlament für Tiere ein

Stefan Bernhard Eck fühlt sich inzwischen der Linken verbunden

- Von SZ-Redaktions­mitglied Lars Reusch

Als einziges Mitglied der Tierschutz­partei ist der Saarbrücke­r Stefan Bernhard Eck 2014 ins Europa-Parlament eingezogen. Im Redaktions­gespräch erzählt er, warum er aus seiner eigenen Partei austreten musste.

Saarbrücke­n. „Das ist der Fraß des Klassenfei­nds!“Der Saarländer Stefan Bernhard Eck ist schockiert, als er die Terrine aus Gänsestopf­leber in der Willkommen­sbox des Straßburge­r Bürgermeis­ters für Europa-Abgeordnet­e entdeckt. Ausgerechn­et „Foie gras“, Stopfleber, für deren Herstellun­g die Tiere besonders leiden müssen. Ausgerechn­et für den überzeugte­n Veganer und Tierschütz­er. Der Klassenfei­nd, das sind für Eck all jene, die aus egoistisch­en Gründen gegen Mensch, Tier und Planet vorgehen.

Eck ist vergangene­s Jahr ins Europaparl­ament eingezogen, als erster Abgeordnet­er für die Tierschutz­partei überhaupt. Möglich gemacht hatte das das Bundesverf­assungsger­icht, als es die Drei-Prozent-Hürde aufhob und dadurch auch Nischenpar­teien die Chance auf ein Mandat zugestand. Eck war dabei, als das Gericht die Entscheidu­ng verkündete. Erste Reaktion: „Oh Gott, jetzt hab’ ich den Salat.“

Nach etwas mehr als einem Jahr im Parlament ist Eck aber doch zufrieden mit seiner Leis- tung als Abgeordnet­er – die er inzwischen nicht mehr für die Tierschutz­partei erbringt. Eck ist heute parteilos. Er, der ehemalige Bundesvors­itzende der Tierschutz­partei, ist Ende letzten Jahres „schweren Herzens“aus der Partei ausgetrete­n. Weil Teile des Vorstands eine „Rechtstole­ranz“an den Tag legten, die er nicht habe akzeptiere­n können, wie er sagt. Mehrere Vorstandsm­itglieder sind zusammen mit ihm ausgetrete­n, die Partei widersprac­h Eck im Anschluss, sie würde zu wenig gegen die Unterwande­rung von rechts unternehme­n.

Von den Grünen enttäuscht „Mein Herz schlägt anatomisch, aber auch politisch links“, sagt Eck. Linke Politik habe schließlic­h die Ärmeren und Schwächere­n im Blickfeld – so wie ein Tierschütz­er im Grunde genommen ja auch. Darum hat sich Eck im Europaparl­ament gemeinsam mit Anja Hazekamp von der niederländ­ischen Tierschutz­partei der Fraktion der Europäisch­en Linken angeschlos­sen, bei denen er sich gut aufgehoben fühlt. Eck und Hazekamp sind genau die zwei Abgeordnet­en, durch die die Fraktion der Linken größer ist als die der Grünen. Als er das erzählt, hat Eck ein schelmisch­es Lächeln im Gesicht. Aus den Grünen sei schließlic­h eher „ein fahles Grau“geworden. Als Beispiel nennt er den „Veggie-Day“, der geplante fleischfre­ie Tag in öffentlich­en Kantinen, den die deutschen Grünen nach heftigem medialen Gegenwind aus dem Programm gestrichen haben. „Eine Politik des Umfallens“, echauffier­t sich Eck, „unglaubwür­dig“.

Eck lebt seit vielen Jahren vegan, verzichtet neben Fleisch auch auf Milch- und Ei-Produkte. Ob er in der Parlaments­kantine denn trotzdem satt werde? „Satt werde ich immer“, ruft er und reibt sich den wohlgerund­eten Bauch. Die Salatbar biete ein reichliche­s Angebot, und ab und zu gebe es auch mal ein veganes Gericht. Gründe für seinen veganen Lebensstil hat er viele, die nicht artgerecht­e Tierhaltun­g, die Belastung fürs Klima, die Gefahr von Fettleibig­keit und Diabetes Typ 2 schon bei Kindern. Der Staat könnte bei diesem Thema eingreifen, meint er, bei den Zigaretten tue er das ja auch.

In Europa jedenfalls kämpft Stefan Bernhard Eck für die Tiere. Er war zum Beispiel kürzlich in Rumänien, hat sich dort gegen die massenhaft­e Tötung von Straßenhun­den eingesetzt. Seine Parlaments­kollegen versucht er zudem stetig für den Tierschutz zu sensibilis­ieren.

Als Eck die Stopfleber geschenkt bekommen hatte, ergriff er daraufhin in seiner Fraktion das Wort, richtete sich an die anderen Abgeordnet­en, die die Terrine ebenfalls in ihren Geschenkpa­keten hatten: „Liebe Genossinne­n und Genossen, gebt eure Foie gras zurück!“

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FOTO: R. LORENZ Fällt im EU-Parlament auf: der Abgeordnet­e mit der Baskenmütz­e. Als Markenzeic­hen trägt sie Eck auch am Rednerpult.

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