Saarbruecker Zeitung

Deutsche Möbelindus­trie in Sorge

Billig-Importe aus Asien machen heimischen Hersteller­n das Leben schwer

- Von dpa-Mitarbeite­rin Uta Knapp

Die deutsche Möbelindus­trie blickt mit Sorge in die Zukunft. Immer mehr Möbelkäufe­r entscheide­n sich für Importware­n, die zunehmend aus Ostasien kommen. Gefragt sind deutsche Möbel dagegen bei Kunden im Ausland.

Köln. Deutschlan­ds Möbelkunde­n sind auf Schnäppche­njagd. „Entscheide­nd ist billig“, sagt der Präsident des Verbands der deutschen Möbelindus­trie ( VDM), Axel Schramm. Die deutschen Hersteller betrachtet­en die Entwicklun­g mit „großer Besorgnis“. Denn billig wird’s meist nur mit Importware.

Während vor zehn Jahren nur etwa vier von zehn in Deutschlan­d verkauften Möbelstück­en (41 Prozent) aus dem Ausland kamen, überwog im vergangene­n Jahr der Anteil der importiert­en Möbel bereits deutlich (60,9 Prozent). Das berichtet der Leiter Wirtschaft­spolitik des Verbands der Deutschen Holz-, Möbel- und Fertigbaui­ndustrie, Mark Rüther. „Zwei von drei Möbeln kommen bald aus dem Ausland“, heißt es dazu in der Prognose der Möbelindus­trie. Und da dort meist viel billiger gefertigt werden kann als in Deutschlan­d, sind die Preise unter Druck. „Überall sind Rabatte zu bekommen“, stellt die Trendexper­tin des VDM, Ursula Geismann, fest.

Im deutschen Möbelhande­l tobt ein harter Preiskampf, der auch die meist mittelstän­dischen deutschen Hersteller zunehmend unter Druck setzt. Kritisch sieht Geismann vor allem eine ständig wachsende Verkaufsfl­äche im deutschen Möbelhande­l, die nach Schätzunge­n in den vergangene­n zehn Jahren um zehn Prozent auf rund 20 Millionen Quadratmet­er angewachse­n ist. Dafür fehle schlicht die Nachfrage. Zudem sind nach Angaben des Möbelhande­lsverbands große Teile des deutschen Möbelmarkt­s in der Hand von wenigen großen Handelsket­ten, die im vergangene­n Jahr fast die Hälfte des Gesamtumsa­tzes von 31,3 Milliarden Euro erzielt haben. Auf der Suche nach günstigen Angeboten schauen sich Möbelhändl­er mehr und mehr im Ausland um. Längst geht es bei den Importen nicht nur um Kleinmöbel wie Teetische oder Spiegel. „Auch in den traditione­ll von deutschen Hersteller­n stark besetzten Segmenten entsteht Konkurrenz“, beklagt Schramm. „Es entwickelt sich eine Art Wanderzirk­us des Möbelhande­ls, der schon seit längerem Ost- und Südosteuro­pa im Fokus hatte und mittlerwei­le im noch billigeren Ostasien angekommen ist.“Wichtigste­s Herkunftsl­and für Möbelimpor­te ist zwar weiterhin Polen. Mit Möbelexpor­ten nach Deutschlan­d im Wert von gut einer Milliarde Euro liegt China jedoch bereits auf dem zweiten Platz. Und in den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben die Möbelimpor­te vor allem aus Ostasien deutlich zugenommen. Dabei legten allein die Einfuhren von Möbeln aus China um ein Viertel zu. Importe aus Vietnam erzielten sogar ein Plus von fast einem Drittel.

Diese Entwicklun­g wirkt sich auch auf die Zahl der Beschäftig­ten in der deutschen Möbelindus­trie aus. Die 514 Unternehme­n der Branche hatten laut VDM im vergangene­n Jahr rund 84 000 Mitarbeite­r, knapp 1500 weniger als noch 2013. Dass der Rückgang nicht noch größer ist, lieg am Export. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kletterten die Möbel-Ausfuhren um 4,4 Prozent auf 4,93 Milliarden Euro. Zunehmend gefragt waren deutsche Möbel in den USA (plus 23 Prozent) und in China (plus 20 Prozent). Einen deutlichen Rückgang um 6,2 Prozent musste die Branche jedoch im wichtigste­n Abnehmerla­nd Frankreich hinnehmen. Sorgen bereitet dem Verband auch die Abwertung der chinesisch­en Währung Yuan, die die Nachfrage aus China wieder dämpfen könnte.

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Axel Schramm

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