Saarbruecker Zeitung

Die Liga erliegt dem Wechselfie­ber

Draxler und Dante gehen nach Wolfsburg – Chicharito stürmt für Leverkusen

- Von dpa-Mitarbeite­r Eric Dobias

So viel Bewegung kurz vor dem Ende der Transferfr­ist hat es selten gegeben. Und nicht nur der 35-Millionen-Euro-Wechsel von Weltmeiste­r Julian Draxler vom FC Schalke 04 zum VfL Wolfsburg sorgt für Aufsehen.

Frankfurt. Der letzte Akt im überhitzte­n Wechsel-Theater der Fußball-Bundesliga erlebt mit dem zweitteuer­sten innerdeuts­chen Transfer der Geschichte wohl den erwarteten Schlusspun­kt. Für geschätzte 35 Millionen Euro verlässt Weltmeiste­r Julian Draxler seinen Herzensver­ein Schalke 04 und heuert als Nachfolger von Kevin De Bruyne beim VfL Wolfsburg an. Mehr Geld zwischen zwei deutschen Vereinen war bisher nur beim Mario Götze geflossen, für den Rekordmeis­ter Bayern München vor zwei Jahren 37 Millionen Euro an Borussia Dortmund überwies. Dazu bestätigte der VfL die Verpflicht­ung von Innenverte­idiger Dante (Bayern München), der in Wolfsburg einen Dreijahres­vertrag unterschri­eb. Beide werden heute offiziell vorgestell­t.

Nie zuvor sind in der Weltmeiste­r-Liga so viele Millionen bewegt worden wie in dieser Sommerpaus­e. Der Abgang von De Bruyne zu Manchester City für rund 75 Millionen Euro sorgte für einen Rekordtran­sfer und animierte den Pokalsiege­r und Vizemeiste­r zu einer ausgedehnt­en Shoppingto­ur.

Auch andere langten richtig zu. Während die Bayern die rund 67 Millionen Euro für Arturo Vidal (Juventus Turin) und Douglas Costa (Schachtjor Donezk) von ihrem Festgeldko­nto überwiesen, investiert­en die meisten anderen Vereine die üppigen Einnahmen aus Spielerver­käufen nach England. Bayer Leverkusen etwa. Nach dem Verkauf von HeungMin Son an Tottenham Hotspur für 30 Millionen Euro lockte der Werksclub nach Kevin Kampl von Borussia Dortmund auch den Mexikaner Javier „Chicharito“Hernández von Manchester United an den Rhein. Die Ablöse soll 11,5 Mil-

Javier Hernández, genannt Chicharito, verlässt ManU in Richtung Leverkusen.

lionen Euro betragen, der 27Jährige erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2018. „Die Bundesliga kann sich auf einen tollen Spieler freuen“, sagte Sportdirek­tor Rudi Völler: "Er ist ein quirliger, bewegliche­r und schneller Stürmer.“

Der FC Augsburg konnte sich dank der 25 Millionen Euro, die Chelsea für Abdul Rahman Baba auf den Tisch legte, die fünf Millionen Euro teure Rückkehr von Ja-Cheol Koo (FSV Mainz 05) leisten. Doch nicht alle bekamen etwas ab vom großen englischen Kuchen. Traditions­vereine wie der Hamburger SV, der sich auf den letzten Drücker die Dienste des Wolfsburge­rs Aaron Hunt sicherte, der VfB Stuttgart, der durch den Transfer von Antonio Rüdiger zum AS Rom immerhin 18 Millionen Euro verdiente, konnten nur in begrenztem Maße einkaufen. Die Stuttgarte­r reagierten gestern auf ihre OffensivMi­sere und liehen Robbie Kruse von Bayer Leverkusen bis zum Saisonende aus.

Nicht nur Volkswagen-Chef Martin Winterkorn fürchtet angesichts der Kaufkraft der englischen Clubs in Zukunft um die Wettbewerb­sfähigkeit der Bundesliga. „Wenn die Verhältnis­se so sind, dass solche Summen bezahlt werden, muss man sich überlegen, was man in Deutschlan­d macht, um den Ausverkauf zu verhindern“, sagte Winterkorn.

Praktisch im Minutentak­t gab es gestern Spekulatio­nen über bevorstehe­nde Transfers. Mit dem Dortmunder Urgestein Kevin Großkreutz verlässt auch ein Weltmeiste­r die Liga – allerdings nicht in Richtung der finanzkräf­tigen Insel, sondern in die Türkei. „Bin auf dem Weg zum Medizinche­ck nach Istanbul“, verbreitet­e der Mittelfeld­spieler über Facebook, ohne den Verein konkret zu nennen. Nach Informatio­nen der Ruhr Nachrichte­n handelt es sich um Galatasara­y, wo seit dieser Saison auch Lukas Podolski spielt. Dafür kommt der belgische Nationalsp­ieler Adnan Januzaj auf Leihbasis bis zum Saisonende von Manchester United zum BVB. Der 20 Jahre alte offensive Mittelfeld­spieler, der 2014 zum WMAufgebot Belgiens gehörte, absolviert­e 47 Spiele in der Premier League (fünf Treffer).

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FOTO: IMAGO Unser Foto datiert vom 10. Mai 2013, als der FC Schalke 04 mit viel Tamtam die Vertragsve­rlängerung von Nationalsp­ieler Julian Draxler bekannt gab. Zwei Jahre und drei Monate später sind Stolz und Leidenscha­ft dem Wechselwil­len gewichen. Draxler spielt...
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FOTO: DPA Das BVB-Urgestein Kevin Großkreutz wird Teamkolleg­e von Lukas Podolski.
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