Die Liga erliegt dem Wechselfieber
Draxler und Dante gehen nach Wolfsburg – Chicharito stürmt für Leverkusen
So viel Bewegung kurz vor dem Ende der Transferfrist hat es selten gegeben. Und nicht nur der 35-Millionen-Euro-Wechsel von Weltmeister Julian Draxler vom FC Schalke 04 zum VfL Wolfsburg sorgt für Aufsehen.
Frankfurt. Der letzte Akt im überhitzten Wechsel-Theater der Fußball-Bundesliga erlebt mit dem zweitteuersten innerdeutschen Transfer der Geschichte wohl den erwarteten Schlusspunkt. Für geschätzte 35 Millionen Euro verlässt Weltmeister Julian Draxler seinen Herzensverein Schalke 04 und heuert als Nachfolger von Kevin De Bruyne beim VfL Wolfsburg an. Mehr Geld zwischen zwei deutschen Vereinen war bisher nur beim Mario Götze geflossen, für den Rekordmeister Bayern München vor zwei Jahren 37 Millionen Euro an Borussia Dortmund überwies. Dazu bestätigte der VfL die Verpflichtung von Innenverteidiger Dante (Bayern München), der in Wolfsburg einen Dreijahresvertrag unterschrieb. Beide werden heute offiziell vorgestellt.
Nie zuvor sind in der Weltmeister-Liga so viele Millionen bewegt worden wie in dieser Sommerpause. Der Abgang von De Bruyne zu Manchester City für rund 75 Millionen Euro sorgte für einen Rekordtransfer und animierte den Pokalsieger und Vizemeister zu einer ausgedehnten Shoppingtour.
Auch andere langten richtig zu. Während die Bayern die rund 67 Millionen Euro für Arturo Vidal (Juventus Turin) und Douglas Costa (Schachtjor Donezk) von ihrem Festgeldkonto überwiesen, investierten die meisten anderen Vereine die üppigen Einnahmen aus Spielerverkäufen nach England. Bayer Leverkusen etwa. Nach dem Verkauf von HeungMin Son an Tottenham Hotspur für 30 Millionen Euro lockte der Werksclub nach Kevin Kampl von Borussia Dortmund auch den Mexikaner Javier „Chicharito“Hernández von Manchester United an den Rhein. Die Ablöse soll 11,5 Mil-
Javier Hernández, genannt Chicharito, verlässt ManU in Richtung Leverkusen.
lionen Euro betragen, der 27Jährige erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2018. „Die Bundesliga kann sich auf einen tollen Spieler freuen“, sagte Sportdirektor Rudi Völler: "Er ist ein quirliger, beweglicher und schneller Stürmer.“
Der FC Augsburg konnte sich dank der 25 Millionen Euro, die Chelsea für Abdul Rahman Baba auf den Tisch legte, die fünf Millionen Euro teure Rückkehr von Ja-Cheol Koo (FSV Mainz 05) leisten. Doch nicht alle bekamen etwas ab vom großen englischen Kuchen. Traditionsvereine wie der Hamburger SV, der sich auf den letzten Drücker die Dienste des Wolfsburgers Aaron Hunt sicherte, der VfB Stuttgart, der durch den Transfer von Antonio Rüdiger zum AS Rom immerhin 18 Millionen Euro verdiente, konnten nur in begrenztem Maße einkaufen. Die Stuttgarter reagierten gestern auf ihre OffensivMisere und liehen Robbie Kruse von Bayer Leverkusen bis zum Saisonende aus.
Nicht nur Volkswagen-Chef Martin Winterkorn fürchtet angesichts der Kaufkraft der englischen Clubs in Zukunft um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga. „Wenn die Verhältnisse so sind, dass solche Summen bezahlt werden, muss man sich überlegen, was man in Deutschland macht, um den Ausverkauf zu verhindern“, sagte Winterkorn.
Praktisch im Minutentakt gab es gestern Spekulationen über bevorstehende Transfers. Mit dem Dortmunder Urgestein Kevin Großkreutz verlässt auch ein Weltmeister die Liga – allerdings nicht in Richtung der finanzkräftigen Insel, sondern in die Türkei. „Bin auf dem Weg zum Medizincheck nach Istanbul“, verbreitete der Mittelfeldspieler über Facebook, ohne den Verein konkret zu nennen. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten handelt es sich um Galatasaray, wo seit dieser Saison auch Lukas Podolski spielt. Dafür kommt der belgische Nationalspieler Adnan Januzaj auf Leihbasis bis zum Saisonende von Manchester United zum BVB. Der 20 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler, der 2014 zum WMAufgebot Belgiens gehörte, absolvierte 47 Spiele in der Premier League (fünf Treffer).