Abgas-Skandal belastet Volkswagen
Konzern räumt Manipulation bei Diesel-Fahrzeugen ein
Der Autobauer VW hat die Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge manipuliert. Jetzt drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe und ein Mega-Rückruf. VW-Chef Winterkorn verspricht Aufklärung.
Wolfsburg/Washington. Der Autohersteller VW hat die Resultate von Abgas-Untersuchungen in den USA mit Hilfe einer Software geschönt. Das räumte der Konzern gestern ein: „Die Manipulation an der eingesetzten Software hat es gegeben“, sagte ein Sprecher. Die Software steuerte das Abgasverhalten der Diesel-Autos so, dass diese die Vorgaben zur Luftverschmutzung zwar bei Tests, nicht aber beim normalen Betrieb erfüllen. Nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA erkannte die Software, ob Autos behördlichen Tests unterzogen würden oder im Normalbetrieb unterwegs waren. Die Behörde wirft dem Konzern einen Verstoß gegen das Klimaschutzgesetz „Clean Air Act“vor. Die Technik sei „illegal und gesundheitsgefährdend“. Die EPA und eine weitere Behörde im Bundesstaat Kalifornien hätten in der Sache Untersuchungen eingeleitet, hieß es.
Volkswagen-Chef Martin Winterkorn kündigte gestern eine umfassende Aufklärung des Abgas-Skandals an. „Die Geschehnisse haben für uns im Vorstand und für mich ganz persönlich höchste Priorität“, sagte der Konzernchef. Er „bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben“. VW arbeite mit den Behörden „offen und umfassend“zusammen. „Volkswagen duldet keine Regel- oder Gesetzesverstöße jedweder Art“, erklärte Winterkorn.
VW steht jetzt nicht nur ein Massenrückruf in den USA bevor – es geht um 482 000 Diesel-Fahrzeuge, die in den Werkstätten nachgebessert werden müssen – es drohen schlimmstenfalls auch Strafzahlungen von mehr als 18 Milliarden Dollar und ein noch nicht abzuschätzender Imageschaden
Autofachmann Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach sagte, bei VW müsse es strukturelle Änderungen geben. Es sei sehr verwunderlich, dass die mutmaßlichen
MEINUNG
Für VW-Chef Martin Winterkorn ist der Abgas-Skandal in den USA eine persönliche Katastrophe. Wenn VW tatsächlich eine Software installiert hat, die bei offiziellen Tests den Abgas-Ausstoß gegenüber dem Straßenbetrieb reduziert, kann das am Unternehmenschef nicht spurlos vorbeigehen. Sollte die US-Tochter die Machenschaften der amerikanischen US-Tochter nicht an Wolfsburg gemeldet worden seien. Das sei ein Bärendienst für die deutsche Dieseltechnologie. Hierdurch würde das Image von Dieselautos – in den USA ohnehin in einer Nische – schwer beschädigt.
Die Grünen im Bundestag fordern Aufklärung über den Fall. Es müsse geklärt werden, ob so etwas auch in Deutschland stattfinde. „Die Aufklärung werden wir mit Nachdruck im Bundestag einfordern und auch schauen, ob deutsche Behörden bei diesen illegalen Aktivitäten durch aktives Wegschauen geholfen haben“, sagte die Vorsitzende des Umweltausschusses, Bärbel Höhn. Es müsse auch geklärt werden, ob es ähnliche Fälle bei anderen Herstellern gebe.
Die Deutsche Umwelthilfe will ein Fahrverbot von Dieselautos in Deutschland erreichen. Die Hersteller würden die Abgaswerte seit Längerem schönen, hieß es. afp/dpa