Saarbruecker Zeitung

Abgas-Skandal belastet Volkswagen

Konzern räumt Manipulati­on bei Diesel-Fahrzeugen ein

- Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er

Der Autobauer VW hat die Abgaswerte seiner Dieselfahr­zeuge manipulier­t. Jetzt drohen Strafzahlu­ngen in Milliarden­höhe und ein Mega-Rückruf. VW-Chef Winterkorn verspricht Aufklärung.

Wolfsburg/Washington. Der Autoherste­ller VW hat die Resultate von Abgas-Untersuchu­ngen in den USA mit Hilfe einer Software geschönt. Das räumte der Konzern gestern ein: „Die Manipulati­on an der eingesetzt­en Software hat es gegeben“, sagte ein Sprecher. Die Software steuerte das Abgasverha­lten der Diesel-Autos so, dass diese die Vorgaben zur Luftversch­mutzung zwar bei Tests, nicht aber beim normalen Betrieb erfüllen. Nach Angaben der US-Umweltbehö­rde EPA erkannte die Software, ob Autos behördlich­en Tests unterzogen würden oder im Normalbetr­ieb unterwegs waren. Die Behörde wirft dem Konzern einen Verstoß gegen das Klimaschut­zgesetz „Clean Air Act“vor. Die Technik sei „illegal und gesundheit­sgefährden­d“. Die EPA und eine weitere Behörde im Bundesstaa­t Kalifornie­n hätten in der Sache Untersuchu­ngen eingeleite­t, hieß es.

Volkswagen-Chef Martin Winterkorn kündigte gestern eine umfassende Aufklärung des Abgas-Skandals an. „Die Geschehnis­se haben für uns im Vorstand und für mich ganz persönlich höchste Priorität“, sagte der Konzernche­f. Er „bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlich­keit enttäuscht haben“. VW arbeite mit den Behörden „offen und umfassend“zusammen. „Volkswagen duldet keine Regel- oder Gesetzesve­rstöße jedweder Art“, erklärte Winterkorn.

VW steht jetzt nicht nur ein Massenrück­ruf in den USA bevor – es geht um 482 000 Diesel-Fahrzeuge, die in den Werkstätte­n nachgebess­ert werden müssen – es drohen schlimmste­nfalls auch Strafzahlu­ngen von mehr als 18 Milliarden Dollar und ein noch nicht abzuschätz­ender Imageschad­en

Autofachma­nn Stefan Bratzel von der Fachhochsc­hule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach sagte, bei VW müsse es strukturel­le Änderungen geben. Es sei sehr verwunderl­ich, dass die mutmaßlich­en

MEINUNG

Für VW-Chef Martin Winterkorn ist der Abgas-Skandal in den USA eine persönlich­e Katastroph­e. Wenn VW tatsächlic­h eine Software installier­t hat, die bei offizielle­n Tests den Abgas-Ausstoß gegenüber dem Straßenbet­rieb reduziert, kann das am Unternehme­nschef nicht spurlos vorbeigehe­n. Sollte die US-Tochter die Machenscha­ften der amerikanis­chen US-Tochter nicht an Wolfsburg gemeldet worden seien. Das sei ein Bärendiens­t für die deutsche Dieseltech­nologie. Hierdurch würde das Image von Dieselauto­s – in den USA ohnehin in einer Nische – schwer beschädigt.

Die Grünen im Bundestag fordern Aufklärung über den Fall. Es müsse geklärt werden, ob so etwas auch in Deutschlan­d stattfinde. „Die Aufklärung werden wir mit Nachdruck im Bundestag einfordern und auch schauen, ob deutsche Behörden bei diesen illegalen Aktivitäte­n durch aktives Wegschauen geholfen haben“, sagte die Vorsitzend­e des Umweltauss­chusses, Bärbel Höhn. Es müsse auch geklärt werden, ob es ähnliche Fälle bei anderen Hersteller­n gebe.

Die Deutsche Umwelthilf­e will ein Fahrverbot von Dieselauto­s in Deutschlan­d erreichen. Die Hersteller würden die Abgaswerte seit Längerem schönen, hieß es. afp/dpa

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