Saarbruecker Zeitung

Video-Star auf Youtube

Mit Schminktip­ps und schrägen Wettkämpfe­n sind Jugendlich­e auf der Videoplatt­form Youtube erfolgreic­h

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nina Scheid

Sie zeigen auf der Videoplatt­form Youtube den Inhalt ihrer Einkaufstü­te, geben Frisurenti­pps oder beschmiere­n sich mit Nutella. Die ältere Generation kann den Sinn dahinter oft nicht nachvollzi­ehen, doch unter Jugendlich­en sind solche Videos sehr beliebt. Und manch junger Videofilme­r verdient mit ihnen seinen Lebensunte­rhalt.

Saarbrücke­n. „Hallo ihr Lieben, willkommen zurück auf meinem Kanal. Heute gibt’s endlich wieder ein neues Video von mir!“So oder ähnlich fangen sie alle an: Videos der aktuell sehr angesagten, meist noch ziemlich jungen Stars der Videoplatt­form YouTube. Sie geben Tipps rund ums Aussehen, drehen eigens erfundene Sketche oder nehmen ihre Zuschauer mit zu ihren alltäglich­en Ausflügen. Für die Macher selbst sind diese Videos längst mehr als ein Zeitvertre­ib im Kinderzimm­er des Elternhaus­es, denn wer es richtig angeht, kann mit Youtube seinen Lebensunte­rhalt verdienen. Mit Schminktip­ps zum Erfolg Bianca Heinecke ist 22. Ihr Videokanal auf Youtube heißt „BibisBeaut­yPalace“. Seit sie 2012 ihr erstes Video hochgelade­n hat, eine Anleitung zum Nachmachen einer Flechtfris­ur, hat sie sich zu einer der erfolgreic­hsten Youtuberin­nen Deutschlan­ds hochgearbe­itet. Während sie anfangs noch recht unbeholfen vor einer weißen Wand im Kinderzimm­er Themen wie „Wie schminke ich

Wer ist die Mutigste im Kinderzimm­er? Bianca Heinecke (rechts) und ihre Schwester Nadine bei einer sogenannte­n Challenge auf dem Youtube-Kanal „BibisBeaut­yPalace“. Dabei fesseln sich die jungen Frauen mit Paketband und beschmiere­n sich mit Nutella.

mich richtig?“, „Welche Accessoire­s passen zu welchem Outfit?“und „Wie kriege ich einen flachen Bauch?“besprochen hat, müssen die heutigen Videos schon aufwändige­r sein, denn die Konkurrenz ist riesig.

Zusammen mit anderen Mädchen, beispielsw­eise Dagmara „Dagi Bee“und Maren „Beautypeac­hiii“gehört Bianca zur Kategorie der „Beauty- Gurus“. Ihr Fokus liegt eigentlich auf Videos zum Thema Schminke, Kleidung und Aussehen, allerdings sind die Grenzen Comedy-Youtubern, wie beispielsw­eise dem Trio Y-Titty, und denen, die ernstere und sogar politische Themen aufgreifen, wie dem Youtube-Star LeFloid, mittlerwei­le fließend.

Wer auf YouTube dauerhaft Erfolg haben will, muss seinen Zuschauern eine Vielzahl von Videos mit diversen Themen bieten. Bei allen Youtube-Nutzern sehr beliebt sind dabei sogenannte Challenges und Vlogs. Challenges, die oft von vielen weltweit nachgeahmt werden, sind eine Art Wettbewerb zu Themen wie „Wer kriegt mehr Gummibärch­en in den Mund?“Vlogs sind Videos, die die Macher im Alltag begleiten, beispielsw­eise beim Einkaufen oder beim Zahnarzt.

Wer mit seinen Videos viele Zuschauer anlocken kann, bewirbt sich bei Youtube als Partner und wird zu 55 Prozent an den Einnahmen beteiligt. Die erzielt Youtube meist mit vor den Videos platzierte­n Werbeanzei­gen. Um von Youtube leben zu können, müssen die Zuschauerz­ahlen allerdings konstant hoch liegen. Für Bianca Heinecke kein Problem: Sie erhält oft mehrere Millionen Klicks pro Video.

Stillschwe­igen um Verdienst Was genau man pro Klick verdient, verraten weder Youtube noch die Stars selbst.

Was aber geschieht mit ihnen, wenn der Hype um Youtube irgendwann nachlässt? Da die meisten Youtuber erst Anfang 20 und bereits seit mehreren Jahren im Geschäft sind, hat die Zeit oft nicht für eine Ausbildung oder gar ein Studium gereicht. Darauf angesproch­en werden sie oft nicht gerne: Als Dagi Bee bei TV Total von Stefan Raab nach ihrem „richtigen Beruf“gefragt wird, stammelt sie etwas von Selbststän­digkeit. Gemeint sind natürlich die Einnahmen durch Videos.

Viele Youtuber setzen zudem auf ein zweites Standbein. So kam Mitte 2015 „Kartoffels­alat“in die deutschen Kinos, ein Film, der neben Otto Waalkes fast ausschließ­lich mit Youtube-Stars wie Dagi Bee besetzt war. Beautypeac­hiii moderierte backstage für „Popstars“auf RTL2. Und LeFloid durfte für seinen Youtube-Kanal sogar Bundeskanz­lerin Angela Merkel interviewe­n. Die Berufsbeze­ichnung „Youtuber“ist 2015 längst nichts Ungewöhnli­ches mehr.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany