Leben statt Blechlawine
Einen Tag lang wurden Saarbrücker Parkplätze zu Ideen-Orten
Die Idee stammt aus Amerika. Jetzt ist sie auch in Saarbrücken angekommen: Beim Parking Day 2015 wandelten kreative Menschen ein paar Parkplätze im Nauwieser Viertel in lebenswertere und informative Orte um.
Saarbrücken. Blechlawinen und Autoschlangen schieben sich unentwegt durch Saarbrückens Straßen, rauben Anwohnern, Radfahrern und Passanten den letzten Nerv, außerdem den Atem. Wohin man schaut, sind freie Flächen zu Parkplätzen umfunktioniert, Stoßstange an Stoßstange säumen Autos die Straßenränder. Schön sieht anders aus.
Ein wenig Abwechslung von diesem Alltag gab es am Samstag beim Parking Day 2015 im Nauwieser Viertel. „Was könnte lebenswerter sein als Autos?“Melanie Malter- Gnanou vom Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V. fasst die Frage des Tages zusammen. Für ein paar Stunden wurden verschiedene Parkplätze im Nauwieser Viertel mit Leben statt mit Blech gefüllt. Den Menschen zeigen, dass statt eines Parkplatzes auch etwas anderes, Schöneres dort sein könnte, das ist die Idee, die hinter dem Parking Day steht. Kunst, Literatur, etwas zum Nachdenken oder Spielen, ein Ort zum Ausruhen oder Miteinanderreden.
Genau das haben die Veranstalter, unter anderem die Initiative Nauwieser Viertel, Cambio Car-Sharing, Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V., Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club, an drei verschiedenen Parkplätzen im Viertel geschaffen.
Auf dem Landwehrplatz parkte auf den Car-SharingParkplätzen ein Auto, das gar keins ist. Eine nackte Karosserie mit Frontscheibe, mit Hochbeet im Kofferraum und einer Menge Kinderbücher im Innenraum. Ralf Schilz sammelte mit seinem „Kulturmobil“Kinderbücher, um sie an Flüchtlingsfamilien weiterleiten zu können. Die Resonanz war groß, viele Bürger machten sich auf den Weg, eine Tasche voller Bücher vorbeizubringen. Wer kam, konnte auch verweilen, eine Chill-out-Zone mit Liegestühlen lud bei teils sonnigem Wetter zum Entspannen ein. Die Projektgruppe „Essbares Saarland“informierte derweil über städtisches Gärtnern und verköstigte mit Brot und frischem Kräuterquark, dessen Kräuter natürlich selbst gezogen waren.
In der Cecilienstraße erwartete Passanten ein (Mitmach-) Angebot zum Thema „Nachhaltigkeit und globale Ungerechtigkeit“. Auf dem Asphalt der Weg eines afghanischen Flüchtlings, nachgezeichnet mit Fußabdrücken und Zitaten. Ein Schlauchboot auf Folie, Müll drumherum zeigte die Verschmutzung der Ozeane. Eine Sitzgelegenheit mit internationalem Mensch-ägere- dich-nicht-Spiel, ein „Glücksrad“zum Kennenlernen der 17 Punkte der „Globalen Entwicklungsziele“der Vereinten Nationen, ein Barfußpfad oder einfach ein Tisch mit Tischtennisschlägern und Pingpongball – das Angebot war breit gefächert und wurde von Passanten teils gerne angenommen.
Auch in der Försterstraße wurde der Parking Day zelebriert, hier ganz im Zeichen der Radfahrer Saarbrückens. Der ADFC informierte und beriet Fahrradfahrer, der SPD- Ortsverein St. Johann stellte sogenannte „Fahrradhäuschen“vor, sichere Fahrradparkplätze im öffentlichen Raum. Der Verkehrsclub Deutschland gab auf seiner Aktionsfläche Auskunft über umweltfreundliche Mobilität.
Ein Parkplatz als Ort der Begegnung, wo Menschen stehen bleiben, ins Gespräch kommen und für einen Moment verschnaufen können: Das hat der Parking Day 2015 an diesem Samstag geschaffen.