„Es geht um den Mythos Borussia“
Fußball-Bundesliga: Lucien Favre tritt als Trainer von Mönchengladbach zurück
Fünf Spiele, null Punkte, abgeschlagen Tabellenletzter – Lucien Favre hat die Reißleine gezogen und ist als Trainer von Borussia Mönchengladbach zurückgetreten. Einen Nachfolger für den Schweizer gibt es noch nicht.
Mönchengladbach. Trainer Lucien Favre zog 26 Stunden nach der fünften Niederlage im fünften Bundesliga-Spiel selbst die Konsequenzen. Manager Max Eberl hatte dem Schweizer nach dem 0:1 beim 1. FC Köln noch demonstrativ den Rücken gestärkt, doch gestern Abend gab Favre in einer persönlichen Stellungnahme seinen Rücktritt bekannt. „Ich habe nicht mehr das Gefühl, der perfekte Trainer für Borussia Mönchengladbach zu sein“, erklärte der Trainer, der die Borussia im Vorjahr sensationell in die Fußball-Champions-League geführt hatte: „Da muss ich ehrlich zu mir und meinen Partnern professionell sagen: Es geht um den Verein, um den Mythos Borussia. Ich muss diese Entscheidung für Borussia und die Zukunft treffen.“
Deshalb sei er „nach reiflicher Überlegung und eingehender Analyse zu der Erkenntnis gekommen: Es ist in dieser Situation die beste Entscheidung, mein Amt als Cheftrainer bei Borussia Mönchengladbach niederzulegen.“Die viereinhalb Jahre seien „eine unvergessliche Zeit“gewesen, teilte der 57-Jährige mit: „Auch wenn es pathetisch klingt: Ich werde die ereignisreichen Jahre bei Borussia als meine schönste und emotionalste Zeit als Trainer nie vergessen! Die Spieler, mit denen ich arbeiten durfte! Die Vereinsführung, mit der ich immer vertrauensvoll zusam- mengearbeitet habe. Und da ist vor allem der Borussia-Park, da sind die Fans, die bei jedem Spiel diese unvergleichliche Stimmung erzeugen können. Ihr werdet immer in meinem Herzen bleiben.“
Favre hatte die Borussia im Februar 2011 in höchster Abstiegsnot übernommen, erst gerettet, dann in die Europa League und im vergangenen Jahr sogar erstmals seit 37 Jahren in die Königsklasse geführt. „Es gab viele unglaubliche berauschende Momente“, erklärte er: „Ich hatte hier ein tolles Trainerteam, eine unglaublich engagierte und professionelle Vereinsführung. Ich danke allen für ihren steten und vertrauensvollen Support.“
Eberl hatte am Samstagabend in den Katakomben in Köln noch erklärt, man gehe da gemeinsam durch und wolle sich „nicht auseinanderdividieren lassen“. Favre hatte da noch von „keiner idealen Situation“gesprochen. Dem Schweizer dürfte die prekäre Lage zudem bekannt vorgekommen sein. Im September 2009 hatte Favre nach der Beinahe-Meisterschaft mit Hertha BSC sogar sechs Pleiten in Folge kassiert und war daraufhin entlassen worden. So weit war es in Glad- bach noch nicht, deshalb glaubten die Spieler auch nicht an einen freiwilligen Rückzug. „Der Trainer wird uns nicht im Stich lassen“, sagte Granit Xhaka.
In Köln hatte die Borussia wieder einmal erschreckend harmlos agiert, vom OffensivSpektakel des Vorjahres ist nichts übrig geblieben. „Sisyphos lässt grüßen. Du schiebst die Kugel immer wieder hoch, dann rollt sie wieder zurück“, sagte Eberl. Am Ende stand die Borussia wieder einmal mit leeren Händen da, nur noch eine Pleite fehlt zu Fortuna Düsseldorfs Negativ-Startrekord aus der Saison 1991/92.