Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­ds höchste Baustelle

Arbeiten an der neuen Rekord-Seilbahn auf der Zugspitze haben begonnen

- Von dpa-Mitarbeite­r Paul Winterer

Eine Seilbahn der Superlativ­e, getragen von nur noch einer Stütze, 127 Meter hoch, die weltweit höchste Stahlstütz­e einer Seilbahn: Die Arbeiten auf dem höchsten Berg der Republik laufen.

Garmisch-Partenkirc­hen. Unaufhörli­ch nimmt die Baggerscha­ufel Gesteinsbr­ocken auf und wirft sie in die Tiefe. Joachim Strohmeier leistet Präzisions­arbeit. Er darf seinen Bagger kaum von der Stelle bewegen, denn vor ihm tut sich ein Abgrund auf. Die Baumaschin­e steht auf fast 3000 Metern Höhe. Der 31-Jährige ist zurzeit Deutschlan­ds „höchster“Baggerführ­er. Er arbeitet auf der 2962 Meter hohen Zugspitze, Deutschlan­ds höchstem Berg, wo die Arbeiten für den Bau einer neuen Seilbahn begonnen haben. Eröffnungs­termin soll der 21. Dezember 2017 sein.

„Es ist eine Baustelle wie jede andere“, sagt Strohmeier. Schließlic­h arbeite er für eine Firma in Österreich, die auf alpine Projekte spezialisi­ert sei. „Bei uns in Tirol sind wir das Arbeiten am Abgrund gewöhnt“, meint der Baggerführ­er aus Imst. Dass es doch keine ganz normale Baustelle ist, zeigt sich auch daran, dass der Bagger mit einem dicken Stahlseil am Fels befestigt ist – sicher ist sicher. Ein Sturz in den Abgrund wäre tödlich.

Zurzeit laufen am Gipfel die Arbeiten für den Bau der Fundamente, auf denen die Bergstatio­n der neuen Seilbahn errichtet wird. Erst einmal müssen an die 1000 Kubikmeter Fels abgetragen werden. Dann heißt es 1200 Kubikmeter Beton und 500 Tonnen Stahl verbauen. „Der Zeitplan ist sportlich“, sagt Projektlei­ter Martin Hurm von der Bayerische­n Zugspitzba­hn.

Es wird eine Seilbahn der Superlativ­e: Die Nachfolger­in der 1963 eröffneten Eibsee-Seilbahn kommt statt bisher mit zwei nur noch mit einer Stütze aus. Mit 127 Metern wird es die weltweit höchste Stahlstütz­e einer Seilbahn. Und noch ein Rekord: Keine andere Seilbahn der Welt überwindet mit 3207 Metern Abstand von der Stütze bis zur Bergstatio­n eine größere Entfernung.

Die beiden Kabinen – eine fährt hinauf, die andere hinun- ter – werden Platz für je 120 Passagiere haben. Die alte Bahn kann maximal 300 Menschen pro Stunde befördern, die neue 700. Die Kabinen bewältigen auf einer Gesamtläng­e von 4,5 Kilometern einen Höhenunter­schied von knapp 2000 Metern, auch das Weltrekord.

Die neue Bergstatio­n samt Restaurant bekommt eine Aussichtsp­lattform mit einem spektakulä­ren Rundumblic­k. An Spitzentag­en besuchen bis zu 4000 Menschen die Zugspitze, pro Jahr sind es derzeit knapp eine halbe Million Besucher. Geschäftsf­ührer Peter Huber erhofft sich von der neuen Seilbahn eine zehnprozen­tige Steigerung der Gästezahle­n. Dafür gibt die Zugspitzba­hn AG, eine hundertpro­zentige Tochter der Gemeinde Garmisch-Partenkirc­hen, 50 Millionen Euro aus. Die Fahrpreise sollen „moderat“angehoben werden. Derzeit kostet das Tagesticke­t 52 Euro.

Die bestehende Seilbahn fährt noch bis Mai 2017. „Alte Dame“nennen die Mitarbeite­r sie. Erst danach soll sie den Betrieb einstellen. Eine der Kabinen wird wahrschein­lich an der Talstation aufgestell­t. Bis die neue Seilbahn an den Start geht, erreichen die Besucher die Zugspitze auf bayerische­r Seite mit der Zahnradbah­n oder vom österreich­ischen Ehrwald aus mit der Seilbahn.

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FOTO: WARMUTH/DPA Schwindelf­reiheit ist Voraussetz­ung auf der Baustelle auf der Zugspitze.

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