Saarbruecker Zeitung

Umweltbehö­rde: VW gefährdet die Gesundheit

Elf Millionen Pkw von Affäre betroffen – Saarland besorgt um Zuliefer-Firmen

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Die Abgas-Affäre bei VW ruft Umweltschü­tzer auf den Plan: Sie verweisen auf die gesundheit­lichen Folgen von hoher Schadstoff-Belastung und sprechen von „kriminelle­r Energie“der Auto-Hersteller.

Wolfsburg/Saarbrücke­n. Die Affäre um geschönte AbgasTests bei VW-Modellen in den USA alarmiert auch die Umweltbehö­rden in Deutschlan­d. „Eine solche Abgas-Betrügerei täuscht ja nicht nur die Kunden“, sagte gestern die Präsidenti­n des Umweltbund­esamtes, Maria Krautzberg­er. Sie beeinträch­tige auch die Luftqualit­ät – und „das gefährdet die Gesundheit“. Im vergangene­n Jahr hätten 62 Prozent der Abgasmessu­ngen in deutschen Städten den EUGrenzwer­t für Stickstoff­dioxid überschrit­ten. DieselPkw hätten daran „einen erhebliche­n Anteil“.

Die Umweltorga­nisation Greenpeace übte scharfe Kritik an der Auto-Branche insgesamt. Diese lege „kriminelle Energie an den Tag, um die Gesundheit­s- und Umweltrisi­ken ihrer Fahrzeuge zu kaschieren“, sagte Verkehrsex­perte Daniel Moser. Stickoxide führten zu Atemwegs-Erkrankung­en und förderten Asthma: „Die Auto-Industrie stellt Profite über die Gesundheit der Bevölkerun­g.“

Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) setzte eine Untersuchu­ngskommiss­ion ein. Sie soll prüfen, ob VW-Fahrzeuge den deutschen und europäisch­en Regeln entspreche­n. Volkswagen hatte nach ersten Prüfungen eingeräumt, dass die umstritten­e Steuerungs­software nicht nur in Modellen für den USMarkt eingebaut sei. Insgesamt sind demnach weltweit rund elf Millionen Autos betroffen. Die EU-Kommission fordert ebenso Aufklärung wie die Regierunge­n von Frankreich und Italien. Die Auto-Hersteller beider Länder stehen in harter Konkurrenz zu VW. Konzernche­f Martin Winterkorn entschuldi­gte sich „in aller Form“bei Kunden, Behörden und Öffentlich­keit. Zugleich sagte er eine rasche Aufklärung und Wiedergutm­achung zu. Vorsichtsh­alber musste VW eine Rückstellu­ng in Milliarden­höhe bilden und seine Gewinnziel­e fürs laufende Geschäftsj­ahr einkassier­en.

Saarlands Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) schließt Auswirkung­en des Skandals auf saarländis­che Unternehme­n nicht aus. „Wir werden jetzt eine Bestandsau­fnahme machen, wie sich der Schaden bei unseren Zulieferer­n darstellt“, sagte sie. > Seite A 9: Berichte, Meinung dpa/epd/SZ

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Maria Krautzberg­er

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