„Der Klimawandel wird ausgenutzt“
Saar-Winzer Schmitt über heimische Weine, Erderwämung und Ängste der Branche
Das Saarland ist bekannt für seinen Grauburgunder. Und so wird es auch in Zukunft bleiben. Klimawandel hin oder her, erklärt der Perler Thomas Schmitt vom Weingut Schmitt-Weber SZ-Redakteur Pascal Becher.
Herr Schmitt, spüren Sie auf Ihren Weinbergen in Perl auch schon den Klimawandel?
Natürlich. Das betrifft uns ja alle. Aber uns Winzer noch lange nicht so dramatisch, wie es derzeit von vielen Kollegen dargestellt wird. Ich finde sogar, dass der Klimawandel uns deutlich mehr Vorteile als Nachteile beschert hat. Wir sind derzeit sogar die Gewinner des Klimawandels. tisch, wenn wir uns klarmachen, warum deutsche Weine an der Weltspitze rangieren. Wir schaffen es, mit relativ wenig Alkohol viel Geschmack in den Wein zu bekommen. Das hängt mit dem atlantischen Klima im Spätsommer zusammen. In der Zeit haben wir hier im Schnitt Temperaturen im einstelligen Bereich. Morgens herrscht meist Tau und Nebel, mittags kommt nochmal die Sonne raus und bringt Temperaturen bis 20 Grad. In der Nacht wird es dann richtig frisch. Das führt dazu, dass der Reifeprozess in der Frucht plötzlich stockt. Bis zum Morgen. So kommen viele Aromen in die Frucht – und den Wein. Thomas Schmitt zer reagieren dennoch überzogen. So weit sind wir mit der Klimaerwärmung nicht. Und das wissen sie auch. Die deutsche Weinwirtschaft nutzt das Etikett „Klimawandel“schon etwas aus, um mal wieder neue Weine ins Portfolio zu packen. Wir in Deutschland haben eine unsägliche Vielfalt an Weinen – und dennoch ständig Angst davor, einen Kunden zu verlieren, weil wir eine Sorte nicht anbieten können. Franzosen haben da eine breitere Brust. Sie sagen: Das ist mein Hauptwein, das ist mein Zweitwein – und das war’s. Ich finde das gut. Dann wissen die Kunden, für was jemand steht, was er kann.