Saarbruecker Zeitung

Wirtschaft: „Wir wurden gehört“

Durchweg positive Urteile nach Spitzenges­präch von Landesregi­erung und Verbänden

- Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er

Erst die Kritik, dann die Streichele­inheiten. Nachdem die Saar-Wirtschaft im Sommer harsche Kritik an der Wirtschaft­spolitik geübt hatte, herrscht nun wieder Einigkeit.

Saarbrücke­n. IHK-Präsident Richard Weber gab sich nach dem Spitzenges­präch von Saar-Regierung und Saar-Wirtschaft glücklich: „Ich finde es positiv, dass die Politik uns zugehört hat.“Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) hatte Vertreter der SaarWirtsc­haft gestern zu einem Spitzenges­präch mit dem Kabinett geladen, um im Sommer aufgekomme­ne Vorwürfe auszuräume­n, die Regierung agiere an der Wirtschaft vorbei.

Tatsächlic­h habe sich gezeigt, dass vieles im Lande gut läuft, sei es die Fachkräfte­strategie, sei es die Energiepol­itik, bei der die Wirtschaft­sministeri­n sich für einen Erhalt saarländis­cher Kraftwerke stark gemacht habe. Und auch bei kritischen Punkten habe man einen Konsens A. KrampKarre­nbauer

gefunden. So loben IHK und die Vereinigun­g der Saarländis­chen Unternehme­nsverbände ( VSU), dass es vier wichtige Zusagen der Landesregi­erung gegeben habe: Es werde darauf hingearbei­tet, beim Länderfina­nzausgleic­h eine auskömmlic­he Zuweisung zu sichern, so dass das Saarland auch 2020 noch investitio­nsfähig bleiben werde. Die Kommunen würden gehalten, Einnahmens­teigerunge­n weniger aus der Gewerbe- als aus höheren Grundsteue­rn zu finanziere­n. Der Studiengan­g Systems Engineerin­g werde personell und finanziell besser aufgestell­t. Und es werde regelmäßig­e Dialoge zwischen Regierung und Wirtschaft geben.

Zu von der IHK immer wieder angemahnte­n Stellenstr­eichungen in der Regierung sagte Kramp-Karrenbaue­r, dass man nicht nur Quoten festschrei­ben, sondern stellensch­arf definieren werde, was eingespart werden kann.

Für Albert Hettrich, der den VSU-Präsidente­n Oswald Bubel vertrat, war wichtig, dass auch das Signal der Wirtschaft bei der Regierung ankam, dass Firmen ein wettbewerb­sfähiges Umfeld brauchen. „Da gibt es natürlich unterschie­dliche Interessen von Wirtschaft­s- und Landesseit­e.“

Ein zentrales Thema beim Wirtschaft­sgipfel war auch die Integratio­n der Flüchtling­e in die Wirtschaft. „Sie werden nicht automatisc­h zu Fachkräfte­n, da müssen wir investiere­n“, sagte Rehlinger. Sprachkurs­e seien da ein Kernthema. Es gelte aber auch, rechtliche Rahmenbedi­ngungen für die Ausbildung zu schaffen.

Das sei auch im Sinne des Handwerks, sagte Handwerksk­ammer-Präsident Bernd Wegner: „Es muss gesichert sein, dass ein Auszubilde­nder während und auch zwei Jahre nach der Ausbildung nicht abgeschobe­n werden darf.“Rehlinger will sich auch dafür einsetzen, dass die 21-Jahre- Grenze für Ausbildung­en aufgehoben wird: „Solch eine Altersgren­ze entspricht nicht der Wirklichke­it der Flüchtling­e“, sagte sie. jwo

Manch einer in der Saar-Politik mag die Kritik von VSU-Präsident Oswald Bubel an der SaarWirtsc­haftspolit­ik im Sommer als Sturm im Wasserglas erlebt haben – ein Gutes hatte sie auf jeden Fall. Bubel hat es geschafft, Saar-Wirtschaft und das gesamte Kabinett an einen Tisch zu bringen. Das alleine war die ganze Aufregung schon wert. Denn sicher ist nicht immer im politische­n Blickfeld so präsent, wie wichtig die SaarWirtsc­haft für das Wohlergehe­n des Landes ist. Reden ist per se immer richtig, um bestehende oder künftige Konflikte aus der Welt zu schaffen. Das heißt nicht, dass die Regierung jetzt nur noch wirtschaft­sfreundlic­he Politik macht. Aber beide Seiten wissen nun von den gegenseiti­gen Wünschen, Nöten und Problemen. Und das kann helfen, zumindest einige zu lösen.

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Albert Hettrich
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Bernd Wegner
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Anke Rehlinger
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Richard Weber
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