Saarbruecker Zeitung

Ärzte eröffnen Praxis in Aufnahmest­elle

Medizinisc­he Versorgung für Flüchtling­e in Lebach wird neu strukturie­rt

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Feste Öffnungsze­iten und eine rechtliche Absicherun­g der Ärzte: Das bietet künftig die neue Notfallpra­xis der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g in der Landesaufn­ahmestelle. Gestern wurde der Vertrag unterzeich­net.

Lebach. Behutsam umwickelt Ersthelfer Michael Paulus Omars rechte Wade mit einem frischen Verband. Vor drei Wochen ist der 23-Jährige mit einer Schusswund­e und einer aufgeplatz­ten rechten Hand in Deutschlan­d angekommen. „Das waren ungarische Grenzer“, erzählt der Syrer auf Englisch. Wie Omar benötigen etliche Flüchtling­e in der Landesaufn­ahmestelle in Lebach medizinisc­he Hilfe.

Um die Versorgung besser zu strukturie­ren, haben die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) sowie die Ärztekamme­r auf dem Lebacher Gelände eine Praxis für die Grund- und Notfallver­sorgung eingericht­et. Gestern wurde der Kooperatio­nsvertrag unterzeich­net. Künftig gibt es vor- und nachmittag­s reguläre Sprechstun­den von Allgemeinm­edizinern. Rund 20 Ärzte stehen der KV zur Verfügung, die zunächst ehrenamtli­ch arbeiten. Geplant ist, ihnen eine Aufwandsen­tschädigun­g zu zahlen. „Wir sammeln zunächst über drei Monate Erfahrunge­n und schauen dann, ob die Öffnungsze­iten reichen und wie hoch der Bedarf ist“, sagte der stellvertr­etende KV-Vorsitzend­e Joachim Meiser. Durch die Praxis würden zudem berufs- und haftungsre­chtliche Bedingunge­n eingehalte­n, was bei rein ehrenamtli­ch tätigen Ärzten zu Schwierigk­eiten hätte führen können. Die Ärzte können nun Rezepte ausstellen und sind nicht mehr auf Arzneispen­den angewiesen. Zwei vom Innenminis­terium finanziert­e Arzthelfer­innen kümmern sich um die Registrier­ung der Patienten und die Dokumentat­ion. Die bestehende ehrenamtli­che Grundverso­rgung im Bereich der Gynäkologi­e und Kinder- und Jugendmedi­zin soll schrittwei­se in die Praxis integriert werden, sagte Meiser. Auch mit den Hebammen suche man die Zusammenar­beit. „Den bisherigen ehrenamtli­chen Ärzten gebührt Dank. Ihre Hilfe war notwendig, als die Zelte aufgebaut wurden. In einem zweiten Schritt ist es jedoch nötig, die medizinisc­he Versorgung in ein Regelsyste­m zu integriere­n“, sagte Monika Zöllner vom Innenminis­terium. Auch unter den Flüchtling­en sind Ärzte. Nach einer Prüfung ihrer Angaben sollen sie als Sprachund Praxishelf­er eingesetzt werden. ukl

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FOTO: B&B Arzthelfer Michael Paulus behandelt Omar Alhambi.

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