„Pumpen ist keine Dauer-Lösung“
Experte plädiert im Saar-Landtag für einen kontrolliert steigenden Grubenwasser-Pegel
Das Grubenwasser unter Tage kontrolliert ansteigen zu lassen, sei der nachhaltigste Prozess nach dem Ende des Bergbaus. Das sagte ein führender Nachbergbau-Experte im U-Ausschuss des Saar-Landtages.
Saarbrücken. Einer der führenden Experten beim Thema Nachbergbau, der Bochumer Geologe Professor Christian Melchers, plädiert für einen kontrollierten Grubenwasseranstieg im stillgelegten SaarBergbau. Dies, so erklärte er gestern vor dem Landtags-Untersuchungsausschuss Grubenwasser, wäre der natürlichste und nachhaltigste Prozess nach Ende des Bergbaus: „Pumpen auf Dauer ist dagegen keine Lö- sung“, sagte er. Politisch geht der Streit im Untersuchungsauschuss unterdessen weiter. So verwies der Auschussvorsitzende Hubert Ulrich (Grüne) auf den 2007 zwischen Bund, Saarland, Nordrhein-Westfalen und der RAG geschlossenen Erblastenvertrag, der „ewiges Pumpen“vorsehe. SPD- Obmann Magnus Jung widersprach und betonte, der Vertrag beinhalte lediglich Modellrechnungen und Kosten für das Abpumpen des Grubenwassers.
Während nach Ansicht von Grünen-Chef Ulrich untersucht werden muss, ob es bei der 2013 erfolgten Genehmigung für den Grubenwasseranstieg auf bis zu minus 320 Meter über NormalNull (NN) Absprachen zwischen dem damaligen SPD-Landesminister Heiko Maas und der RAG gegeben hat, sieht SPD- Ob- mann Jung mit dem bisherigen Ausschussverlauf bestätigt, „dass die Landesregierung sowohl beim Verfahren als auch bei der inhaltlichen Fragestellung rechtens vorgegangen ist“. Melchers erklärte, beim Abpumpen des Grubenwassers werde sogar mehr giftiges und krebserzeugendes – aber nicht wasserlösliches – PCB freigesetzt als bei einem kontrollierten Grubenwasseranstieg. Je höher das Wasser steige, desto geringer seien zudem die Austritte von Methangas.
Umgekehrt komme es bei einem Grubenwasseranstieg zwangsläufig zu Gelände-Hebungen von bis zu 30 Zentimetern, die aber nur dann zu vereinzelten Gebäudeschäden führten, wenn sie nicht großflächig gleichmäßig aufträten. Bodenhebungen und Spannungen im Erdreich seien auf jeden Fall aber geringer als in der Kohleabbauphase.
„Das Thema Gefährdung von Trinkwasser wird an der Ruhr kontroverser diskutiert als an der Saar“, räumte der Experte ein. Melchers zeigte zwar auch die Risiken durch aufsteigendes Wasser auf. Er hob jedoch hervor, dass es bisher – nach Untersuchungen der Fachhochschule Bochum in anderen Steinkohlerevieren – bis zu einem Grubenwasseranstieg auf minus 400 Meter zu keinerlei Vermischung mit Trinkwasser gekommen sei. Für Grünen-Politiker Ulrich ist Melchers, der laut eigenem Bekunden Auftragsforschung für die RAG betreibt, allerdings ein „Interessenvertreter“, dem er mehrfach widersprach.
Die nächste Sitzung des Ausschusses ist am 3. November.