Saarbruecker Zeitung

Bezirksrat: Heftige Kritik am Einzelhand­elskonzept

Papier soll für künftige Bebauungsp­läne den Hintergrun­d liefern

- Von SZ-Mitarbeite­r Dennis Langenstei­n

In der jüngsten Sitzung des Bezirksrat­es Dudweiler hat Daniel Altemeyer-Bartscher das sogenannte Einzelhand­els- und Zentrenkon­zept für die Landeshaup­tstadt vorgestell­t. Unter den Räten stieß es aber auf wenig Gegenliebe.

Dudweiler. Das Einzelhand­elskonzept, das Stadtplane­r Daniel Altemeyer-Bartscher kürzlich im Bezirksrat Dudweiler vorstellte, unterteilt sich in mehrere Bereiche.

Altemeyer-Bartscher sprach von Zentralen- und Ergänzungs­bereichen sowie von Sonderstan­dorten – etwa dem Real-Markt in Dudweiler. Für die Zentren existiert eine Sortiments­liste, die die Dinge des täglichen Bedarfs in zentrenrel­evant und nicht relevant unterteile­n. Das Konzept soll für künftige Bebauungsp­läne den Hintergrun­d liefern, deshalb stellte er den Räten die Situation in Dudweiler auch grafisch dar. So zeigten etwa rote Markierung­en um einzelne Nahversorg­er auf einer Landkarte deren Einzugsber­eich. Altemeyer-Bartscher wählte für dieses Kriterium die fußläufige Erreichbar­keit bis zu 600 Metern. So sei etwa der Netto-Markt in der LiesbethDi­ll-Straße gut zu erreichen, der Lidl in der Sulzbachta­lstraße diente ihm als Gegenbeisp­iel: „Er ist eher mit dem Auto erreichbar“, allerdings: „Die Regeln sind nicht in Stein gemeißelt, sie dienen der Orientieru­ng.“So müsse man für je- den Bebauungsp­lan im Einzelfall entscheide­n. Und es gebe Ausnahmen.

So seien Händler mit einer Verkaufsfl­äche von weniger als 400 Quadratmet­ern ausgenomme­n. Auch Handwerker, an deren Betriebe eine Verkaufsfl­äche für die eigenen Produkte angrenzt, seien ausgenomme­n. Allerdings hat sich hier die Verkaufsfl­äche von 800 auf 500 Quadratmet­er verkleiner­t. Für bereits bestehende Betriebe bestehe jedoch keine Gefahr, so Altemeyer-

Bartscher. Bei den Betrieben würden jedoch auch die sogenannte­n Randsortim­ente mitbetrach­tet.

Der Stadtplane­r erklärte dies anhand eines Möbelhause­s: „Werden hier Waren wie etwa Glas oder Porzellan mitverkauf­t, darf die Verkaufsfl­äche hierfür maximal 10 Prozent betragen.“Wobei letztere Regel „dynamisch“übers Jahr zu betrachten sei, damit die Händler auf saisonale Veränderun­gen reagieren könnten.

„Sollte man den Geschäften nicht selbst überlassen, was und wie sie verkaufen, anstatt dies mit sozialisti­scher Manier vorzuschre­iben?“, kritisiert­e Mirko Welsch (AfD). Zuerst solle die Fußgängerz­one wieder attraktive­r werden, dann würden auch Händler folgen. Jörg Sämann (SPD) attestiert­e dem Konzept „gravierend­e Fehler“: „Wir haben 28 Leerstände in Dudweiler, und wöchentlic­h werden es mehr. Das Konzept hätte im Vorfeld mit den Außenzentr­en und den Akteuren vor Ort abgestimmt werden müssen.“

Ähnlich sah es Ralf-Peter Fritz von der CDU, der zudem die weitere Beschränku­ng für Handwerker kritisiert­e. Gabriele Ungers (Die Linke) sprach von einer Teilschuld der Dudweiler Hauseigent­ümer: „Offenbar besteht kein Interesse, dass die Häuser wiederbele­bt werden. Eigentum verpflicht­et.“Allerdings monierte sie vehement, dass die Entscheidu­ng des Bezirksrat­es, dem Aldi in der Sulzbachta­lstraße eine Erweiterun­g zu ermögliche­n, im Saarbrücke­r Stadtrat wieder gekippt worden sei: „Die einstimmig­e Entscheidu­ng des Bezirksrat­es wurde nicht gehört.“Und auch Peter Wünsch (B90/Die Grünen) kam auf die Situation zu sprechen: „Mir fehlt eine Aufschlüss­elung, inwieweit der Aldi Kaufkraft vom Zentrum abzieht.“Gerd Kiefer (FDP) fand ebenfalls keine lobenden Worte: „Dieses Einzelhand­elskonzept ist eine reine Gängelei. Es soll nur verhindern und bringt uns gar nichts.“

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