Saarbruecker Zeitung

Mitarbeite­r klagen über zu hohe Belastung in Saar-Betrieben

Arbeitnehm­ervertrete­r berichten über hohe Stressbela­stung

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Saarbrücke­n. Vier von fünf Arbeitnehm­ern in saarländis­chen Betrieben leiden unter Stress, Zeit- und Leistungsd­ruck. Das zeigt das Betriebsba­rometer, eine Umfrage der Arbeitskam­mer unter Betriebs- und Personalrä­ten. Auch beim Arbeits- und Gesundheit­sschutz liege noch manches im Argen, beklagt Arbeitskam­mer-Chef Hans Peter Kurtz. Vor allem Prävention gegen psychische Gefährdung­en, wie im neuen Arbeitssch­utzgesetz vorgeschri­eben, finde in saarländis­chen Betrieben kaum statt.

Arbeits- und Gesundheit­sschutz, Förderung älterer Mitarbeite­r, Stress und Zeitdruck – das Betriebsba­rometer der Arbeitskam­mer zeigt, dass in Unternehme­n viel im Argen liegt.

Saarbrücke­n. „Ohne zufriedene Arbeitnehm­er gibt es keine Innovation und auch keinen wirtschaft­lichen Fortschrit­t.“Mit dieser Aussage beschreibt Arbeitskam­mer-Chef Hans Peter Kurtz sein Unverständ­nis über die häufig immer noch fehlende Arbeitnehm­erorientie­rung in den Betrieben. Denn das aktuelle Betriebsba­rometer der Arbeitskam­mer zeigt, dass viele Firmen Maßnahmen wie Gefährdung­sschutz, altersgere­chtes Arbeiten, aber auch das Einhalten tarifliche­r Arbeitszei­ten nicht umsetzen. Im Rahmen der Umfrage sind 236 Fragebögen von Arbeitnehm­ervertrete­rn ausgewerte­t werden, die für insgesamt 108 517 Arbeitnehm­er stehen.

Verschiede­ne Kritikpunk­te listet das Barometer auf: Mehr als drei Viertel aller Arbeitnehm­er leiden demnach unter Zeitdruck und Stress. Fast 70 Prozent klagen über Leistungsd­ruck, knapp die Hälfte nennt emotionale Belastunge­n durch Vorgesetzt­e. Überhaupt spielen psychische Belastunge­n der Mitarbeite­r beim Arbeits- und Gesundheit­sschutz aus Sicht der Arbeitnehm­er eine zu geringe Rolle. Bei mehr als der Hälfte der Befragten kümmern sich die Betriebe nicht um das Thema. Körperlich­er Arbeitssch­utz dagegen ist aus Sicht von vier Fünfteln der Arbeitnehm­er in ihren Betrieben als wichtig erkannt worden.

Angesichts des demografis­chen Wandels beklagt Kurtz, dass die Gesellscha­ft diesen zwar thematisie­rt, die Betriebe sich aber noch nicht ausreichen­d darauf einstellen – und das, obwohl jeder dritte Beschäftig­te im Saarland über 50 Jahre alt ist. So gebe es bei 63 Prozent der Befragten keine Weiterbild­ungsangebo­te für Ältere, eine altersgere­chte Laufbahnge­staltung ist bei 72 Prozent kein Thema. Und altersgere­chte Arbeitsplä­tze seien Mangelware: Fast die Hälfte antwortete, dass dies in ihrer Firma keine Bedeutung habe. „Die Unternehme­n tun wenig dafür, dass ihre Mitarbeite­r gesund bis 67 in der Firma bleiben können“, sagt Kurtz.

Da aber die Führungskr­äfte in jedem dritten Unternehme­n in ihrer Führungsko­mpetenz als schlecht oder sehr schlecht bewertet werden, geht der Arbeitskam­mer-Chef davon aus, dass Verbesseru­ngen noch lange auf sich warten lassen werden. jwo

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