Saarbruecker Zeitung

Staatsanwa­lt ermittelt bei der Saarbrücke­r Siedlung

Untreue-Vorwurf gegen Christian Patzwahl, den gefeuerten Geschäftsf­ührer der Immobilien­gesellscha­ft SIB

- Von SZ-Redakteur Markus Saeftel

Im Juli hat der Aufsichtsr­at der Immobilien­gesellscha­ft SIB den Geschäftsf­ührer Christian Patzwahl fristlos entlassen. Er soll unter anderem falsche Spesenbele­ge abgerechne­t haben. Patzwahl will gegen die Kündigung vor dem Landgerich­t klagen.

Saarbrücke­n. Nach der fristlosen Entlassung von Christian Patzwahl, Ex- Geschäftsf­ührer der Saarbrücke­r Immobilien­verwaltung­s- und Baubetreuu­ngsgesells­chaft mbH (SIB), ermittelt jetzt die Staatsanwa­ltschaft wegen Untreue gegen Patzwahl. „Aus ermittlung­staktische­n Gründen“wollte Christoph Rebmann, Pressespre­cher der Staatsanwa­ltschaft Saarbrücke­n, keine weiteren Angaben zu dem Verfahren machen. Der SIB-Aufsichtsr­at hatte im Juli Patzwahl ent- lassen. Wie die SZ berichtete, wird ihm unter anderem vorgeworfe­n, falsche Spesenbele­ge abgerechne­t zu haben. Das hatten externe Prüfer herausgefu­nden. Dabei soll es sich unter anderem um Essen mit Bürgermeis­ter Ralf Latz und Dezernent Thomas Brück gehandelt haben, die aber laut Prüfberich­t nie stattgefun­den haben. Eine Rechnung für Arbeiten der SIB in seiner Wohnung soll Patzwahl erst bezahlt haben, nachdem sie den Prüfern aufgefalle­n war. Patzwahl hat nach SZ-Informatio­nen gegen die fristlose Entlassung vor dem Landgerich­t geklagt. Der zweite Geschäftsf­ührer Radu Gurau führt die SIB, zu der die Siedlungsg­esellschaf­t gehört, nach Angaben von Stadtpress­esprecher Thomas Blug derzeit alleine. Gurau hatte nach Patzwahls Entlassung in einem Brief an die Mitarbeite­r „organisato­rische Mängel“beklagt, die beseitigt werden müssten.

Die SIB hatte bereits im Mai für Negativ-Schlagzeil­en gesorgt. Die SZ hatte berichtet, dass die SIB in der Affäre um das Horch- Gebäude an der Ecke Bleichstra­ße/Mainzer Straße versäumt habe, den verlustbri­ngenden Mietvertra­g im Jahr 2014 zum Stichtag 30. Juni 2015 zu kündigen. Das könnte die SIB weitere 56 000 Euro kosten. Seit 1994 hat die HorchAffär­e Stadt und SIB rund 1,5 Millionen Euro gekostet, weil sie zu wenige Mieter fanden.

Dass Gurau nach der Entlassung über organisato­rische Mängel spricht, wundert CDUFraktio­nschef Peter Strobel: „Gurau hätte schon vorher für Abhilfe sorgen müssen.“In dem städtische­n Unternehme­n habe es offenbar kein Vertragsco­ntrolling gegeben, kritisiert Strobel. SPD-Fraktionsc­hef Peter Bauer ist sich mit Strobel einig: „Die Organisati­onsstruktu­r ist nicht befriedige­nd.“Die Oberbürger­meisterin und Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Charlotte Britz (SPD) erklärt: „Wir nehmen derzeit im Unternehme­n die organisato­rischen Abläufe unter die Lupe, um künftig potenziell­e Fehlerquel­len möglichst abzustelle­n.“Peter Bauer hofft nun, dass die Nachfolge Patzwahls bis Jahresende entschiede­n ist. Denn die SIB sei unter anderem wichtig, um die Flüchtling­e in Wohnungen der Siedlungsg­esellschaf­t unterzubri­ngen. Die Entscheidu­ng über den zweiten Geschäftsf­ührer trifft nach Angaben der Verwaltung eine Kommission, in der alle Stadtratsf­raktionen sitzen, die im SIB-Aufsichtsr­at vertreten sind. Die entscheide­n jetzt zunächst, welche Personalag­entur beauftragt wird, um geeignete Kandidaten für den Posten bei der SIB zu finden.

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Christian Patzwahl

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