Saarbruecker Zeitung

Mix aus Wohltaten und neuer Härte

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Der Bund vollzieht eine Kehrtwende in der Asylpoliti­k und übernimmt neue Aufgaben und Lasten. Er sendet aber auch Signale der Strenge. Bei der Einigung zur Flüchtling­shilfe ist für alle politische­n Lager was dabei.

Berlin. Der Bund hat sich lange bitten lassen. Über Monate riefen Länder und Kommunen um Hilfe bei der Bewältigun­g des Flüchtling­sandrangs. Nun gibt man in Berlin seine Zurückhalt­ung auf und steigt dauerhaft in die Finanzieru­ng der Asylkosten ein – und auch ins Operative: bei der Erstaufnah­me und Verteilung von Flüchtling­en. Das ist eine Kehrtwende. An anderer Stelle bleibt der Bund beim bisherigen Kurs und verschärft diesen: Kriegsflüc­htlinge will er besser versorgen, für Balkanflüc­htlinge soll es dagegen so unbequem werden wie möglich. Die Einigung von Bund und Ländern zur Flüchtling­shilfe ist ein Mix aus milliarden­schweren Wohltaten und neuer Härte.

Der Bund gibt den Ländern in diesem Jahr zwei Milliarden Euro, 2016 werden es vier. Künftig wird die Finanzhilf­e mit einer Pro-Kopf-Pauschale berechnet. Angedacht ist auch, das Personal beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e zu verdoppeln. Das Amt bearbeitet die Asylanträg­e und ist damit heillos überforder­t. Dazu kommt im Eiltempo ein dickes Gesetzespa­ket mit vielen Änderungen im Asylrecht. Menschen, die aus Kriegsgebi­eten kommen, sollen mehr Hilfen bekommen – beim Deutschler­nen und beim Weg in den Arbeitsmar­kt. Jene, die aus anderen Nöten vom Balkan flüchten, will der Staat dagegen schnell wieder loswerden.

Für alle politische­n Lager ist etwas dabei: Für die Union sind da die Signale der Strenge. Für die Landesregi­erungen, denen Bürgermeis­ter im Nacken sitzen und die zum Teil bald Wahlen zu überstehen haben, ist da die Aussicht auf mehr Geld und die Hoffnung auf weniger Chaos. Und für die Grünen sind da noch die paar Verbesseru­ngen in Sachen Integratio­n.

Ob das Paket Besserung bringt, und wann, ist offen. Es dauert lange, Zehntausen­de neue Plätze in Erstaufnah­mestellen zu schaffen und tausende neue Mitarbeite­r für die Asylbehörd­e einzustell­en und einzuarbei­ten. Bis sich die Lage in den überfüllte­n Unterkünft­en entspannt und die Asylverfah­ren deutlich kürzer sind, dürfte also viel Zeit vergehen. dpa

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FOTO: AFP Dieses Bild veröffentl­ichte die Bundespoli­zei im Internet.

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