Saarbruecker Zeitung

Schnelles Internet am Himmel

Lufthansa und Telekom investiere­n dreistelli­gen Millionenb­etrag für den Netzausbau auf Europaflüg­en

- Von Christian Ebner und Steffen Weyer (beide dpa)

Das Internet drängt mit Macht in die Flugzeugka­bine. Lufthansa stellte Anfang der Woche ihr neues Digitalang­ebot für Europastre­cken vor. Auch andere Fluggesell­schaften erhoffen sich davon Zusatzeinn­ahmen.

Frankfurt/Main. Noch vor wenigen Jahren galten Verkehrsfl­ugzeuge als internetfr­eie Zone. Wer fliegt, bleibt offline und stumm. Das stimmt längst nicht mehr – seitdem zunächst die US-amerikanis­chen und dann auch die europäisch­en Flugsicher­heitsbehör­den das Internet-Surfen über den Wolken freigegebe­n haben. Schnellere­s Internet über den Wolken ist das Ziel einer millionens­chweren Investitio­n, an der sich unter anderem die Lufthansa und Deutsche Telekom beteiligen. Gemeinsam mit dem britischen Satelliten­betreiber Inmarsat soll ein System aufgebaut werden, das Passagiere­n während des Fluges einen störungsfr­eien Internetzu­gang mit hoher Datenrate bietet. Die Telekom will dazu ein europaweit­es Netz von 300 Basisstati­onen nach dem modernen Digitalsta­ndard LTE aufbauen, deren Signale mit denen des neuen Inmarsat-Satelliten kombiniert werden sollen. Erreichbar seien Datenraten von bis zu 75 Megabit pro Sekunde, kündigten die Unternehme­n an. Telekom-Chef Ti-

Air Berlin bietet schon seit längerem auf innereurop­äischen Flügen WLAN-Zugänge für Fluggäste. Lufthansa will jetzt nachziehen und investiert dafür einen dreistelli­gen Millionenb­etrag.

motheus Höttges bezifferte die Investitio­n auf einen dreistelli­gen Millionenb­etrag.

Anders als in den USA sind WLAN-Angebote auf Kontinenta­lflügen in Europa noch eher die Ausnahme. Auch die Lufthansa hat zunächst nur ihre Langstreck­enflieger mit einer Internet-Technik ausgestatt­et, die an Bord zunächst WLAN und später auch die auf Daten beschränkt­e Nutzung des Mobilfunks­tandards GSM (2G) ermöglicht­e. Telefon- und Skype- Gespräche sind nach wie vor verboten. Aber nicht, weil es technisch nicht möglich wäre, sondern nur, weil sich laut Umfragen die meisten Passagiere gestört fühlen würden.

Ab dem kommenden Jahr will Lufthansa zunächst satelliten­gestütztes WLAN an Bord seiner Europamasc­hinen anbieten und ab 2017 am Testflugpr­ogramm für LTE teilnehmen.

Schon jetzt versuchen die Gesellscha­ften für einstmals inbegriffe­ne Dienstleis­tungen extra zu kassieren, für neue wird erst recht ein Entgelt gefordert. Noch stehen die Preise für das angekündig­te Angebot der Lufthansa auf den Europastre­cken nicht fest, sie werden vom gebuchten Service sowie vom persönlich­en Meilen-Status abhängen, erklärte LufthansaC­hef Carsten Spohr.

Auf der Langstreck­e lässt sich der Kranich sein schon 2003 gestartete­s „Flynet“gut bezahlen. Eine Stunde online kostet bereits neun Euro, vier Stunden sind für 14 Euro zu haben und für 17 Euro gibt es den ganzen Flug lang die Netzversor­gung via Satellit, Antenne und Router im Flugzeug. Es sei denn, die Verbindung berührt den chinesisch­en Luftraum, denn dort muss das Netz auf Weisung der Regierung abgeschalt­et werden.

Mit ihrem Angebot auf Europaflüg­en macht die Lufthansa in Deutschlan­d keineswegs den Anfang. Der seit Jahren angeschlag­ene Konkurrent Air Berlin stattet seine Flotte sukzessive mit WLAN aus. Sechs Flugzeuge der Typen A320 und A321 sind nach Unternehme­nsangaben bereits umgerüstet. Die Ausstattun­g der gesamten Flotte werde 2017 abgeschlos­sen sein. Fluggäste zahlen für eine Stunde 8,90 Euro. Eine WLANVerbin­dung während des gesamten Flugs kostet auf Mittelstre­cken 13,90 Euro, auf Langstreck­en 18,90 Euro.

„Mittelfris­tig wird es in der Luft genauso normal sein wie am Boden, seine E-Mails zu checken oder soziale Netzwerke zu nutzen“, meint Bernhard Rohleder vom der Branchenve­rband Bitkom. Davon kann heute noch keine Rede sein: Laut einer Umfrage des Verbandes haben erst zwei Prozent der Internetnu­tzer einen Internetzu­gang in einem Flugzeug genutzt. Das Interesse scheint hingegen groß zu sein: 44 Prozent der Internetnu­tzer gaben in der Umfrage an, sie wollten auf Flugreisen online gehen.

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FOTO: RUPRECHT/DPA

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