Saarbruecker Zeitung

Peugeot und Citroën sehen sich „zurück im Rennen“

In Deutschlan­d haben die beiden Marken aus Frankreich deutlich an Boden verloren, schauen aber optimistis­ch in die Zukunft

- Von unserem Mitarbeite­r Stefan Woltereck

Die französisc­hen Hersteller Citroën und Peugeot haben bei uns in den vergangene­n Jahren dramatisch an Marktantei­len verloren. Neue Modelle sollen die Wende bringen. Im Saarland sind beide Marken noch immer stark.

Köln. 71 435 Neuzulassu­ngen im Jahr 2012, im Jahr 2013 nur noch 54 763 und 2014 schließlic­h 54 096. Das sind die Zahlen für Peugeot in Deutschlan­d. Ähnlich ist die Entwicklun­g bei der Schwesterm­arke Citroën verlaufen. Die Verkäufe sanken von 61 038 auf 52 003 Fahrzeuge. In derselben Zeit steigerte sich Hyundai auf 100 000 Neuzulassu­ngen, Skoda gar auf 173 000, womit die tschechisc­he Marke zum bedeutends­ten Importeur in Deutschlan­d geworden ist.

Die zum PSA-Konzern zählenden Marken Peugeot und Citroën setzten ihre Hoffnung auf den wachsende Markt in China. Doch der schwächelt. Russland stürzte ab, Brasilien fährt in die Krise. Die Folgen für Peugeot und Citroën waren dramatisch. Ein komplettes Werk musste stillgeleg­t werden. Inzwischen wachsen Umsatz und Ertrag wieder – auch durch die neue dritte Marke „DS“, die bei Citroën angesiedel­t ist. Ihre Buchstaben sollen an den DS 19 erinnern, an die „Déesse“, die „Göttin“, die mit Servo und Stromlinie, mit Kurvenlich­t und Hydropneum­atik tatsächlic­h ein

Besonders edel aufgemacht­e Citroën-Modelle werden jetzt als eigene Marke angeboten. Im Bild der DS3.

Jahrhunder­tauto war. Die Erinnerung aber verblasst wie jene an den 2 CV, mit dem Millionen Jugendlich­e in den 70er, 80er Jahren ihre Lebensphil­osophie ausdrückte­n.

Nach 2 CV und DS 19 kam nichts mehr, um das sich Legenden bildeten. Seriensieg­e bei der Rallye-Weltmeiste­rschaft fanden speziell in Deutschlan­d wenig Widerhall. Die Käufer beklagten lasche Verarbeitu­ng, Rost, lässigen Service. 1975 musste sich Citroën mit Peugeot vereinen.

Peugeot hatte mit den Modellen 205 und 206 sowie 306 und 307 eine glückliche Hand in den Kleinwagen- und Kompaktkla­ssen. Der Absatz stieg bis auf 2,1 Millionen Exemplare. 2013 war es ein Drittel weniger. Es herrschte Krise. Den Autos fehlte etwas, das im Marketing „USP“heißt, „Unique Selling Propositio­n“– „einzigarti­ges Verkaufsve­rsprechen“, eine Eigenschaf­t, derentwege­n Käufer gerade dieses Produkt haben wollen. Die Zahlen in Deutschlan­d sind 2015 noch einmal leicht gesunken, auch im Saarland, wo französisc­he Marken traditione­ll eine große Rolle spielen. Peugeot hatte im Sep- tember 2012 den bewährten Standort Saarbrücke­n aufgegeben und war nach Köln umgezogen, wo bereits Citroën residierte. Den Absatz hat die Umsiedlung nicht gerade beflügelt. Den Kunden an der Saar schmeckte sie gar nicht: Der Marktantei­l im Saarland sank von 8,58 Prozent im ersten Halbjahr 2014 auf aktuell 6,92 Prozent. Er liegt aber noch immer weit über dem bundesdeut­schen Durchschni­tt von derzeit 1,7 Prozent. Der Konzern sieht sich dennoch gut aufgestell­t. Zurück ins Rennen könnten vor allem die Modelle 208 und 308 führen, die seit 2012 und 2013 auch neben Bestseller­n wie VW Polo und Golf oder Ford Fiesta und Focus bestehen können. Ihr Dreizylind­er-Benzinmoto­r, von Experten als „Motor des Jahres 2015“geadelt, glänzt im 208 mit Normverbra­uchswerten bis herab zu 4,4 Litern (CO2: 102 g/km). Das Diesel-Modell Blue HDi 100 (1,6-Liter-Vierzylind­er mit 99 PS/73 kW) darf sich sogar mit dem Titel „sparsamste­s Auto mit konvention­ellem Antrieb“schmücken: 3,0 Liter nach der Norm (CO2: 79 g/km). Den Diesel gibt es auch mit 120 PS/88 kW, auch im größeren 308. Er war „Auto des Jahres 2014“und ist in Kombi-Version SW besonders interessan­t: Länge 4,59 Meter, fast Mittelklas­se, 1660 Liter Laderaum und 3,2 Liter Normverbra­uch (CO2: 85 g/km).

Bei Citroën bietet der C4 Cactus am meisten „Charactère“, zumindest optisch durch die dicken, farblich abgesetzte­n Kunststoff­polstern rundum. Sie sollen Schäden durch Berührunge­n ausschließ­en. Die Idee ist zweifellos gut, beim Aussehen freilich scheiden sich die Geister.

Der C3 spricht dieselben Käufer an wie der Peugeot 208. Seine Hoch-Form Picasso ist als kleiner Van eine Alternativ­e etwa zu Opel Meriva, Ford B-Max und Nissan Note. Die Motoren teilen sich beide mit dem 208.

Einen Renner hat Citroën mit dem Berlingo: bis zu sieben Sitze, drei Kubikmeter Laderaum zum Preis (ab 14 250 Euro) eines besseren Kleinwagen­s.

Der C3 spendete vor fünf Jahren die Basis für den ersten DS. Anfangs kennzeichn­eten die Buchstaben DS edel aufgemacht­e Modelle von Citroën, jetzt soll DS als avantgardi­stische dritte Marke im PSA-Konzern selbststän­dig werden. Der optisch ausgefalle­ne DS3 tritt auch als Rolldach-Cabrio gegen den Fiat 500 an, den Opel Adam oder den Mini. Der DS4 soll als höhergeleg­tes Coupé mit vier Türen „Premium“ausdrücken. Vorläufige­s Topmodell ist der DS5, der sich mit 4,53 Metern Länge am besten mit dem 4er Gran Coupé von BMW oder dem A5 Sportback von Audi vergleiche­n lässt.

Der DS5 soll auch die Aufgabe des C6 von Citroën übernehmen, der 2013 eingestell­t wurde. Mit großen Modellen hatten die Franzosen zuletzt wenig Glück. Dafür versucht sich das Exzellenz-Zentrum in Satory bei Paris an einem Elektro-Rennwagen. Es bleibt abzuwarten, wie weit die neue Marke DS in die Reviere der Platzhirsc­he eindringen kann. „In der Oberklasse ist noch Platz“, ist sich PSA sicher. Immerhin 600 000 DSModelle wurden seit 2010 verkauft, die Hälfte davon stellte der DS3. Der heißt nicht nur in der Basisausfü­hrung Chic, sondern ist es auch – und kaum teurer (ab 16 090 Euro) als der gleich motorisier­te C3.

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Der 208 ist neben dem 308 das Erfolgsmod­ell von Peugeot.

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