Zuckerbergs Versprechen an Merkel
Facebook-Chef Mark Zuckerberg sagt der Kanzlerin verschärftes Vorgehen gegen Hasskommentare zu
Der Chef höchstpersönlich hat es versprochen: Facebook wird mehr gegen Hassparolen und rassistische Hetze in seinem Netzwerk unternehmen. Und weil dabei auch noch ein Mikrofon offen war, ist die Botschaft in der Welt.
New York. Der junge Milliardär ist diesmal nicht in Jeans und TShirt gekommen. Er hat sich in einen dunkelblauen Anzug gesteckt und eine hellblaue Krawatte umgebunden. Mark Zuckerberg sitzt in New York mit Kanzlerin Angela Merkel und UN- Generalsekretär Ban Ki Moon an einem Tisch. Die Vereinten Nationen sind zu einem historischen Nachhaltigkeitsgipfel zusammengekommen und jetzt geht es um das Geld der Privatwirtschaft. Diese soll helfen, die großen Ziele der UN bis 2030 zu verwirklichen: Beseitigung von Armut und Hunger, mehr Umweltschutz und Bildung für die Kinder.
Merkel hat mit dem FacebookGründer aber noch etwas anderes zu besprechen. In Deutschland sind viele Menschen empört, dass sein soziales Netzwerk rassistische Kommentare und Hassbotschaften nicht konsequent aussortiert. Justizminister Heiko Maas (SPD) hatte deshalb jüngst versucht, auf Facebook Druck auszuüben und verlangt, strafrechtlich relevante Posts zu löschen. Auch aus Merkels CDU kam der Appell, Facebook solle nicht nur extreme Inhalte entfernen, sondern gegebenenfalls Nutzerkonten zügig sperren.
Das größte Online-Netzwerk der Welt geht in der Regel rigoros gegen pornografische Inhalte vor, bei ausländerfeindlichen oder antisemitischen Äußerungen hält sich Facebook laut Kritikern und Nutzern aber oft mit Verweis auf die Meinungsfreiheit zurück. Zahlreiche Nutzer beklagten sich, dass sie Hasskommentare bei dem Unternehmen angezeigt hätten und diese seien dennoch nicht gelöscht worden.
Die Kanzlerin hatte sich vorge- nommen, Zuckerberg in New York direkt darauf anzusprechen. Aber es war nicht ausgemacht, dass das öffentlich geschieht. Die offiziellen Reden von Merkel und Zuckerberg wurden über den UN-Livestream im Internet übertragen. Merkel bat die Privatwirtschaft um finanzielle Unterstützung für die Umsetzung der ehrgeizigen UN-Ziele, die Welt zu verbessern. Und Zuckerberg schwärmte, wie toll Facebook sei. „Wir können die Welt verbinden“, sagte er.
Panne oder Absicht? Dann sollte der Livestream eigentlich enden, denn die Gespräche an den Tischen sollten nicht übermittelt werden. Doch auf wundersame Weise waren ausgerechnet die Sekunden zu hören, als Merkel Zuckerberg auf die Aufregung in Deutschland über Hassmails und rassistischer Hetze ansprach. Der 31-Jährige war bereits im Bilde. „Ich denke, daran müssen wir arbeiten“, sagte er. Und Merkel fragte nach, ob sein Unternehmen an Verbesserungen arbeite. Zuckerberg antwortete: „Yeah.“
Damit war die Botschaft verbreitet: Zuckerberg persönlich sichert der Kanzlerin eine schärfere Kontrolle zu. Eine wichtige Nach- richt für die Heimat. Denn mehr als die Zusage des Chefs vom Ganzen kann man nicht bekommen. Wie es passieren konnte, dass dieses Gespräch als einziges der mehreren Hundert Diplomaten in die Presseräume übertragen wurde, blieb offen. dpa/afp