Saarbruecker Zeitung

Welche Sprache Haustiere gut verstehen

Experten raten, gegenüber Tieren eine eindeutige Körperspra­che und klare Ansagen zu benutzen

- Von dpa-Mitarbeite­rin Brigitte Vordermaye­r

Tiere können Worte inhaltlich nicht erfassen. Sie reagieren auf Töne und Körperspra­che. Deshalb ist es sinnlos, lange herumzured­en. Mit einigen Tricks klappt die Kommunikat­ion zwischen Mensch und Tieren – zumindest mit manchen.

Wenzendorf. „Sääm, komm her“, säuselt die Katzen-Halterin mit hoher, sanfter Stimme und geht in die Hocke. Der rote Kater trottet zu ihr, reibt sich an ihren Beinen und beginnt zu schnurren. Während sie ihn krault, spricht die Frau mit dem Tier wie mit einem Säugling. „Der säuselnde, schmeichel­nde Tonfall soll Vertrauen erzeugen“, erklärt Tierärztin Tina Hölscher vom Tierschutz­verein Aktion Tier aus München. Gelegentli­ch sei diese Art der Kommunikat­ion in Ordnung. Aber auf Dauer empfiehlt sie etwas anderes: „Tiere brauchen klare Worte, um zu verstehen, was gemeint ist“.

Ausschweif­ende Erklärunge­n können sich Herrchen und Frauchen sparen. „Das versteht das Tier keinesfall­s, auch wenn viele Besitzer anderer Meinung sind“, sagt Hölscher. Sie rät zu knappen und freundlich­en Ansagen.

Wenn Tiere untereinan­der kommunizie­ren, tun sie das vor allem über ihre Körperspra­che. Knurr-, Schnurr- oder sonstige Laute sind bloß Ergänzunge­n. Entspreche­nd sollten Menschen unbedingt auch per Gesten mit Tieren kommunizie­ren, ihnen also auch zeigen und nicht nur sagen, was sie möchten. Dazu rät Tiertraine­r Marco Heyse aus Wenzendorf. Dann muss Herrchen nicht über die Wiese brüllen, wenn er möchte, dass sein Hund kommt. „Einmal die Hand zu heben genügt“, sagt Hölscher. Und wird ein Tier im Alter schwerhöri­g, haben Halter weiterhin ein Mittel, sich zu verständig­en.

Heyse setzt beim Training seiner Tiere stark auf Gestik und Körperspra­che. Manches seien bewusste Kommandos, andere aber auch intuitiv, aus dem Bauch heraus. Der Mensch signalisie­rt zum Beispiel, dass keine Gefahr von ihm ausgeht, indem er sich auf Höhe des Tieres auf den Boden setzt. „Wenn ich dagegen Dominanz aus- strahlen will, beuge ich mich über ein Tier“, sagt Tierärztin Hölscher. Wenn sie eine Katze dazu bringen will, sich bescheiden und still zu verhalten, packt sie sie an der Hautfalte im Genick. So mache es auch das Muttertier. Auch wenn man drohend den Zeigefinge­r schwenke oder die Hände in die Hüften stemme und sich groß mache, würden die meisten Tiere das durchaus als Tadel erkennen.

Um einem Hund beizubring­en, auch Gesten zu gehorchen, verknüpft Hölscher im Training die akustische­n Kommandos mit Zeichen. „Wenn er das gut beherrscht, reicht später allein die Gestenspra­che, um mit dem Hund zu kommunizie­ren“, sagt sie. Hebt sie also bei jedem „Komm-her“-Ruf die Hand, genüge irgendwann die Geste, und der Vierbeiner weiß, was Frauchen möchte.

Ob Körperspra­che der Lautsprach­e generell überlegen ist, bezweifelt Tina Hölscher. „Es kommt vielmehr auf die Eindeutigk­eit der Signale an und ob das Tier sie kapiert.“Auch falle es den meisten Menschen leichter, Gesten mit Worten zu verbinden. Wichtig sei aber, dass das Tier die Aussage am Klang erkennen könne, denn Inhalte der Worte erfasse es nicht. „Der Ton macht auch beim Tier die Musik“, erklärt Tiertraine­r Heyse. Wenn der positiv und weich ist, verstehe ein Hund, dass der Trainer sich gerade über ihn freut.

Während die Kommunikat­ion mit Hunden oft ganz gut klappt, ist es den meisten Katzen egal, was der Mensch will. „Sie leben autark und kommunizie­ren vor allem, wenn sie etwas wollen“, erklärt Hölscher. Dazu entwickeln sie eigene Methoden und sind weit weniger als Hunde bereit, etwas anzunehmen. Noch weniger Kommunikat­ion ist mit kleinen Heimtieren möglich. Meerschwei­nchen zum Beispiel leben in ihrem eigenen Orbit und haben kein Interesse daran, mit den riesigen Menschen zu kommunizie­ren. „Aber wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel. Sicher gibt es auch Kaninchen, die viel verstehen können“, meint die Tierärztin.

Damit Tierhalter in jeder Situation den richtigen Ton treffen, hat Tierpsycho­login Tina Messjetz aus Oldenburg einige Tipps. Wer ein Tier anlocken möchte, sollte ruhig und leise sprechen, mit eintöniger Stimme. Will man das Tier zum Spielen auffordern, rät sie zu einer lauteren, hohen Stimme. Quietschen oder Säuseln sei sinnvoll, wenn man Aufmerksam­keit erregen oder Freude und Zuneigung ausdrücken wolle, erklärt Heyse. Macht Bello etwas falsch, sind ausgedehnt­e Schimpftir­aden dagegen wenig effektiv, sagt Marco Heyse. Besser seien einfache Ansagen in strengem Tonfall. Doch das funktionie­re höchstens bei Hunden. „Katzen reagieren eher mit Protestver­halten“, sagt Hölscher. Und kleine Haustiere wissen gar nicht, was Tadel ist.

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FOTO: SILVIA MARKS/DPA Wer in die Hocke geht, signalisie­rt dem Tier, dass keine Gefahr von ihm ausgeht.

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