Eine Idee macht noch keine App
Hohe Hürden für Progammierer
Apps für Smartphones und Tablets sind gefragter denn je und bescheren den Betreibern der Plattformen enorme Umsätze. Für Entwickler ist es hingegen schwierig geworden, sich von der Masse der Angebote abzusetzen und neue Apps erfolgreich auf dem Markt zu etablieren.
Saarbrücken. Sie kommen als intelligente Wecker, Gesundheitsassistenten oder als Spiel zum reinen Zeitvertreib daher und sind aus dem Alltag vieler Menschen kaum noch wegzudenken: Apps haben den Software-Markt erobert. Kürzlich hat der IT-Branchenverband Bitkom Zahlen zu dieser boomenden Branche veröffentlicht. Demnach wird der Umsatz mit mobilen Anwendungen für Smartphones und Tablets in Deutschland 2015 auf voraussichtlich 1,3 Milliarden Euro steigen. Das wären 41 Prozent mehr Umsatz als 2014. Triebfeder des rasanten Wachstums sei vor allem die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablets.
Auch die Anzahl der verfügbaren Apps hat luftige Höhen erreicht: Rund 3,7 Millionen sind es laut Bitkom zurzeit in den fünf größten App-Stores, davon 1,5 Millionen im Google Play Store, 1,4 Millionen im Apple App Store. Besonders gefragt sind bei Nutzern dem Verband zufolge Anwendungen für soziale Netzwerke wie Facebook und Messenger-Dienste, etwa Whats-App. Auch SpieleApps finden reißenden Absatz, wie Zahlen des Bundesverbands der Interaktiven Unterhaltungsindustrie (BIU) verdeutlichen: 263 Millionen Euro seien 2014 in Deutschland mit App-Spielen umgesetzt worden. Beide Verbände erwarten, dass der App-Markt auch in Zukunft stark wachsen wird.
Apps, die – etwa im Gesundheitsbereich - mit zusätzlicher Hardware verknüpft sind, seien derzeit sehr gefragt, sagt Joachim Charzinski, Professor an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Dort vermittelt er Studenten im Studiengang „Mobile Medien“, worauf es bei der Entwicklung von Apps ankommt.
Sich inmitten der Flut neuer Anwendungen mit einem Software-Produkt zu behaupten, ist schwierig. Um bei Nutzern Anklang zu finden, müsse eine App inhaltlich und funktionell überzeugen, aber auch Spaß bei der Bedienung bieten, umschreibt Charzinski die Erfolgsfaktoren. Der Weg von einer Idee bis zum marktfertigen Produkt im App-Store ist länger, als mancher Nutzer vermuten mag, erklärt Charzinski: Er führt von ersten Rohskizzen über die grafische Gestaltung, Programmierung und Aufarbeitung der Inhalte bis hin zur Übernahme im jeweiligen AppStore. Schließlich komme es auf gezielte Vermarktung an und nicht zuletzt darauf, die App ständig technisch und grafisch auf dem neuesten Stand zu halten, weil die Betriebssysteme und App-Plattformen sich weiterentwickelten.
„Insbesondere in den ersten Phasen sollten immer wieder Tests mit Vertretern der Zielgruppen gemacht werden, damit man nicht an den Nutzern vorbei entwickelt“, rät der Stuttgarter Experte. Letztlich sei zentral, dass eine App auch von Suchmaschinen wie Google leicht gefunden werde. Das gilt auch und gerade für Spiele in den App-Stores: „Wer sich hier in den Charts keinen Platz unter den Top 100 sichert, verschwindet für den Großteil der Spieler vom Radar“, sagt der Geschäftsführer des BIU, Dr. Maximilian Schenk.
Doch selbst wenn eine mobile Anwendung von Vielen gefunden und auch genutzt wird, ist das noch keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg: Ein Großteil der Apps ist kostenlos zu haben, oft sind es Abonnements oder Erweiterungen, mit denen sich Umsatz generieren lässt. Solche „In-App-Angebo- te“machen laut Bitkom 74 Prozent des App-Umsatzes in Deutschland aus, zwölf Prozent stammen aus Werbung. Einnahmen über den Kaufpreis tragen 15 Prozent zum Umsatz auf dem App-Markt bei.
Inwieweit die Schöpfer der Anwendungen vom App-Boom profitieren, hängt von den Konditionen der jeweiligen AppStores ab.
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