Willkommen in der Kunstkapelle
Am Tag der bildenden Kunst boten Saarbrückens Ateliers Gelegenheit zum Staunen
Künstlerateliers, Galerien, aber auch andere, ausgefallene Orte waren am Wochenende geöffnet. Dazu gehörte auch die sogenannte Kunstkapelle eines Studentenwohnheims, die bisher kaum bekannt ist.
Saarbrücken. Nicht nur Ateliers haben am Tag der bildenden Kunst ihre Pforten geöffnet. Unter den 92 Orten, an denen Künstler am Samstag innerhalb der gesamten Landeshauptstadt Interessierten Einblicke in ihre Arbeit gewährten, sind auch Räume, die man normalerweise gar nicht mit Kunst in Verbindung bringt.
Obgleich mitten in der City gehört die „Kunstkapelle“im Cusanushaus wohl zu den unbekanntesten Ausstellungsorten. Kein Wunder! Die längst entweihte Kapelle im siebten Stock des Studentenheims werde nur gelegentlich von der Hochschule für Bildende Künste für Projekte genutzt, erfährt man von Marion Cziba. Selbst noch Studentin, hat die angehende Malerin Werke von zwölf Kommilitonen diesmal hier zu
„Kniende Beine“nennt Lucie Sahner ihr Werk, das sie in der Kunstkapelle des Cusanushauses zeigte. .
einer Ausstellung zum Thema „Flachwerk“zusammengestellt. So bietet der Tag der Bildenden Kunst dem Nachwuchs nicht nur die Möglichkeit, sich außerhalb der Kunsthochschule der Öffentlichkeit zu stellen, sondern auch, das Kuratieren zu üben. „Die Idee war, einen Mix aus Zeichnung, Malerei und Fotografie zu zeigen,“sagt Cziba. Neben ihr sind auch die übrigen Künstler an beiden Ta- gen vor Ort, um die Arbeiten zu erklären. Etwa Rose Vöhringer. „Ich wollte mich von der Fläche lösen“, sagt sie zu ihrem mit expressiven Porträts bemalten Leintuch, das sie nur scheinbar nachlässig so aufgehängt hat, das es Falten schlägt. 20 Besucher hat sie auf ihrer Strichliste vermerkt. Viel mehr werden an diesem Samstag kurz vor 18 Uhr bestimmt nicht mehr werden. Doch Cziba gibt sich zu- versichtlich. „Im letzten Jahr hatten wir 150 Besucher“. Der Samstag sei immer ruhiger. Das sagen auch die Malerin Andrea Neumann und die Bildhauerin Sigrun Ólafsdóttir. Die beiden, die zu den etabliertesten Künstlern in Saarbrücken gehören, verfügen in der Sonderwerkstatt im Quartier Eurobahnhof auch über besonders große Ateliers. „Meine Arbeiten brauchen zum Hängen Luft, weil sie sich sonst zu sehr beeinflussen“, erklärt Neumann, die ihre großen Formate immer auf dem Boden malt, wie sie sagt. Neumanns und Ólafsdóttirs Ateliers sind aber auch schon am Samstag keine Minute menschenleer. Besonders häufig fragen Besucher die Bildhauerin diesmal nach ihrer rund sieben Meter hohen Metallskulptur, die bald in der neu gestalteten Schifferstraße neben dem Rivage-Haus aufgestellt werden soll. „Im Oktober“, verrät sie. Ihre meist mehrere Meter großen MetallSkulpturen nimmt man nicht mal so mit fürs Wohnzimmer zu Hause. Doch hat Ólafsdóttir am Samstag schon zwei kleinere „Bonsai-Arbeiten“, wie sie scherzhaft sagt, verkauft.