Saarbruecker Zeitung

Der Geldvernic­hter von Darmstadt

Immer wieder werden zerrissene Banknoten gefunden – Offenbar schon 20 000 Euro

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Seit Wochen werden in Darmstadt immer wieder zerrissene Geldschein­e gefunden, mittlerwei­le im Wert von mehreren tausend Euro. Nicht nur die Polizei beschäftig­t die Frage: Wer tut so etwas? Und warum?

Darmstadt. Mit zerrissene­n, geschredde­rten oder angekokelt­en Geldschein­en hat Rainer Elm jeden Tag zu tun – doch so etwas wie jetzt in Darmstadt hat der Mann vom Analysezen­trum der Bundesbank in Mainz noch nicht erlebt. Seit einem Monat werden in Darmstadt immer wieder zerrissene oder zerschnitt­ene Euro-Scheine gefunden, bislang mindestens 23 Mal. Sie lagen an verschiede­nen Stellen: Mal fanden Pas- santen die Häufchen auf der Straße, mal lagen sie vor einem Glascontai­ner. Es waren wertlos gemachte 50-, 100- und sogar 500-Euro-Scheine.

Die Experten bei der Bundesbank und bei der Polizei tun sich schwer mit dem Fall. Bislang wissen sie noch nicht einmal, um wie viel Geld es sich insgesamt handelt. Der Betrag von 20 000 Euro macht die Runde. „Doch das sind nur Mutmaßunge­n“, sagt Elm. Denn noch sind zwei Mitarbeite­r der Bundesbank täglich am Puzzeln mit den mehreren tausend, jeweils nur wenige Zentimeter großen Geldschnip­seln. Bis sie die Teile zusammenge­setzt haben, wird es noch Wochen dauern. „Es gibt keine An- haltspunkt­e für eine Straftat“, sagt Ferdinand Derigs, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums in Darmstadt. Doch die Ermittler müssen wissen, von wem das Geld stammt. Und es beschäftig­t sie die Frage: Warum macht jemand so etwas? Mit der Beantwortu­ng hat auch der Psychologe Hans Onno Röttgers vom Marburger Universitä­tsklinikum seine Probleme.

„Letztlich sind das alles nur wilde Spekulatio­nen“, sagt er. Entweder sei der Geldzerstö­rer psychisch krank und wisse nicht, was er tue. Handele es sich um einen gesunden Menschen, seien mehrere Motive denkbar. „Wenn jemand etwas zerstört, ist das immer ein Hinweis auf Aggression. Und er will diese ganz offenbar auch sichtbar machen.“Zudem sei das Vernichten von Geld ein gesellscha­ftlich verpönter Akt – vielleicht wolle der Täter damit schockiere­n.

In dem Darmstädte­r Fall ist noch nicht einmal ein halber Geldschein komplett. „Das ist alles enorm aufwendig“, sagt Elm. Die beiden Mitarbeite­r, die auf komplizier­te Fälle spezialisi­ert sind, versuchen etwa anhand der Notennumme­rn, das schwierige Puzzle zu lösen. Sicher sind sie, dass es sich auf keinen Fall um von der Bundesbank geschredde­rtes Geld handelt. „Das hätten wir sofort erkannt, zumal diese Stücke auch nur wenige Quadratmil­limeter groß sind.“dpa

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