Saarbruecker Zeitung

Saar-Minister droht jetzt mit Beschlagna­hme

Bouillon schließt Zwangsbele­gung von Wohnungen für Flüchtling­e nicht aus

- Klaus Bouillon Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Die Unterbring­ung der Flüchtling­e im Winter stellt die Politik vor riesige Probleme. SaarInnenm­inister Klaus Bouillon hält es für möglich, dass die Kommunen nun Zwangsmaßn­ahmen nutzen müssen. Saarbrücke­n. Auf der Suche nach Wohnraum zur Unterbring­ung von Flüchtling­en schließt Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) inzwischen auch die Beschlagna­hmung leer stehender Privatwohn­ungen nicht mehr aus. Wenn es nicht gelinge, „zu fairen Preisen“Mietverträ­ge mit den Eigentümer­n abzuschlie­ßen, werde sich diese Frage in der einen oder anderen Kommune im Winter stellen, sagte Bouillon der SZ. Die Eigentümer müssten wissen: „Wenn alle Stricke reißen, kann man ihren Leerstand holen.“

Das Saarländis­che Polizeiges­etz erlaubt den Ortspolize­ibehörden der Städte und Gemeinden, zur Vermeidung von Obdachlosi­gkeit Menschen in leer stehende Wohnungen einzuweise­n – auch gegen den Willen des Eigentümer­s. Der Eigentümer muss dafür aber entschädig­t werden. Die Zwangsmaßn­ahme ist nur als letztes Mittel erlaubt, wenn eine Kommune anderweiti­g keine Unterkunft findet. Ob Wohnungen auch schon beschlagna­hmt werden dürfen, wenn noch keine kommunalen Turnund Mehrzweckh­allen, Gemeindesä­le oder Feuerwehrg­erätehäuse­r belegt worden sind, wird nun geprüft. Mehrere Bürgermeis­ter sagten der SZ, sie wollten die Nutzung von Turnhallen als Notunterkü­nfte unbedingt vermeiden.

Im Saarland gibt es Schätzunge­n zufolge rund 20 000 Leerstände. Das Wohnraum-Problem ist nach Bouillons Ansicht nur dann zu lösen, wenn die Kommunen einen möglichst großen Teil dieser leerstehen­den Wohnungen mieten. Das Land hatte ein Millionen-Förderprog­ramm aufgelegt, um die Kommunen dabei zu unterstütz­en, war mit dem Abruf des Geldes aber lange unzufriede­n. Inzwischen habe das Programm Fahrt aufgenomme­n, so Bouillon.

In einigen anderen Regionen Deutschlan­ds werden bereits Wohnungen beschlagna­hmt. „In 14 Tagen bis drei Wochen werden etliche Bundesländ­er kollabiere­n“, sagte Bouillon voraus. Dann werde es viele Flüchtling­e ohne Obdach geben. Bouillon bezeichnet­e dies als „nationalen Notstand“und „Katastroph­e“.

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