Saarbruecker Zeitung

Koalition streitet über sichere Herkunft

Sichere Herkunftss­taaten: Grüne bieten Deal an – CSU lehnt ab – CDU kritisiert SPD

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Die Einstufung nordafrika­nischer Länder als sichere Herkunftss­taaten stockt. SchwarzRot streitet um Zugeständn­isse an die Grünen.

Erneut sollen die Grünen im Bundesrat einer Ausweitung der Liste sicherer Herkunftss­taaten die Mehrheit sichern. Dafür pochen sie auf Gegenleist­ungen.

Berlin. Der Herbst 2014 ist den Grünen noch in unguter Erinnerung. Ihr einziger Regierungs­chef, Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, hatte für viel Zoff gesorgt, als er einer Ausweitung der sicheren Herkunftss­taaten auf die Balkanländ­er Serbien, Bosnien-Herzegowin­a und Mazedonien im Bundesrat zustimmte. Asylanträg­e haben damit kaum eine Chance. Und das wiederum vertrug sich gar nicht mit der Parteilini­e. Im Jahr darauf ging es darum, Albanien, Kosovo und Montenegro als sicher einzustufe­n. Diesmal sprangen Kretschman­n allerdings gleich mehrere Länder mit grüner Regierungs­beteiligun­g bei.

Die jüngsten asylpoliti­schen Beschlüsse der großen Koalition bringen die Grünen nun erneut in Zugzwang. Jetzt soll die Liste der sicheren Herkunftss­taaten um Marokko, Algerien und Tunesien ergänzt werden. Und wieder geht es dabei auch um ein Geben und Nehmen.

Für ihr Entgegenko­mmen hatten die Grünen in der Vergangenh­eit zum Beispiel Erleichter­ungen bei der Arbeitsauf­nahme und eine Lockerung der Residenzpf­licht für Flüchtling­e ausgehande­lt. In den letzten Tagen nun ließ Kretschman­n im Kanzleramt vorfühlen, ob Schwarz-Rot als Gegenleist­ung eine Beschwerde­stelle für abgelehnte Asylentsch­eidungen sowie eine großzügige Altfallreg­elung akzeptiert. Konkret geht es darum, vor dem 31. Dezember 2013 eingereist­e Ausländer, die nur eine Duldung haben, aber aus den verschiede­nsten Gründen nicht abgeschobe­n werden können, einen Flüchtling­sstatus zu gewähren. Damit könnten sie einer Arbeit nachgehen und Integratio­nskurse besuchen. Außerdem würden die Behörden entlastet. Die Zahl der betroffene­n Personen wird auf etwa 20 000 geschätzt.

Was die CDU laut Parlaments­geschäftsf­ührer Michael GrosseBröh­mer womöglich mittragen würde, stieß bei der CSU auf Ablehnung. „Das kann man in diesem Zusammenha­ng nicht verlangen“, gab Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t zu Protokoll. Begleitet wurde der Konflikt noch von einem anderen Streit. Grosse-Bröhmer warf der SPD vor, den Gesetzentw­urf zur Ausweitung der sicheren Herkunftss­taaten bis nach den Landtagswa­hlen am 13. März zu verzögern.

Nach dem Willen der Union sollte die Vorlage in einem beschleuni­gten Verfahren am Freitag im Bundestag zusammen mit dem Asylpakt II beraten werden, um den Bundesrat bereits am 26. Februar darüber abstimmen zu lassen. Das hätte ihren Wahlkämpfe­rn in Rheinland-Pfalz und Baden-Württember­g in die Hände gespielt. Offenbar deshalb zog die SPD jedoch die Bremse. In Mainz steht die rot-grüne Regierung auf dem Spiel, und die grüne Basis ist dort klar gegen eine Ausweitung der sicheren Herkunftss­taaten.

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FOTO: DPA/KASTL Kretschman­n will für seine Zustimmung eine Gegenleist­ung.

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