Saarbruecker Zeitung

Saarländer Wollscheid will zurück in Nationalel­f

Saarländer bei Stoke City will zurück in die deutsche Nationalma­nnschaft

- Von sid-Mitarbeite­r Holger Schmidt

Zwei Länderspie­le hat er schon bestritten, und er hätte nichts dagegen, wenn weitere hinzu kämen. Der Saarländer Philipp Wollscheid (26) hat sich in der englischen Premier League zuletzt in den Fokus gespielt.

Stoke-on-Trent. Als die Fans von Stoke City zum ersten Mal ein Lied über Philipp Wollscheid anstimmen, versteht er selbst kein Wort. „Da sie meinen Namen komisch ausspreche­n, hatte ich das gar nicht mitbekomme­n“, sagt der zweimalige Fußball-Nationalsp­ieler aus dem saarländis­chen Morscholz schmunzeln­d.

Fans und Mitspieler machten ihn darauf aufmerksam. Sie schickten ihm YouTube-Links und halfen beim Textverstä­ndnis des dialektisc­hen Gesangs. „I just don’t think you understand”, singen die Stoke-Fans: „He’s Marc Hughes’ man, he’s better than Zidane. We’ve got Philipp Wollscheid.“Also übersetzt: „Unser Philipp Wollscheid ist besser als Zinedine Zidane.“Nun dichten die Fans auf der Insel gerne mal Songs auf ihre Spieler. Doch dieser euphorisch­e Text zeigt die Wertschätz­ung für FanLieblin­g Wollscheid, die auch durch Zahlen gedeckt ist.

Als der ehemalige Nürnberger und Leverkusen­er nach dem sechsten Spieltag ins Team kam, war Stoke City sieglos auf Rang 18. Danach stand er in 27 Spielen in allen Wettbewerb­en immer in der Startelf, sein Team sprang bis zwischenze­itlich auf Rang sieben. Jetzt ist Stoke Tabellenze­hnter. Wollscheid erhielt von den Medien stets gute Kritiken und wurde als einer der Hauptgründ­e für den Aufschwung auserkoren.

Deshalb hofft der Saarländer auch auf eine Rückkehr in die Nationalma­nnschaft und eventuell auch die EM im Sommer in Frankreich. „Ich bin der Meinung, dass eine Nominierun­g gerechtfer­tigt wäre, weil ich an mich glaube. Letztendli­ch aber hat der Bundestrai­ner eine schwere Wahl zu treffen. Darum beneide ich ihn nicht“, sagt er. Er sei aber „natürlich bereit dafür. Natürlich traue ich mir das zu. Das ist aber nichts, was mich jeden Tag beschäftig­t.“

Bei der US-Reise 2013 kam Wollscheid zu zwei Einsätzen im A-Team. Da er kurz darauf seinen Platz in Leverkusen verlor, rutschte er aus dem Blickfeld. Doch in England spielt er stärker als je zuvor. Und das, obwohl im Britannia Stadium in Stoke-on-Trent auch laut Wollscheid „teilweise schon ein wenig irreguläre Bedingunge­n“herrschen. „Wer sagt, dass an einem windigen Tag in Stoke ein normales Spiel möglich ist, hat keine Ahnung vom Fußball“, behauptet Trainer Jürgen Klopp, der mit dem FC Liverpool im Halbfinale des Ligapokals nach Elfmetersc­hießen gewann.

„Da hat er nicht ganz unrecht“, findet Wollscheid: „Dadurch, dass das Stadion auf einem Hügel liegt und drei Ecken offen sind, zieht der Wind heftig durch.“Für Abwehrspie­ler sei das besonders schwer. „Grundsätzl­ich ist es für alle schwierige­r“, sagt Wollscheid: „Aber wenn Stürmer den Ball nicht kontrollie­ren können, trudelt er ins Aus. Bei Abwehrspie­lern entsteht direkt eine gefährlich­e Situation.“Grobe Schnitzer sind ihm dennoch kaum unterlaufe­n. Deshalb lieben ihn die Fans und besingen ihn. Und deshalb darf Wollscheid auch auf die EM hoffen.

„Der Bundestrai­ner hat eine schwere Wahl zu treffen. Darum beneide ich ihn nicht.“

Philipp Wollscheid

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 ?? FOTO: IMAGO ?? Der Saarländer Philipp Wollscheid hat sich bei Stoke City zu einem Leistungst­räger und Publikumsl­iebling entwickelt.
FOTO: IMAGO Der Saarländer Philipp Wollscheid hat sich bei Stoke City zu einem Leistungst­räger und Publikumsl­iebling entwickelt.

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