Saarbruecker Zeitung

Ohne Schrauben, ohne Leim, aber mit viel Fantasie

Die Saarbrücke­r Firma Okinlab hilft per Computer beim Möbel-Selberbaue­n

- Von SZ-Redakteur Martin Rolshausen

Das junge Unternehme­n Okinlab hat schon einige Preise abgeräumt. Ausgangspu­nkte für den Erfolg waren ein Blick in die Natur und die Erkenntnis: So mancher Schreiner weiß gar nicht, was seine moderne CNC-Fräse eigentlich kann.

Saarbrücke­n. Wer große Ideen hat, dem schadet eine große Bühne nicht. „Klar“, sagt Alessandro Quaranta, „in Berlin ist die Aufmerksam­keit größer als hier.“Aber eine Idee in Saarbrücke­n zu entwickeln, habe „auch viele Vorteile“. Die „kurzen Wege“, die etwa zu Ministerie­n führen oder zur Firma Scheer oder zu Geldgebern. Oder das „super Starterzen­trum“an der Uni. Und dass die Welt hier klein genug ist, um einen Bekannten aus der Schulzeit zu haben, der zufällig an einer Sache arbeitet, die zur Sache, mit der man sich selbst beschäftig­t, perfekt passt.

Alessandro Quaranta und Nikolas Feth haben aus diesem saarländis­chen Gemisch und einer famosen Idee eine erfolgreic­he Firma mit sechs fest angestellt­en und zwei freien Mitarbeite­rn gemacht. Feth hat sich an der Saarbrücke­r Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) mit „bionisch inspiriert­en Leichtbauw­eisen“beschäftig­t. Vereinfach­t formuliert geht es dabei darum, wie die Natur mit einfachen Mitteln kom- pliziert wirkende Konstrukte schafft.

Alessandro Quaranta hat Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Universitä­t des Saarlandes und der Università degli Studi di Siena studiert. Ein Betriebswi­rt und ein Architekt – eine gute Kombinatio­n für ein Unternehme­n, das, wie es die beiden formuliere­n, „an der Schnittste­lle zwischen Architektu­r, Design, Informatik und Forschung“arbeitet.

Das Produkt dieser Arbeit ist unter anderem ein Computerpr­ogramm, mit dem man sich selbst seine Möbel designen kann. Möbel, die in der Regel keine Ecken und Kanten haben, sich selbst in kleine Räume gut einpassen und auf die ganz persönlich­en Bedürfniss­e zugeschnit­ten werden.

Mit genau so einem Auftrag hat Okinlab, wie die beiden ihr Unternehme­n nannten, begonnen. Im neuen zentralen Gebäude der Uni wurde ein Shop eingericht­et. Ein schmaler, hoher Raum, in den ein Regal sollte. Alessandro Quaranta und Nikolas Feth haben mit ihrem Computerpr­ogramm ein Regal entworfen. Das wird zu teuer, habe die Unileitung vermutet, schließlic­h müsse das Regal als Einzelstüc­k von einem Schreiner angefertig­t werden.

Das mit dem Zuschneide­n stimmt. Allerdings liefert das Okinlab-Computerpr­ogramm den Schreiner eine Art „Schnittmus­ter“. Die Daten müssen sie nur in ihre CNC- Fräse eingeben. Alles andere macht dann die Maschine. Feth und Quaranta haben den Auftrag bekommen – und ihre Technik verfeinert.

Inzwischen funktionie­rt es so: Übers Internet gestaltet man sein Regal, sein Bett, dekorative Raumteiler – was auch immer. Die Daten werden an einen Schreiner in der Nähe des Kunden geschickt, der schneidet zu, liefert aus. Das Ganze sei schnell zusammenge­baut, sagen Feth und Quaranta. Die Teile werden zusammenge­steckt – ohne Leim und Schrauben. Das funktionie­rt in Hamburg ebenso wie in Berlin.

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