Die Filetstücke des Forstes
Lager in Menschenhaus: Bei der Wertholzsubmission werden Spitzenhölzer versteigert
Die qualitativ hochwertigsten Hölzer bietet der Saarforst mit Partnern zentral in Neunkirchen-Menschenhaus an. Auf dem Wertholzplatz können die Interessenten die guten Stücke unter die Lupe nehmen und ihre Gebote dann bis zur Submission am 18. Februar abgeben.
Neunkirchen. Eine schöne Vorstellung: einen französischen Qualitätsrotwein zu genießen, der in einem Barriquefass aus saarländischer Eiche gereift ist. Das ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, wie Forstdirektor Hans-Albert Letter weiß. „Chêne“, die heimische Eiche, ist bei französischen Fassherstellern beliebt. Der Leiter des Saarforst-Landesbetriebs überzeugt sich beim SZBesuch in Menschenhaus mit Forstwirtschaftsmeister HansJürgen Pruß von der Qualität der Stämme. In Reih und Glied lagern auf dem Wertholzplatz 635,35 Festmeter Holz aus dem Saarland und aus RheinlandPfalz, bereit für die Wertholzsubmission am 18. Februar. Der Saarforst Landesbetrieb bietet wieder mit anderen saarländischen Waldbesitzern sowie mit der Westpfalz und Lothringen Stammholz zum Kauf an. Die französischen Werthölzer lagern in St. Avold.
So weit das Auge reicht, 630 Meter links und rechts des Weges, sind die Rundhölzer in Menschenhaus mit Abstand aufgepolstert. So kann jedes Stück – mit eigener Nummer gekennzeichnet – von jeder Seite besichtigt werden. Pruß und sein Team haben jeden Stamm einer gründlichen Eingangskontrolle unterzogen. „Ich schaue vor Ort genau, ob es sich lohnt, den Stamm hierher zu fahren.“
Im November ist mit der Anlieferung aus dem Saarland und der Westpfalz begonnen worden, bis Mitte Januar war der Wertholzplatz in Menschenhaus fertig belegt. Der Platzwart kann die Interessenten über ein sauber „aufgeräumtes“Gelände führen. Abgefallene Rinde wurde weggekehrt, Baumscheiben als Brennholz verkauft.
Aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Europa gibt es Interessenten für die Wertholzsubmission. „Früher kamen die Händler überwiegend aus der Furnierholz-Industrie, heute sind es meist Fassholzhersteller aus Frankreich oder auch Spanien“, berichtet Forstdirektor Letter. Eiche macht denn auch den größten Anteil beim Holzangebot aus dem Saarland aus, nämlich 408,48 Efm (Erntefestmeter). Dann folgt die Esche mit 72,08 Efm. Sie wird durch das Eschensterben mehr vermarktet als früher. Wer wissen möchte, was in der Möbelbranche en Vogue ist, sollte die Möbelmesse in Köln besuchen, berichtet Hans-Albert Letter. So ist beispielsweise die Buche, vor rund 15 Jahren noch der Renner bei den Versteigerungen und vor allem in China sehr gefragt, quasi bedeutungslos geworden. Gerade mal ein Festmeter wird hier in Menschenhaus angeboten. Für ein außergewöhnliches Exemplar hat es allerdings schon einen Interessenten gegeben: Auf eine Buche, die durch eine Krebswucherung eine große „Knolle“gebildet hat, hat ein Marketing- mann ein Auge geworfen. Daraus ließe sich sicher ein Kunstwerk fürs Wohnzimmer zaubern. Kunstschreiner sind vor allem an der Elsbeere interessiert, einem der edelsten Hölzer überhaupt.
Übrigens wird bei der Wertholzsubmission 2016 nur ein ganz kleiner Bruchteil, nämlich ein Viertel Prozent des gesamten Holzeinschlags, meistbietend versteigert. Die Händler geben ihr Gebot in einem verschlossenen Umschlag ab. Der Meistbietende erhält am 18. Februar den Zuschlag, und nach Eingang des Geldes können die Hölzer abgeholt werden. Durchschnittlich 560 Euro werden pro Festmeter Holz erzielt. „Allerdings kann der Stamm, der heute 1500 Euro bringt, nächstes Jahr nur noch die Hälfte wert sein“, zeigt Letter die Schnelllebigkeit des Holzgeschäftes auf.
Eine widersprüchliche Situation, braucht es doch gut 150 oder gar 200 Jahre, bis eine gesunde Eiche tatsächlich einmal einem französischen Rotwein zum typischen Barrique-Aroma verhilft. „Da haben wir zwei nichts dazu getan“, sagt Platzwart Pruß. „Aber mit jedem Glas Rotwein, das wir trinken, tun wir was für unsere Forstwirtschaft“, meint Hans-Albert Letter augenzwinkernd.