Saarbruecker Zeitung

Luxemburg bietet Geld für Abschaltun­g von Cattenom

Premiermin­ister Bettel bietet Frankreich finanziell­en Ausgleich für Abschaltun­g an – Saar-Regierung skeptisch

-

Luxemburg/Saarbrücke­n. Das Großherzog­tum Luxemburg hat Frankreich Geld für die Abschaltun­g des auch im Saarland seit Jahren heftig kritisiert­en Atommeiler­s Cattenom angeboten. Sollte es ein Problem in dem grenznahen Kraftwerk geben, drohe das Großherzog­tum „von der Landkarte gewischt zu werden“, sagte Luxemburgs Premier Xavier Bettel nach einem Treffen mit seinem französisc­hen Kollegen Manuel Valls. Sein Land wäre „bereit“, einen finanziell­en Beitrag zur Abschaltun­g zu leisten, erklärte Bettel: „Cattenom macht uns Angst.“Einen möglichen Betrag nannte er nicht.

Der saarländis­che Umweltmini­ster Reinhold Jost reagierte zurückhalt­end auf das Angebot Luxemburgs. „Wir können nicht alle schrottrei­fen und pannenanfä­lligen Meiler, die uns von belgischer oder französisc­her Seite bedrohen können, aufkaufen, um sie dann abzuschalt­en“, erklärte der SPD-Politiker.

Luxemburg fühlt sich durch das altersschw­ache und störanfäll­ige Atomkraftw­erk Cattenom bedroht und fordert dessen Abschaltun­g. Nun hat Luxemburgs Ministerpr­äsident Xavier Bettel Frankreich für die Abschaltun­g einen finanziell­en Ausgleich angeboten.

Luxemburg/Saarbrücke­n. Luxemburgs Premiermin­ister Xavier Bettel hat Frankreich Geld im Fall einer Abschaltun­g des grenznahen Atomkraftw­erks Cattenom angeboten. Ein möglicher Betrag sei bei einem Treffen mit dem französisc­hen Premiermin­ister Manuel Valls am Montag in Luxemburg nicht genannt worden, sagte ein Sprecher Bettels gestern. „Wenn in Cattenom etwas Schrecklic­hes passieren würde, wäre Luxemburg von der Landkarte gelöscht“, sagte Bettel. „Unser größter Wunsch wäre es, wenn Cattenom schließt.“Der Premier habe deutlich gemacht, dass Luxemburg es mit der Forderung nach einer Abschaltun­g ernst meine, aber auch Hilfe anbiete.

Luxemburg sei bereit, sich finanziell an der Umwandlung des Standorts Cattenom hin zu einer umweltfreu­ndlicheren Energieerz­eugung oder zu einem andersgear­teten Industries­tandort zu beteiligen. Es gelte, Arbeitsplä­tze in der Region zu erhalten, sagte der Sprecher. Valls habe geantworte­t: „Botschaft angekommen“. Gleichzeit­ig habe er einen intensiver­en Austausch zwischen beiden Ländern zu Cattenom in Aussicht gestellt, ein Abschalten derzeit aber ausgeschlo­ssen.

Frankreich ist von der Atomkraft so abhängig wie kein anderes Land weltweit: Rund 75 Prozent des produziert­en Stroms kommen aus Atomkraftw­erken. Das Land will diesen Anteil bis 2025 auf 50 Prozent senken und dazu erneuerbar­e Energien massiv ausbauen. Luxemburg, das Saarland und Rheinland-Pfalz fordern seit langem ein Aus für das Kraftwerk, in dem es schon Hunderte Störfälle gab. Die Organisati­on Internatio­nale Ärzte für die Verhütung des Atomkriege­s zählt Cattenom zu den „größten Risiko-AKWs“in

Xavier Bettel Europa. Doch in Berlin fühlt man sich machtlos: Die Bundesregi­erung könne nicht die Betriebsze­iten eines AKWs in einem anderen Land beeinfluss­en, sagte ein Sprecher des Bundesumwe­ltminister­iums.

Die saarländis­che Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) glaubt nicht, dass es sich bei Bettels Vorschlag um ein echtes Verhandlun­gsangebot handelt. Es sei wohl eher der Versuch, der Forderung, das AKW abzuschalt­en, mehr Nachdruck zu verleihen, sagte Rehlinger. Die saarländis­che

Das lothringis­che Atomkraftw­erk Cattenom gilt als altersschw­ach. Bei einem Störfall drohe das angrenzend­e Luxemburg „von der Landkarte gelöscht zu werden“, sagte Ministerpr­äsident Bettel.

Landesregi­erung setze in der Sache lieber auf Überzeugun­gsarbeit. „Das halte ich auch weiterhin für eine gute und angemessen­e Strategie“, so Rehlinger.

Die rheinland-pfälzische Wirtschaft­sministeri­n Eveline Lemke (Grüne) hält von Bettels Vorschlag wenig. „Es darf nicht sein, dass Staaten anderen Staaten politische Entscheidu­ngen abkaufen“, sagte sie. Frankreich müsse endlich seiner Verantwort­ung für die Sicherheit der Menschen – auch der in den Anrainerst­aaten – gerecht werden. Mit Blick auf Cattenom teile sie die Sorge Luxemburgs. Das störanfäll­ige AKW sei nicht sicher und ein Risiko für die ganze Region.

Die Bundesvors­itzende der Grünen, die Saarländer­in Simone Peter, hält das luxemburgi­sche Angebot für eine denkbare Option: „Wenn sonst nichts hilft, warum nicht? Schrottrea­ktoren wie Cattenom sind ein Dauerrisik­o für die Region“, kommentier­te sie gestern im Onlinedien­st Twitter.

Die Idee, Frankreich einen finanziell­en Ausgleich für das Abschalten des Atomkraftw­erks anzubieten, ist nicht völlig neu. Oskar Lafontaine, Linken-Fraktionsc­hef im Saar-Landtag, hatte sie Mitte März in der SZ ins Spiel gebracht. Er hatte den Bund aufgeforde­rt, Frankreich ein konkretes Angebot zu machen. Dieses solle auch einen Plan zur Stromverso­rgung enthalten, um Frankreich bei der Bereitstel­lung des notwendige­n Ausfallstr­oms und der Abgleichun­g der Netze entgegenzu­kommen. noe/dpa/afp

 ??  ?? Xavier Bettel
Xavier Bettel
 ??  ??
 ??  ?? Simone Peter
Simone Peter
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany