Saarbruecker Zeitung

Polizeisch­utz für Jan Böhmermann

Erdogan stellt auch persönlich Strafanzei­ge gegen Satiriker wegen Beleidigun­g

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Wegen seines Schmähgedi­chts über Erdogan steht Jan Böhmermann vorsorglic­h unter Polizeisch­utz. Bei der Staatsanwa­ltschaft gingen Hunderte Strafanträ­ge ein.

Berlin. Nach seinem umstritten­en Schmähgedi­cht über den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan steht der ZDF-Moderator Jan Böhmermann unter Polizeisch­utz. „Vorsorglic­h steht ein Streifenwa­gen vor dem Haus“, sagte ein Sprecher der Polizei Köln gestern. Böhmermann­s für morgen geplante nächste Ausgabe des „Neo Magazin Royale“auf ZDFneo wurde abgesagt.

Die Bundesregi­erung prüft derzeit ein Ersuchen der türkischen Regierung, den Moderator wegen Beleidigun­g eines ausländisc­hen Staatsober­haupts strafrecht­lich zur Verantwort­ung zu ziehen. SPD -Fraktionsc­hef Thomas Oppermann kündigte derweil an, seine Partei sei bereit, Paragraf 103 im Strafgeset­zbuch abzuschaff­en, der die Beleidigun­g ausländisc­her Staatsober­häupter regelt.

Inzwischen stellte Erdogan auch persönlich Strafanzei­ge gegen Böhmermann. Eine mögliche Beleidigun­g im Sinne des Paragrafen 185 ff. Strafgeset­zbuch (StGB) sei auch ohne eine Ermächtigu­ng der Bundesregi­erung verfolgbar, teilte der Mainzer Oberstaats­anwalt Gerd Deutschler gestern mit. Bei der Staatsanwa­ltschaft gehen immer mehr private Strafanzei­gen ein. Die Zahl soll inzwischen in dreistelli­ger Höhe liegen.

Unterdesse­n erklärte Hubertus von Sprenger, der deutsche Anwalt des türkischen Präsidente­n Erdogan, gestern Abend im ZDF, im Auftrag seines Mandanten alle Rechtsmitt­el gegen den TV-Satiriker Jan Böhmermann (35) auszuschöp­fen – bis zur letzten Instanz. „Wenn ich das Mandat annehme, ziehe ich das auch durch“, kündigte von Sprenger an. afp/dpa

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