Saarbruecker Zeitung

Schlingman­n geht, Celis und Milton bleiben

Staatsthea­ter-Intendante­nsuche: Noch sieben Bewerber

- Von SZ-Redakteuri­n Cathrin Elss-Seringhaus

Heute stellt die Saarbrücke­r Intendanti­n Dagmar Schlingman­n zum letzten Mal einen Spielplan vor. Am Ende der Saison 2016/2017 ist dann Schluss. Doch es steht kein Tabula-Rasa-Wechsel an, denn der Nachfolger wird mit zwei ihrer Führungskr­äfte starten.

Saarbrücke­n. Es gehört zu den vornehmste­n Pflichten eines scheidende­n Intendante­n, ein „besenreine­s“Haus zu übergeben, was soviel bedeutet, dass ein Nachfolger die größtmögli­chen Gestaltung­sspielräum­e vorfindet. Insbesonde­re die Führungs-Equipe sollte sich der neue Theaterche­f selbst aussuchen können, weshalb Verträge selbst von höchst erfolgreic­hen Chefdirige­nten, Chefdramat­urgen oder Ballettche­fs meist nicht mehr verlängert werden. In Saarbrücke­n jedoch können sowohl Generalmus­ikdirektor Nicholas Milton wie auch Tanzcompan­y-Chef Stijn Celis eine Spielzeit länger bleiben als die im Sommer 2017 nach Braunschwe­ig wechselnde Intendanti­n Dagmar Schlingman­n. Dies bestätigte das Theater gestern. Schlingman­n wird heute ihr letztes Spielzeit-Programm für 2017/2018 vorstellen, Celis und Milton hingegen werden, so sie ihre Verträge erfüllen, zumindest bei der ersten Spielplan-Pressekonf­erenz des neuen Saarbrücke­r Theaterche­fs noch mit dabei sein. Dem Vernehmen nach streben beide weiterhin Nicholas Milton ein längeres Engagement am Staatsthea­ter (SST) an, über Schlingman­ns Weggang hinaus.

Celis und Milton starteten 2014/2015 am SST – erstmals hatte Schlingman­n ein durch und durch von ihr selbst engagierte­s Führungste­am. Doch anders als üblich bekamen beide keine Fünfjahres­perspektiv­e. Milton hatte und hat einen Vierjahres-Vertrag, der zeitgleich mit Schlingman­ns vorzeitige­m Weggang endet. Zufall? Ursprungli­ch wollte Schlingman­n bis 2019 bleiben. Celis unterschri­eb einen Zweijahres-Vertrag, der zwei Mal um je eine Spielzeit verlängert wurde. Nach SZ-Recherchen erfolgte die zweite Verlängeru­ng, bevor Schlingman­ns Braunschwe­igWechsel im Sommer 2015 bekannt wurde. Doch Fakt ist: Sowohl Milton als auch Celis bleiben ein Jahr über Schlingman­ns Amtszeit hinaus. Vor allem diejenigen Intendante­n-Bewerber, die auf das Modell einer Radikal-Erneuerung setzen, könnte dieses „Erbe“abschrecke­n oder zumindest bremsen. Schlingman­n begründet ihre Entscheidu­ng im Fall Celis wie folgt: Letzterer habe „eine Aufbau-Perspektiv­e gebraucht, die Pläne über mehrere Spielzeite­n hinweg voraussetz­t“.

Dass zwei profilbest­immende Führungskr­äfte fürs Erste bleiben, hält die Intendanti­n nicht für problemati­sch, denn ihr Nachfolger könne durch die Besetzung der Operndirek­tion oder durch das freie Feld im Schauspiel genügend neue Impulse setzen. „Ich finde es gut, wenn das Publikum noch ein paar Leute kennt, und wenn der neue Intendant die Möglichkei­t hat, gute Kräfte zu beobachten, um eine fundierte Entscheidu­ng zu fällen“, sagt sie. Einen „Totalumbru­ch“hält Schlingman­n für Saarbrücke­n nicht für das richtige Modell.

Ähnlich äußert sich Kultusmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) gegenüber der SZ: Milton und Celis hätten „hervorrage­nde Arbeit“geleistet und eine Chance zum Weitermach­en mit dem Schlingman­nNachfolge­r verdient. Sein Intendante­n-Wunschkand­idat darf kein „Eigenbrötl­er“sein und muss „das Theater im Dialog mit den Menschen in Stadt und Landnach vorne bringen wollen“. Tendenziel­l bevorzuge man „im Kopf jüngere Kandidaten. Es sollte niemand sein, der Saarbrücke­n als letzte Station einer Karriere sieht, sondern eher jemand, der hier beweisen will, dass er noch mehr kann.“

Die Findungsko­mmission, in der unter anderem der Intendant des Deutschen Theaters Berlin Ulrich Khuon sitzt und die Intendanti­n des Volkstheat­ers Wien Anna Badora, hat laut Commerçon bisher einmal Ende März getagt. Aus 40 Bewerbern seien sieben herausgefi­ltert worden, die alle eingeladen würden. Unter den sieben finden sich laut Commerçon noch alle typischen Intendante­n-Typen: mit Musiktheat­eroder Schauspiel­Schwerpunk­t, selbst inszeniere­nde Künstler oder auch nicht-inszeniere­nde Manager.

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Stijn Celis
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